Glaube (3) Gottes Angebote annehmen

Willkommen in der Welt des Glaubens! Die letzten Wochen haben wir schon darüber nachgedacht, worum es im christlichen Glauben geht, im Glauben der Christen, im Glauben an Jesus Christus? Damit beschäftigen wir uns in diesen Wochen. Angefangen haben wir mit der Wahrheit des Glaubens oder besser gesagt mit dem, der nicht nur Wahrheit bringt, sondern auch Wahrheit ist. Dann ging es weiter damit Vertrauen zu wagen, also dem beginnen zu vertrauen, der zuverlässig und wahr ist. Das nächste Mal denken wir darüber nach, wie wir unseren Glauben in die Tat umsetzen können. 

Heute beschäftigen wir uns aber erstmal damit, dass Gott uns Angebote macht, die wir für uns in Anspruch nehmen dürfen und sollen. Hier geht es weniger um die vielen konkreten Angebote, sondern um das Prinzip, diese anzunehmen, ja sogar für sich zu reklamieren. 

Das ist so ähnlich wie ein Gutschein, den man einlösen muss, wenn man das Angebot in Anspruch nehmen will. Da bekommt man etwas Tolles geschenkt. Warum sollte man das Angebot ausschlagen oder nicht wahrnehmen? Wie oft machen wir aber das eine oder andere?

Glaube bedeutet also, Gottes Verheißungen bzw. Versprechen nicht nur wahrzunehmen, sondern auch ernst zu nehmen.

Da ist auf der einen Seite Gott, der uns einlädt, der uns beschenkt, der uns Versprechen macht. Auf der anderen Seite sind wir, die wir darauf eingehen. Wir lassen uns auf ihn ein und deswegen auch auf das, was er uns anbietet.

Oft vergessen wir das, weil sich Anderes dazwischen drängt. Manchmal fühlen wir uns sogar bestohlen. Da hat uns jemand die Zuversicht, die Hoffnung, die Freude, den Glauben geraubt; oder wir haben sie gegen Kopien ausgetauscht. Dann sind wir eingeladen uns das Original wieder zurückzuerobern; das, was man vielleicht aus den Augen verloren oder einem aus den Händen geglitten ist oder jemand geraubt hat. Wir freuen uns über Gottes Angebot und rebellieren gegen jeden und alles, was sich dazwischen stellt. 

Beides ist Glaube; das fröhliche Annehmen der Angebote Gottes und das rebellische zurückerobern dieser Angebote, wenn uns der Blick dafür verloren gegangen ist.

Wir kennen sie alle, diese Vordrängler. Da steht man an der Theater- oder Kinokasse, an der Theke der Eisdiele oder woanders. Plötzlich kommt da ein dicker, unverschämter Mann und schiebt sich zwischen uns und die Theke. Wir sind überwältigt, werden überrascht, uns fehlen die Worte. Der Unverschämte ist taub und wir sehen die Eisverkäuferin nicht mehr. Dann denken, wir, die Frau an der Theke mit dem Eislöffel und den vielen schönen, leckeren Eissorten hätte uns vergessen oder würde uns nicht mehr hören. 

So ist das manchmal auch mit unserem Glauben. Da schiebt sich etwas oder jemand zwischen uns und Gott. Wir sehen Gott nicht mehr, nur noch den mächtigen Rücken des Störenfrieds, des Problems, das wir haben. Gleichzeitig fürchten wir, dass Gott uns auch aus den Augen verloren hätte und sind verzweifelt. 

Ich bin auf die Worte von David gestoßen, der dagegen rebelliert. Er macht etwas, worauf ich ehrlich gesagt, nicht gleich gekommen wäre. Er erinnert sich an Gottes Versprechen und hält sie ihm vor. 

Höre, Herr, wenn ich nun mit lauter Stimme rufe, sei mir gnädig und antworte mir! * In meinem Herzen wiederhole ich deine Worte: »Kommt vor mein Angesicht, sucht meine Nähe!« Ja, Herr, das will ich tun: ich will vor dein Angesicht treten.

(Psalm 27,7–8 nach der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel)

David nimmt den Kampf mit dem unverschämten Drängler auf. Er hüpft nicht hoch, um Gott zu sehen. Er schubst den Mann auch nicht weg und rempelt genauso, wie er. Er ruft laut zu Gott und erinnert ihn an sein Versprechen. Und indem David das tut, löst sich der Drängler in Luft auf. David sieht das Gesicht Gottes, ein glänzendes Angesicht. Nicht mehr den Rücken des Dränglers, sondern das freundliche, zugängliche, barmherzige, gnädige Gesicht Gottes. 

Wir kennen die Jesusgeschichte vom verlorenen Sohn, an die uns Lukas in seinem Evangelium erinnert. Wir wissen auch, dass es sich dort eigentlich um zwei Söhne handelt.

Sie sind so ganz verschieden und irgendwie doch ganz gleich. Sie sind bei ihrem Vater zuhause und innerlich doch ganz weit weg. Der eine denkt an all das Interessante außerhalb des Vaterhauses und hat sich innerlich schon lange entfernt, bevor er sein Erbe fordert und dann weggeht. Der andere Sohn bleibt, aber innerlich ist er auch nicht beim Vater. Er sieht seine Pflicht und seine Arbeit. Der jüngere reklamiert sein Erbe vor der Zeit. Der ältere vergisst das zu erbitten, was der Vater ihm schon jetzt gerne geben würde. Der eine denkt, der Vater würde ihn einengen. Der andere denkt, er würde ihm etwas vorenthalten. Weder der eine noch der andere nimmt die vielen Angebote in Anspruch, die der Vater bietet. 

Wie traurig für den Vater, der darunter leidet dass seine Kinder es nicht schaffen seine Liebe zu sehen, weil sie so sehr in sich selbst gefangen sind. Sie haben sich eingemauert jeder für sich und den Vater draußen stehen lassen. Der eine baut Mauern des Genusses, der andere Mauern der Pflicht. So sieht weder der eine noch der andere das Angebot des Vaters, seine Freigebigkeit, seine Offenheit, seine Sehnsucht nach seinen Kindern. Dabei würde er sie gerne feiern lassen. 

Beide müssen es erst schmerzhaft lernen; der eine, als er merkt, dass seine selbstgemachte Freiheit ihn nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich verarmen lässt; der andere, als er merkt, wie ihn die Eifersucht auf den anderen Bruder auffrisst. 

Da ist er wieder, dieser unverschämte Drängler. Nein, da sind schon zwei. Der eine nennt sich Eifersucht, der andere Easy-Life, das leichte Leben. Nein, da kommen noch mehr, nämlich das Pflichtgefühl und die Bequemlichkeit. Das Volk der unverschämten Drängler ist ziemlich groß. Stellt sich die Frage, wem wir den Vorzug geben. Stellt sich die Frage, ob wir uns ihre Drängelei gefallen lassen oder beginnen zu rebellieren. David macht das. Er erinnert sich an Gottes Angebote und beginnt, sie wieder für sich in Anspruch zu nehmen.

Genau das ist Glauben: aktiv werden und sich an Gottes Versprechen zu erinnern, ja Gott selbst seine Versprechen vorzuhalten.

Das hört sich erstmal für gut erzogene Christen, die wir sind, unverschämt an. Das ist es aber nicht. Denn wenn wir meinen Gott erinnern zu müssen, erinnern wir uns selbst an ihn. Wir nehmen das in Anspruch, worauf er wartet, dass er es uns geben kann. 

Da steht die Eisverkäuferin mit der vollgefüllten, bunten, leckeren Waffel hinter der Theke. Wir haben Angst, sie würde erst den unverschämten Mann vor uns bedienen. Aber das macht sie nicht. Er wird nichts bekommen. Sie wartet darauf, dass wir sie ansprechen. Wir müssen also aktiv werden. Vielleicht winkt sie uns auch zu vorzukommen.

Willst Du die Eiswaffel haben, musst Du mit der Eisverkäuferin sprechen und die Hand ausstrecken. Wenn Du Essen willst, musst Du einen Löffel in die Hand nehmen für die Suppe, die Gabel für die Kartoffel und ein Messer für das Steak. Wenn Du Dir einen Brunnen wünschst, musst Du eine Schaufel in die Hand nehmen. Wenn Du Geld abheben willst, musst Du zur Bank gehen oder zu einem Automaten. Wenn Du einen Ausflug machen willst, dann musst Du in die Pedale treten oder aufs Gaspedal. 

Und wenn Du dem allem echte Erfüllung geben willst, dann lädt Dich Gott ein seinen Sohn einzuladen und mit ihm Eis essen zu gehen, den Brunnen auszuschaufeln und alles andere. 

Glauben leben, bedeutet Gott ins Gesicht zu schauen und mit ihm zu reden über all das, was er Dir schenken will. Frag ihn doch mal. Mach gleich eine Liste von all dem, was er Dir schenken will. Schau auf Jesus, schau mal in die Bibel oder lass es Dir darin zeigen. Und wenn Du Jesus nicht erkennen kannst vor den vielen unverschämten Dränglern, den dunklen Gedanken. Dann sprich Jesus darauf an, was er Dir versprochen hat. Erinnere ihn, erinnere Dich selbst. 

David betet deswegen: “Mein Herz erinnert sich an dich.” oder “In meinem Herzen wiederhole ich deine Worte.” David sagt das nicht nur mit seinem Mund oder in seinen Gedanken. Es ist keine Wissensfrage. Es kommt ganz tief aus seinem Hetzen. Es ist das, was nur einem selbst und Gott zugänglich ist. 

Es ist die Quelle der Sehnsucht nach etwas, das andauert und nicht aufhört. Es ist ein tiefer Brunnen, aus dem man das Wasser hochholt. So ist es jetzt mit Davids Gedanken. Wenn es dicke kommt, holt er die tiefsten Gedanken aus seinem Inneren heraus und bringt sie vor Gott. Von außen ist David verzweifelt, aber tief drinnen ist etwas, das sich an Gott erinnert, an seine Versprechen und noch mehr, an sein Wesen. 

Denn der Herr, euer Gott, ist barmherzig. Er gibt euch nicht auf und lässt euch niemals untergehen. Für immer hält er an dem Bund fest, den er mit euren Vorfahren geschlossen hat. Denn das hat er geschworen.

(Deuteronomium 4,31 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle)

David erinnert sich an diese Worte aus dem Gesetz, das Mose von Gott für sein Volk bekommen hat. David ist es wichtig, das Wort Gottes zu kennen. Deswegen kommt ihm auch dieser Vers in den Sinn, der direkt vor diesem steht. 

Dann werdet ihr den Herrn, euren Gott, suchen (Wenn es Dicke kommt.). Und ihr werdet ihn finden, wenn ihr ehrlich und von ganzem Herzen nach ihm fragt.
(Deuteronomium 4,29 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle)

Diese Verse kommen aus seinem Herzen, erfrischen seine Gedanken und legen ihm mutige Worte in den Mund. Weil Gott nämlich barmherzig ist und nicht unwillig und hart. Weil Gott sein Wort hält. Genau deswegen, hat David Mut, sich an ihn zu wenden egal was und wer ihn umgibt. 

Ich erinnere mich, dass du gesagt hast: »Sucht meine Nähe!« Das will ich jetzt tun und im Gebet zu dir kommen. 
(nach der Hoffnung für Alle Bibelübersetzung und:)

In meinem Herzen wiederhole ich deine Worte: »Kommt vor mein Angesicht, sucht meine Nähe!« Ja, Herr, das will ich tun: ich will vor dein Angesicht treten. 

(Psalm 27,8 nach der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel)

Genau das ist Glaube. Das Angebot Gottes annehmen. Gott daran zu erinnern. Sich selbst daran erinnern, aber nicht als Selbstgespräch, sondern in der Zwiesprache mit Gott. Mit rebellischem, lauten Herzen. Gott hört uns und freut sich, wenn wir zu ihm rufen. 

Herzliche Einladung also.