Predigtmanuskript
“Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt. Auch die Mutter von Jesus nahm daran teil. 2 Jesus und seine Jünger waren ebenfalls zur Hochzeitsfeier eingeladen. 3 Während des Festes ging der Wein aus. Da sagte die Mutter von Jesus zu ihm: »Sie haben keinen Wein mehr!« 4 Jesus antwortete ihr: »Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« 5 Doch seine Mutter sagte zu den Dienern: »Tut alles, was er euch sagt!« 6 Dort gab es auch sechs große Wasserkrüge aus Stein. Die Juden benötigten sie, um sich zu reinigen. Jeder Krug fasste zwei bis drei Eimer. 7 Jesus sagte zu den Dienern: »Füllt die Krüge mit Wasser.« Die füllten sie bis zum Rand. 8 Dann sagte er zu ihnen: »Schöpft jetzt etwas heraus und bringt es dem Festmeister.« Sie brachten es ihm. 9 Als der Festmeister einen Schluck davon trank, war das Wasser zu Wein geworden. Er wusste natürlich nicht, woher der Wein kam. Aber die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wussten Bescheid. Da rief der Festmeister den Bräutigam zu sich 10 und sagte zu ihm: »Jeder andere schenkt zuerst den guten Wein aus. Und wenn die Gäste dann angetrunken sind, folgt der weniger gute. Du hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.« 11 Das war das erste Zeichen. Jesus vollbrachte es in Kana in Galiläa. Er machte damit seine Herrlichkeit sichtbar und seine Jünger glaubten an ihn.”
(Johannes 2,1–11 nach der BasisBibel 2015)
Ich höre auf die Geschichte. Ich lese sie. Ich denke nach. Irgendwie komisch und doch so ganz normal. Da passiert was vor aller Augen und gleichzeitig im Hintergrund und dann nochmal eine Ebene dahinter.
Vordergründig und ganz real fassbar geht es um ein Hochzeitsfest, das in der Gefahr steht aus dem Ruder zu laufen. Geld für teuren Wein war sowieso nicht da. Sicher hatte man alles gekauft, was man sich leisten konnte, vielleicht auch was geliehen bei Bekannten und Verwandten. War es trotzdem schlecht geplant? Vielleicht. …oder zu viel Gäste gekommen, mehr als erwartet? Vielleicht. …oder?
Es geht in dem Bericht auf jeden Fall nicht um Schuldzuweisungen. Maria beobachtet nur, sie tratscht nicht. Sie vertraut sich Jesus an, ihrem Sohn. Nach Jahrzehnten versteht sie ihn immer noch manchmal nicht richtig. Aber sie tut es. Sie vertraut sich ihm an und sucht bei ihm Rat.
Und da ist so Einiges, was wir von ihr lernen können. Wenn Du in Durststrecken kommst, kannst Du natürlich Schuldige suchen. Du kannst auch Dich selbst anklagen. Vielleicht auch nicht ohne Grund. Vordergründig denkt man wohl auch meistens daran. „Woran hat es wohl gelegen?“
Maria macht was anderes: Sie geht zu Jesus und hört zu. …und der schaut auf den Hintergrund.
Das Erste ist: verleugne Deine Durststrecken nicht.
Ja, das ist das Vordergründige, dass, was erstmal real vor Augen liegt. Nimm das erstmal an und bring es zu Jesus.
Es ist zu einfach zu sagen. “Alles wird gut!” Manche Durststrecken in unserem Leben sind viel zu komplex. Manchmal haben wir uns selbst oder andere uns in Situationen gebracht, die nicht so einfach zu lösen sind. Das ist eben die Strecke des Durstes, von der übrigens auch König David in Psalm 23 singt.
Falsch ist es aber auch zu behaupten: “Es wird sich nie ändern.” Mit dem Moment, wo Du Dich Jesus anvertraust, wird er Dir einen Schluck Wasser geben, wird er Dich erfrischen, manchmal auch einen Schluck Wein, um Dir besonders zu begegnen.
Das Zweite ist deswegen: geh zu Jesus mit Deinen Beobachtungen.
Mit den Nöten, die Du siehst und selbst hast, bleib nicht allein. Bring sie Jesus. Auf Deiner Durststrecke geh in Richtung Oase. Bleib nicht im Staub sitzen. Sprich mit Jesus. Sag ihm alles! Auch das lernen wir übrigens aus den Psalmen. Alles soll und muss auf den Tisch.
Das Dritte, unheimlich Wichtige ist: tu, was er Dir sagt.
Maria lädt dazu ein Jesus zu vertrauen. Ohne konkretes Vertrauen zu Jesus, kommst Du nicht zur Oase. Mit dem Moment, wo Du Jesus Vertrauen schenkst, wird er Dir konkret begegnen. Du wirst es spüren wie erfrischendes Wasser und aromatischen Wein.
Jesus hat aber noch mehr! Jesus sieht in den Hintergrund.
Johannes, der diese Geschichte aufgeschrieben hat, merkt etwas Wichtiges. Er sieht, was im Hintergrund passiert. Er beschreibt nicht nur die Durststrecke, die Freudenbremse auf der Hochzeitsfeier. Er berichtet von dem, was sonst niemand anderes mitbekommt. Es geht ihm um mehr, als dass Wasser zu Wein wird und das Fest gerettet ist.
Er hat gemerkt: Das ist das nur das erste Zeichen, das Jesus tun wird. Denn seine eigentliche Stunde, seine Zeit, die kommt noch. Das ultimative Zeichen.
In unseren Leben sind wir immer wieder auf Durststrecken unterwegs. Warum wir auf diese Durststrecken kommen, spielt erstmal keine Rolle. Worum es geht ist, dass Jesus uns in unserem Durst begegnen möchte. Wenn Johannes von Zeichen spricht, meint er Momente, in denen sich Himmel und Erde begegnen. So drückt es Tom Wright in seinem Bibelkommentar aus.
Du kannst mitten in Deiner Durststrecke erleben, wie sich Himmel und Erde begegnen, wie Gott in Dein Leben tritt.
Jesus geht es also um mehr als Zeichen, mehr, als um einen Schluck Wasser oder Wein. Es geht ihm um die Begegnung mit ihm. Keine Durststrecke in Deinem Leben kann Jesus daran hindern Zeichen zu setzen, Dir zu begegnen. Momente in denen Himmel und Erde sich begegnen.
Das letzte Zeichen, von dem Johannes berichtet, ist Jesus am Kreuz. Das ist die Stunde, von der Jesus zu Maria spricht. Das ist der ultimative Moment, in dem sich Himmel und Erde begegnen. Das ist der Höhepunkt der Durststrecke, die Jesus selbst erleidet. Das ist der Moment, an dem Gott selbst das Zeichen schlechthin setzt.
Wenn der Himmel am weitesten entfernt scheint und Du trotzdem dorthin schaust, ist er Dir doch am nächsten.
Du kannst Dich darüber ärgern oder auf dem Weg, den Du bist, das tun, was Maria getan hat:
• Deine Durststrecke nicht verleugnen.
• Mittendrin aber zu Jesus gehen und ihm davon berichten.
• Dann tun, was er Dir sagt…
• …und schließlich erleben, dass er Dir nahe ist.
Das ist in jeder Situation anders. Aber es ist immer Jesus. Die Entscheidung liegt nun bei Dir, bei mir, bei uns. Maria hat ihre getroffen. Am Ende der Geschichte, die Johannes erzählt, steht sie am Kreuz. Drei Tage später stehen ein paar Frauen am offenen Grab, ein paar Stunden später auch Männer. Sie merken, dass es richtig war, was Jesus gesagt hat. Und dann begegnet er ihnen. Und Dir.
Amen