Vor zwei Jahren begann eine Zeit, die wir uns damals wohl kaum so vorstellen konnten. Ungläubig sahen wir im Fernsehen, wie nicht nur einzelne Menschen, sondern ganze Städte abgeschottet wurden. Vielleicht dachten wir noch: “Naja, das ist wieder typisch für China. Menschen leiden unter der Staatskontrolle.” Das alte Machtprinzip: Teile und herrsche! schien dort genau angewandt werden und aufzugehen. Trenne die Menschen und bewege sie, wie du willst. Ich habe noch den Videoclip vor meinen Augen, wo Menschen aus ihren Fenstern herausrufen. Ein gespenstiger Anblick.
Inzwischen ist das so ähnlich auch bei uns angekommen, und wir haben sogar das Antimodewort ‘Social Distancing’ schon wieder vergessen. Wir leben es. Wir erleiden es nicht nur in der Familie und unter Freunden, sondern auch in unseren zwei Gemeinschaften. Ob wir mit den Maßnahmen einverstanden sind oder nicht, ob wir uns daran halten oder sie ignorieren, ob wir dafür auf die Straße gehen oder Zuhause grollen - ich denke, es gibt kaum jemand, der nicht darunter leidet.
In genau dieser Situation begegnet uns die diesjährige Jahreslosung. Da spricht Jesus (Johannes 6,37):
“Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.”
Es ist ein Wort der Verbundenheit, der Gemeinschaft und gegen die Vereinzelung. Es ist Einladung und Hilfe mit dieser und vielen anderen Situationen umzugehen. Es ist auch ein Wort des Widerspruchs. Denn Jesus heißt hier jeden willkommen, der zu ihm kommt. Wie er damals in seine so ganz andere Zeit sprach, so spricht er heute in unsere ganz konkrete. Er lädt uns damals wie heute ein ein Zuhause zu finden, einen Ort, wo wir vollständig angenommen sind, wo wir eben nicht abgewiesen werden. Wo wir auch keinen Abstand fürchten müssen oder Nähe bedrohlich finden könnten. Er sagt:
“Herzlich willkommen zuhause bei mir und meinem Vater!”
Er stößt niemanden aus. Er weist auch niemand ab. Bei Jesus willkommen sein ist heil werden, ist Gottes Willen für mich entdecken, ist das Leben selbst entdecken, Wiederentdeckung. Jesus lädt uns ein zu sich, weil es uns einfach gut tut. Ganz besonders tut er das in diesem dritten pandemischen Jahr, von dem wir hoffen, dass es einen Umbruch zum Guten bringt. Jesus spricht auch von einem Umbruch, einem Umbruch, der einlädt aufzubrechen und Gottes guten Willen für uns zu entdecken.
“Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.”
• Das bedeutet, dass Gott mit mir unterwegs ist.
• Das bedeutet, dass ich bei Jesus sicher bin.
• Das bedeutet, dass ich kein Ende fürchten muss.
Gott, der Vater von Jesus, ist schon mit mir unterwegs.
Es ist so gut zu wissen, dass wir keinen Türsteher fürchten müssen, der uns an der Tür abweisen könnte. Wir müssen kein Zertifikat zücken. Auch müssen wir nicht unser Alter beweisen oder unsere Herkunft, wie das an Grenzen üblich. Ich erinnere mich, dass ich das früher machen musste, wenn ich in die Disko wollte. Unter 16 wurde man nicht eingelassen. Woanders gibt es Kleiderordnungen als Bedingung zum Einlass. Und bei den Dritten ist es der soziale Status, der ganz unsichtbar, aber doch sehr deutlich zeigt, ob man erwünscht ist oder nicht.
Jesus sagt: “Jeder, der zu mir kommt!” Es gibt keine Ausnahme, keine Beweisaufnahme, kein Zertifikat und keinen Alters- oder Identitätsnachweis. Wenn wir vor der Tür stehen, werden wir eingelassen - Punkt.
Im selben Atemzug sagt Jesus aber, dass wir schon auf dem Weg dahin nicht allein sind. “Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen.”, so lautet der Teil des Satzes, der nicht in die Jahreslosung mit aufgenommen wurde. Er erklärt, worum es im Hintergrund geht.
Gott, den Jesus Vater nennt, verbindet seinen Willen für uns mit unserer Sehnsucht nach Heimat und Geborgenheit.
Da trifft Gottes Wille auf unsere Sehnsucht. Hier geht es nicht um die Frage, wer die Entscheidung trifft, Gott oder ich. Es geht darum, dass Gott mit uns unterwegs ist. Wenn wir noch gar nicht daran denken, bewegt uns Gott, der Vater von Jesus, schon in die Richtung seines Sohnes. Jetzt können wir uns natürlich dagegen wehren und die Augen vor Jesus verschließen. Wenn wir unsere Hände und Augen aber offen halten , spüren wir die Hand Gottes in unserer und sehen Jesus vor uns, wie er die Tür aufhält.
Wir sind nicht allein. Gott ist mit uns unterwegs zu Jesus.
Das bedeutet als Zweites, dass wir bei Jesus sicher sind.
Genau an diesem Punkt, wenn wir unsere Hand in Gottes legen und Jesus in die Augen schauen, merken wir das. Wir sehen in sein einladendes Gesicht. Er bittet uns einzutreten in sein Haus. In diesem Haus umgibt uns eine ganz neue Geborgenheit. Wir sind angenommen als die Menschen, die wir sind.
Je länger wir dort sind, desto gewisser werden wir, dass Jesus uns nicht wieder die Tür weist. Ja! Wir sind bei ihm sicher. Du bist sicher bei Jesus. Hier geht es auch nicht um eine mathematische Sicherheit, sondern die Gewissheit angenommen zu sein. In der Mathematik geht es darum recht oder unrecht zu haben. Aber unser Glaube ist nicht mathematisch beweisbar. Es geht vielmehr darum, dass wir gewiss sein dürfen angenommen zu sein. Jesus nimmt uns an und stößt uns nicht weg, weist uns nicht ab.
Er vergisst Dich auch nicht in einer Kammer. Du gehst ihm nicht verloren. Denn wen er einmal gefunden hat, den verliert er nicht aus dem Blick. Schau ihm doch mal in die Augen. Dann merkst Du, dass Jesus Dich permanent im Gedächtnis hat und sich um Dich kümmert. Das Problem ist nämlich eher, dass wir das vergessen und uns in uns selbst verlieren. Vielleicht kann uns diese Pandemie helfen, uns genau daran wieder zu erinnern. Das wir bei Jesus sicher und geborgen sind. Wenn uns auch viele andere Begegnungen genommen werden. Die Begegnung mit Jesus kann Dir keiner rauben.
Das bedeutet als Drittes, dass Du auch kein Ende fürchten musst.
Jesus schenkt Leben, das über den Tod hinausreicht. Dieses Leben beginnt nicht erst nach dem Tod, sondern mit dem Moment, wo man sich auf den Weg mit Gott macht und willkommen heißen lässt bei Jesus.
“Ja, es ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben hat; und an jenem letzten Tag werde ich ihn auferwecken.«”
(Johannes 6,40 nach der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel)
Das sind die Worte, die Jesus der Jahreslosung anschließt. “Wenn du glaubst, hast du das ewige Leben.”. Du bekommst es nicht irgendwann. Das Leben bei Jesus ist und bleibt dein Zuhause. Der Tod bedeutet, dass du in diesem Zuhause bei Jesus irgendwann einschläfst und dann aufgeweckt wirst. Gleichzeitig geht es nicht um die Sehnsucht nach dem Tod. Es geht darum, dass wir ihn nicht verleugnen und unser Leben mit Jesus schönreden. Es bedeutet, dass unser Leben eben noch auf ein mehr wartet. Was wir hier schon haben, ist schon jetzt bei Jesus zu sein. Da können die Umstände so sein, wie sie sind, in denen wir uns gerade bewegen. Die Pandemie ist so ein Umstand. Den können wir nicht ändern. Aber Gottes Wille uns bei ihm haben zu wollen auch nicht.
Jesus sprengt unsere Kategorien. Er vertröstet uns nicht auf ein Später-vielleicht. Wenn wir bei ihm sind, begegnet uns schon dieselbe Ewigkeit, aus der er kommt. Das ist mehr als eine nicht endende Zeit.
Ewigkeit ist ein Qualitätsmerkmal des Lebens mit Jesus.
Dieses Leben nimmt er uns nicht Irgendwann. Er bietet es uns jetzt für immer an. Er weist uns nicht ab. Wenn der Schöpfer der Welt mich zu sich einlädt, meint er das ernst.
Wenn Jesus uns nicht abweist, warum sollten wir ihn abweisen?
• Denn wir sind nicht allein und er uns ganz nah. Denn wir gehen an der Hand Gottes.
• Wir sind sicher. Denn Jesus weist uns nicht ab.
• Darum brauchen wir auch kein Ende fürchten.
Wir sind willkommen bei ihm. Denn, ...
… wer zu ihm kommt, den wird er nicht abweisen.
Amen