Heilung erleben wollen
Heute starten wir zur vierten Etappe der Predigtreihe zum Markusevangelium. Die nennt sich so:
Der Anfang der Guten Nachricht ist also nicht nur ein einzelnes Ereignis, sondern der Beginn eines Weges … und heute: der Weg, auf dem wir Heilung erleben dürfen.
Wie die meisten wissen, war ich die letzten Wochen gesundheitlich nicht so gut drauf. Neben einer Woche im Krankenhaus, habe ich auch einen ganzen Packen Medikamente mitbekommen. An die Packungen hat die Apothekerin jeweils notiert, wann und wie oft und wieviel ich täglich nehmen soll. Das ist sozusagen die hilfreiche Kurzversion der Anweisungen des Arztes und der Beipackzettel. Hier habe ich mal ein paar …
Wer liest bitteschön Beipackzettel?! Ich habe das mal nach ein paar Tagen gewagt, sie aber ehrlicherweise in Abschnitten auch nur überflogen. Bei einem habe ich mir aber die sich immer wiederholenden Nebenwirkungen angestrichen. Bei einem anderen hat mich der Arzt schon darauf hingewiesen: “Wenn dies oder das passiert, melden Sie sich bitte sofort. Dann müssen wir was anderes überlegen. Was nehmen Sie denn noch so an anderen Medikamenten? Die einen passen nämlich nicht zu den anderen. Sie heben die Wirkungen gegenseitig auf. Setzen sie die Medikamente aber auch nicht einfach ab. Vertrauen sie ihrem Arzt mehr als sich selbst.” Gott sei Dank, geht es mir inzwischen wieder soweit ganz gut. Manche von Euch kennen das selbst gut genug. Und ich bin so froh, dass ich das alles Jesus anvertrauen konnte.
Worauf ich heute also hinaus will ist die Beobachtung, dass Markus in seinem Jesusbericht auch von so einigen Krankheiten spricht. Besonders geht es ihm aber um die Heilung, noch mehr aber um den Arzt und dann und das Vertrauen zum Arzt.
• Da ist zuerst Jesus, der Arzt.
• Der sieht uns als Zweites als Menschen, die wir sind.
• Und schließlich wartet er auf eine konkrete Antwort von uns auf sein Heilungsangebot.
Jesus tritt als Arzt auf
So ziemlich am Anfang seines Dienstes sagt Jesus zu Menschen, die mit sich selbst zufrieden sind, und es anderen nicht gönnen gesund zu werden, folgendes:
“Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um Sünder in die Gemeinschaft mit Gott zu rufen, und nicht solche, die sich sowieso für gut genug halten.”
(Markus 2,17 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle)
“Ah!” sagen jetzt vielleicht Einige. “Jetzt kommt Jesus doch gleich mit der Sünde, moralisiert und vergeistlicht alle Krankheiten.” Worum es Jesus hier aber geht, ist was anderes. Er stellt sich als Arzt vor. Er ist dafür da Kranke zu heilen. Niemand wird gezwungen. Aber es ist gut, sich ganz auf Jesus einzulassen. Und ja, Sünde ist auch wie eine Krankheit. Darum geht es heute aber nicht. Jesus bietet auf jeden Fall auch dafür Heilung an. Ganz kurz: Jesus kommt als Arzt. Er macht Menschen gesund. Er hat die Mittel und die Möglichkeiten. Markus berichtet davon ganz ausführlich. Er kümmert sich ganz umfassend um die Menschen, die zu ihm kommen.
Als ich im Krankenhaus war, haben sich die Ärzte, Schwestern und Pfleger so richtig gut um mich gekümmert, haben mich von oben bis unten untersucht, von außen nach innen, mit und ohne Narkose. Und dann haben sie mir gesagt, was ich tun soll, damit ich gesund werde.
Ein Arzt macht eben nicht nur gesund. Er checkt uns so richtig durch. Dann gibt er auch Anweisungen, die helfen, gesund zu werden und zu bleiben. Deswegen ist es so gut, das zu tun, was er sagt und überhaupt einen Arzt aufzusuchen.
Jesus sieht sich selbst als Arzt. Deswegen ist es auch so gut, ihn aufzusuchen. Er checkt uns so richtig durch. Und dann sagt er auch, was wir tun sollen. Er ersetzt keinen Allgemeinmediziner. Aber Jesus kann vieles, was der nicht kann. Auf jeden Fall muss ich mir die Zeit nehmen, zum Arzt zu gehen. Ich muss abwägen, was mir wichtig ist. Meine Gesundheit oder andere Verpflichtungen oder Zeitvertreibe. Gut zu wissen, dass ich meinen Verpflichtungen und Zeitvertreibe nur dann gut nachkommen kann, wenn ich auf meine Gesundheit achte. Wenn da was knackt, schmerzt oder wackelt, sollte ich mir diese Zeit nehmen. Jesus kommt jetzt als Arzt.
Jesus sagt: nimm Dir Zeit Dich behandeln, Dich durchchecken zu lassen. Nimm Dir Zeit für mich. Zögere es nicht unnötig raus.
Er bietet uns das auch nicht nur im übertragenen Sinn an. Die Krankheiten, von denen Markus berichtet, sind echte Krankheiten. Es sind nicht nur Gleichnisse mit tieferem Sinn. Jesus will zwar keinen medizinischen Arzt ersetzen. Er kann aber auch körperliche Krankheiten heilen über medizinische Möglichkeiten hinaus.
Wir dürfen also mit allem zu ihm kommen, was uns bewegt. Deswegen ist der zweite Punkt so wichtig.
Jesus sieht den ganzen Menschen
Jesus ist nicht nur für unsere Seele gekommen. Er teilt uns Menschen nicht in verschiedene Bereiche auf, in einen wichtigen geistlichen und unwichtigen körperlichen. Er kommt auch nicht nur zu unserem Intellekt. Jesus kümmert sich um uns als Menschen, die wir sind. Markus erwähnt deswegen Menschen, die haben Fieber. Dann ist da eine Frau, die an nicht aufhörenden Blutungen leidet. Andere Menschen leiden an Hautkrankheiten, manche ansteckend. Wieder andere sind ganz oder teilweise gelähmt, oder sie leiden an Muskelschwund. Es gibt auch Menschen, die sind taubstumm. Andere sind blind. Die meisten sind aber einfach ausgelaugt und geschwächt. Zu denen schickt er später auch seine Nachfolger.
Dann ist es auch mal so, dass es mehrere Schritte zur Heilung gibt. Jesus beginnt, jemand zu heilen. Aber beim ersten Versuch klappt es noch nicht ganz. Heilung ist also nicht in jedem Fall plötzlich, auch nicht mit Jesus. Jesus gibt aber nicht auf, sondern bleibt dran. Er bleibt im Gespräch mit dem Kranken während des Heilungsprozesses. Manche Dinge brauchen länger. Auch mit Jesus.Spannend wird es aber dann, wenn Jesus Menschen fragt, was sie konkret von ihm wollen. Er behandelt uns also nicht oberflächlich. Er will der Sache auf den Grund gehen. Bei all dem verweist Jesus die Menschen nicht einfach auf den Himmel. Er baut Beziehungen auf. Er sieht unsere ganze Menschlichkeit, unser ganzes Menschsein.
Dann schaut Jesus aber auch immer wieder nach oben zum Himmel, wenn er heilt. Er spricht mit Gott. Jesus sucht das Gespräch auf der Erde wie auch im Himmel.Da halten sich Menschen hier auf der Erde an Jesus fest, und Jesus weiß sich und uns mit ihm von seinem Vater im Himmel gehalten. Das ist das Wesen des Menschseins: mit Himmel und Erde verbunden.
Wir sind nicht einfach nur Materie. Da ist mehr. Jesus sieht uns ganz, wie wir sind und wo wir sind.
Es keinen Ort, an dem Jesus nicht heilen könnte. Er tut es im Gottesdienst, auf Feld und Flur und auch auf dem Marktplatz. Ein Shoppingcenter ist also genauso geeignet, wie die Kirche. Wichtig ist, dass Jesus dabei ist. Wir können also bei Edeka genauso für Menschen beten, mit denen wir ins Gespräch kommen, wie auf Arbeit oder in unserem Gottesdienst. Im Gottesdienst nehmen wir uns aber besonders Zeit für ihn.
Es gibt also keinen geistlichen und weltlichen Ort. Jesus ist öffentlich und privat ganz egal. Wir sind ganz Menschen und Jesus ist überall. Oder er ist nirgendwo und wir haben nur uns als Antwort. Das wäre die Konsequenz.
Genau diese Konsequenz wartet auf Antwort.
Jesus wartet auf Antwort
Das ist der dritte Punkt. Wir müssen uns auf ihn einlassen. Wie ich zum Arzt gehe oder es aufschiebe. So kann ich auch mit dem Angebot umgehen, das Jesus mir macht.
Da sagt Jesus mehrmals zu Menschen, die er gesund macht: “Dein Glaube hat dich geheilt.” Ich muss also beginnen Jesus zu vertrauen. Egal wo ich bin oder wie ich mich fühle. Es geht darum, dass ich ihm Vertrauen schenke. Das macht dem einen oder anderen vielleicht Angst, Vertrauen wagen. Ich muss mich outen. Ich muss öffentlich machen, was mich bewegt, was mir Schmerzen bereitet. Ich muss mich öffentlich zum Arzt stellen, zu Jesus. Es ist so schön, dass Vertrauen zu Jesus auch ganz klein und im Verborgenen beginnen kann. Da berichtet Markus von der Frau, die sich garnicht traut, auf Jesus öffentlich zuzugehen. Die Regeln ihrer Gesellschaftsordnung verbieten das sogar. Sie fühlt sich gebremst. Aber noch mehr fühlt sie sich hingezogen zu Jesus. Ganz heimlich versteckt sie sich in der Menge und will nur den Saum des Gewandes von Jesus berühren. Nur ein bisschen von Jesus würde ihr schon reichen. Sie denkt, er müsste es noch nicht einmal merken. Sie ist schüchtern. Sie hat Angst. Aber sie hat einen festen Glauben. Jesus kann! Wie schön endet die Geschichte dann. Die heimliche Berührung heilt die Frau. Aber Jesus will sie ganz und öffentlich. Er hat es gemerkt und macht es öffentlich. Es darf kein Geheimnis bleiben.
Jesus will uns als ganze Menschen. Wie er uns in unserer ganzen Körperlichkeit nimmt. So will er uns auch nicht nur heimlich. Er bekennt sich öffentlich zu uns, egal, was wir davon halten.
Glaube, Vertrauen, darf sichtbar werden. Da sind Menschen, die Jesus suchen, nach ihm fragen, ihn anrühren, bedrängen, sogar schreien und bekennen, dass sie es aus eigener Kraft nicht schaffen, dass der eigene Glaube und die eigenen Mittelchen nicht ausreichen.
Glaube zeichnet sich eben auch dadurch aus, dass man seine eigenen Grenzen kennt und bekennt. “Ich glaube, aber hilf meinem Unglauben!” Ich kann nicht weiter. Meine Selbstmedikation macht mich nur kaputter. Da ist der verzweifelte, aber hoffnungsvolle Schrei eines Vaters, der bei Jesus für sein Kind eintritt. Er flüstert nicht nur. Er schreit. Er hat die Heimlichkeit und das fromme, artige Benehmen satt. Er bittet Jesus für ihn zu glauben. Ihm ist es egal, was die Leute denken. Und dann passiert es. Das Kind wird gesund.
Nun aber noch ein Letztes. Da, wo Menschen meinen, Jesus am Besten zu kennen, werden am wenigsten Menschen verändert und gesund. Markus hat das ganz genau beobachtet und beschreibt das so:
“Deshalb konnte er (Jesus) dort (in seiner Heimat) keine Wunder tun. Nur einigen Kranken legte er die Hände auf und machte sie gesund. * Er wunderte sich über den Unglauben der Leute.”
(Markus 6,5–6 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle)
Das Geheimnis des Glaubens an Jesus als Arzt und an seiner Guten Nachricht ist, dass man das Unerwartete erwartet.
Man bleibt im ganz normalen Leben dran an Jesus und ist bereit für Überraschungen. Man will Jesus immer mehr und besser kennenlernen. Jesus ist nicht nur der, den ich früher mal kennengelernt habe. Er ist für das Heute da und will mir eine ganz neue Seite von ihm zeigen. Er will mir als Menschen begegnen, der ich bin.
Lassen wir uns doch darauf ein, auf Jesus.
Amen!