Glaube (1) – Kann das wahr sein?

Kann das wahr sein? Die nächsten Wochen will ich mit euch aus verschiedenen Blickwinkeln über unseren Glauben nachdenken. Es soll darum gehen, ...

… sich auf die Frage einzulassen, ob das denn alles wahr ist, aber auch auf die Antwort.

… Vertrauen zu wagen. 

… Angebote in Anspruch zu nehmen.

… Schritte zu wagen.  

Heute geht es darum die Wahrheit zu finden. Da begegnen uns zwei Fragen. Die erste: “Ist das überhaupt alles so passiert? Ist das auch wahr, was du mir erzählst?” Die zweite Frage: “Ist das auch zuverlässig? Kann ich mich darauf verlassen? 

Erstens: “Ist das alles so passiert? Kann das wahr sein?”

Oft denken wir ja, dass die Menschen früher weniger Probleme mit dem Glauben hatten als wir. Dem war aber nicht so. Ob Gott wirklich Mensch geworden ist, wurde sehr früh von den einen infrage gestellt. Die Auferstehung von Jesus war auch nicht so einfach anzunehmen. Nur die Kreuzigung schien Fakt zu sein und das Leben von Jesus. Beides ist auch von nichtchristlichen Historikern gut dokumentiert. Nur der Islam leugnet die Kreuzigung von Jesus, das aber aus Gründen seines ganz anderen Gottesbildes. Der Apostel Johannes betont, dass Gott wirklich Mensch geworden ist, und dass das unaufgebbarer Teil unseres Glaubens ist. Paulus thematisiert in seinen Briefen immer wieder die Kreuzigung und Auferstehung von Jesus uns seine Bedeutung. In seinem ersten Brief an die Christen in Korinth stellt er sich den Zweiflern: 

Liebe Brüder und Schwestern! Ich möchte euch an die rettende Botschaft erinnern, die ich euch verkündet habe. Ihr habt sie angenommen und darauf euer Leben gegründet. * Durch diese Botschaft werdet ihr gerettet, vorausgesetzt, ihr bewahrt sie genau so, wie ich sie euch überliefert habe. Sonst glaubt ihr vergeblich und erreicht das Ziel nicht. * Zuerst habe ich euch weitergegeben, was ich selbst empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben. Das ist das Wichtigste, und so steht es schon in der Heiligen Schrift. * Er wurde begraben und am dritten Tag vom Tod auferweckt, wie es in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist. * Er hat sich zuerst Petrus gezeigt und später allen aus dem engsten Kreis der Jünger. * Dann haben ihn mehr als fünfhundert Brüder und Schwestern zur gleichen Zeit gesehen, von denen die meisten heute noch leben; einige sind inzwischen gestorben. * Später ist er Jakobus und schließlich allen Aposteln erschienen. * (Schließlich auch mir.) … * Wenn aber Christus nicht von den Toten auferweckt wurde, ist euer Glaube nichts als Selbstbetrug, und ihr seid auch von eurer Schuld nicht frei.

(1. Korinther 15,1-8 und 17 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle)

Das sind schon starke Behauptungen. Kann das alles so wahr sein? 

Paulus ist es wichtig, sich diesen Anfragen zu stellen. Er übergeht sie nicht. Er geht ihnen nicht aus dem Weg. Vor allem ist es ihm wichtig, die Bedeutung vom Tod und die Auferstehung von Jesus plausibel zu erklären. Ihm ist es aber auch wichtig zu betonen, dass das wirklich historische Tatsachen sind und dass es wichtig ist, darauf zu bestehen. Warum ist das so? Wenn wir nämlich nur das für möglich halten, was wir als Menschen selbst erlebt haben, klammern wir nicht nur die Möglichkeit aus, dass Gott in unserer Welt handeln kann, sondern auch Gott selbst aus unserer Welt. Das können wir natürlich für uns so machen. Aber es ist doch schon höchst problematisch sich selbst als Maßstab dafür zu nehmen, was alles in der Welt passieren kann. 

Nehmen wir doch mal die Zahl Null. Es hat sehr lange gedauert, bis man begriffen hat, dass sie beim Rechnen sehr hilfreich sein kann. Dafür muss man aber erstmal zulassen, dass man auf etwas zählen kann, dass es garnicht gibt. Die Null ist ja gerade das, was nichts ist. Wie, bitte schön, kann man mit Nichts rechnen? Und wie kann man mit etwas rechnen, was man nicht hat? Ähnlich ist es mit den Minuszahlen. Wie ist es möglich weniger zu haben als man eigentlich hat? Bevor die Gedankenspielerei lächerlich wird, höre ich mal hier auf. Worum es dabei aber geht: Was für uns heute ganz klar ist, war für die Menschen in sehr alter Zeit nicht denkbar. 

Die Frage, die sich uns deswegen stellt ist, ob wir bereit sind uns auf etwas einzulassen, dass wir oder die heute anerkannte Wissenschaft nicht beweisen können. Der Charme des christlichen Glaubens ist unter anderem, dass  wir uns nicht auf Wissenschaft, Materialismus und ein mechanistisches Weltbild reduzieren lassen müssen. Das bedeutet überhaupt nicht, dass die Wissenschaft falsch ist. Es bedeutet nur, dass es mehr gibt, als sie erklären kann und dass sie Methoden benutzt, die nur für ihren Bereich gelten. 

Das Schöne als Christ ist, dass wir wissen dürfen, dass die Welt größer ist, als wir es erklären können und dass es einen Gott gibt, der ganz persönlich etwas mit uns zu tun haben möchte.

Letztendlich muss ich Gott auch nicht beweisen. Er beweist sich selbst, wenn ich mich auf ihn einlasse. Hier geht es aber um viel mehr. Es geht darum, dass Gott selbst zu uns gekommen ist, Mensch geworden ist. Gott selbst sucht die fassbare, konkrete Begegnung mit uns Menschen. Und genau das macht er in unserer konkret erlebbaren Welt. Er kommt in unsere Geschichte und sprengt unsere Vorstellungskraft.  

Zur Beruhigung also: Nicht zu glauben, ist normal. Muss ich aber daraus den Schluss ziehen, dass es nur das gibt, was ich berechnen kann? 

Geht es auch nicht um viel mehr, nämlich Vertrauen zu wagen?

Damit kommen wir auf die zweite Frage:

“Ist das alles auch zuverlässig? Kann ich mich darauf verlassen?”

Wenn wir uns auf diese Fragen einlassen, merken wir, dass es um mehr als Fakten geht. Es dreht sich auch um Vertrauen zu den Quellen, aus denen wir Informationen schöpfen. Vertrauen ist zwar das Thema der nächsten Predigt. Es gehört aber auch schon in diesen Zusammenhang zur Wahrheit. 

In den letzten Jahren, besonders in den letzten zwei, werden wir immer wieder mit Fake-News konfrontiert. Was ist dabei interessant? Im Grunde genommen glaube ich der einen oder anderen Nachricht, weil ich Vertrauen zur Quelle der Information habe. Manchmal sind es Informationsportale. Immer stehen aber konkrete Menschen dahinter, denen ich vertraue oder nicht. Da kann jemand noch so recht haben. Wenn ich dieser Person nicht auf’s Fell schauen kann, glaube ich ihr nicht. Habe ich aber eine gute Beziehung zu der Person oder ist sie mir sympathisch oder in irgendeiner anderer Form zuverlässig, fällt es mir schon viel leichter, etwas zu glauben. Nun kann aber auch der beste Freund und die bestinformierte Freundin mir nicht alles auf die Nase binden. “Ne, nä? Das meinste jetz nich im ernst oder?!” Irgendwie zögerst Du aber auch: “Naja, wenn meine Freundin auch hier Stuss erzählt. Irgendwie ist sie sonst zuverlässig. Sonst kann ich mich ihr ja auch anvertrauen. 

Genau das ist es, worum es im Glauben geht. Es geht um eine vertrauensvolle Beziehung. Es geht darum, dass man erstmal zuhört, darum, dass es um mehr geht, als um Richtigkeiten, aber eben auch um richtig und falsch. Es geht also um Vertrauen, das die Tür öffnet, sich auf Dinge einzulassen, die man noch nicht kennt. Es geht darum, dass wir uns auf Gott einlassen, auch wenn wir ihn nicht denken können. Es geht darum, dass wir uns auf Gottes Plan für uns einlassen, bevor wir ihn ganz verstehen. Es geht auch darum sich einen Ruck zu geben, dass wir uns auf ihn einlassen, auch wenn er vielleicht anderer Meinung ist, als wir in bestimmten Bereichen.

Eines Tages wandert Jesus durch die Region Samarien. Er ist unterwegs von Jerusalem nach Judäa, wo er und seine engsten Vertrauten zuhause sind. Die Samariter halten aber gar nichts von Jerusalem und auch nicht von den Juden. Eigentlich mögen sich beide gegenseitig nicht und sind auch ganz anderer Meinung über den Glauben und Gottes Willen.Jesus geht trotzdem und sogar gerade deswegen auf sie zu. Er sucht die Begegnung mit denen, die anderer Meinung sind. Er spitzt das aber noch weiter zu. Er selbst sagt, dass es auf ihn allein ankommt. Er rechnet anders und lädt die Menschen ein, sich auf ihn einzulassen. Er geht ihnen nicht aus dem Weg und fordert sie heraus ihm auch nicht aus dem Weg zu gehen - und Gottes Plan auch nicht. 

Alles beginnt damit, dass er einer ausgegrenzten Frau ein Gespräch aufdrängt. Die ist zuerst abweisend und zögert. Dann lässt sie sich aber auf Jesus ein und verändert ihre Haltung. Der Apostel Johannes schreibt im vierten Kapitel seines Jesusberichts folgendes: 

Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, lief in die Stadt und rief allen Leuten zu: * »Kommt mit! Ich habe einen Mann getroffen, der alles von mir weiß! Vielleicht ist er der Messias!« * Neugierig liefen die Leute aus der Stadt zu Jesus. * … * Als sie nun zu Jesus kamen, baten sie ihn, länger bei ihnen zu bleiben, und er blieb noch zwei Tage. * So konnten ihn alle hören, und daraufhin glaubten noch viel mehr Menschen an ihn. * Sie sagten zu der Frau: »Jetzt glauben wir nicht nur deshalb an Jesus, weil du uns von ihm erzählt hast. Wir haben ihn jetzt selbst gehört und wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt!«

(Johannes 4,28-30 und 40–42 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle)

Worum geht es hier heute? Gott lässt sich auf Menschen ein, die ganz anderer Meinung sind als er. Jesus macht das deutlich, indem er die Frau herausfordert ihre Glaubenswelt, ihr Menschen- und Welt und Gottesbild neu zu überdenken. Sie geht darauf ein und merkt, dass sie das innerlich verändert, und zwar positiv verändert. Sie merkt, dass es mehr gibt, als das, was sie vorher für möglich gehalten hat. 

Die Menschen in dem Städtchen Sychar werden deswegen neugierig. Sie lassen sich auf die Frau ein, die für sie gar nicht zuverlässig war. Ihnen fällt aber auf, dass sie sich verändert hat in der Begegnung mit dem Fremden. Dann lassen sie sich auch auf den fremden Jesus ein, der so ganz ander Meinungen hat, als sie. Sie fragen sich: “Ist dieser Jesus wirklich zuverlässig? Kann das wahr sein, was er behauptet? Nachdem sie sich Zeit genommen haben, sich auf ihn einzulassen, sind sie sich einig: “Er ist wirklich der Retter der Welt.” oder “Dieser ist in Wahrheit der Heiland der Welt. Sie merken, dass er nicht nur inhaltlich die besten Argumente hat. Es geht ihm um mehr als Richtigkeiten. Ihnen fällt auf, dass er in sich stimmig ist. Er ist wirklich. Er ist wahrhaftig. Es ist wahr, was sie da erleben. Da gibt es nichts Widersprüchliches in ihm. Seine Worte und Taten passen zusammen. Er ist zuverlässig und vertrauensvoll. Die Begegnung mit ihm tut ihnen gut selbst, wenn er mich hinterfragt. Er macht mich ganz. Seine Blicke sind echt und einladend. 

Und so kommen wir zum Schluss:

Lassen wir uns ein auf den Gedanken Gott zu begegnen. Lassen wir uns darauf ein Jesus zu begegnen. Öffnen wir die Tür für ihn, wenn er bei uns anklopft. Er wird unseren Horizont öffnen für das, was möglich ist, für das, was uns gut tut, wer uns gut tut. Der auferstandene Jesus. Wenn es Dir schwerfällt zu glauben, dass Jesus auferstanden ist oder andere Dinge. Dann wag es doch mal, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Setz Dich mit ihm ehrlich auseinander. Ist das mit dem Glauben also wahr? Das erfährst Du nur, wenn Du Dich darauf einlässt.