Lebe, was Du bist, Christ (Bergpredigt 2)

Habt Ihr schonmal ein Brot gegessen, bei dem vergessen wurde Salz als Zutat zuzugeben? Ich erinnere mich noch gut an diesen frühen Samstagmorgen, an dem ich mal wieder mithelfen durfte, das Brot für die Hochschulmensa zu backen, wo ich studiert habe. Mein Freund, Chef und Bäckerkollege hatte am Abend den Vorteig bereitet und zwei Gefäße mit weißem Inhalt verwechselt: Zucker statt Salz. Niemand fiel das auf, bis das Brot aus dem Ofen kam und ausgekühlt war. Wie lecker es roch! Doch dann schnitten wir es an und probierten. Unsere Stirne runzelten sich. Das Brot schmeckte wie süße Pappe. Die Kruste war OK, der Geruch spitze, die Krume schön weich und locker. Aber der Geschmack… Was nun? Es war das Brot für die ganze Woche! “Versuchen wir es einfach trotzdem das Brot in der Mensa zu servieren. Vielleicht geht es, wenn man Salz auf den Tisch stellt und es auf das Brot streut, vielleicht mit Butter.” Das waren so unsere Gedanken. Die Gesichter unserer Studienkollegen zeigten etwas anderes. Sie verzogen sich. Es war nichts zu machen. Das Salz hat seine Zeit und seinen Platz.

Als Jesus mit der Predigt auf dem Berg beginnt, zieht er einen ähnlichen Vergleich und fügt einen zweiten dazu. Hören wir mal, was uns Matthäus davon berichtet: 

 »Ihr seid für die Welt wie Salz. Wenn das Salz aber fade geworden ist, wodurch soll es seine Würzkraft wiedergewinnen? Es ist nutzlos geworden, man schüttet es weg, und die Leute treten darauf herum. * Ihr seid das Licht, das die Welt erhellt. Eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. * Man zündet ja auch keine Öllampe an und stellt sie dann unter einen Eimer. Im Gegenteil: Man stellt sie auf den Lampenständer, so dass sie allen im Haus Licht gibt. * Genauso soll euer Licht vor allen Menschen leuchten. Dann werden sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.« 

(Matthäus 5,13–16 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle)

Ihr seid für die Welt wie Salz.” und: “Ihr seid das Licht, das die Welt erhellt.” Das sind die zentralen Aussagen von Jesus an die Menschen, die ihm nahe stehen, ihm zuhören, ihm nachfolgen. Unmittelbar davor hatte er diesen Menschen noch etwas Stärkeres zugesagt. Ich fasse es mal zusammen: “Glücklich seid Ihr, die ihr mir nahe seid, wenn ihr an den Widersprüchlichkeiten in dieser Welt leidet, wenn ihr Sehnsucht nach Heilung habt, wenn Euch andere an eure Grenzen bringen. Seid fröhlich und jubelt. Denn es wird sich doch etwas verändern und ihr werdet reich belohnt werden. 

Jesus richtet sich hier an die, die ihm gemeinsam und ernsthaft nahe sein wollen. Zu denen sagt er gleich im Anschluss: “Ihr seid für die Welt wie Salz.” und: “Ihr seid das Licht, das die Welt erhellt.” Sofort verbindet er diese Zusprüche aber mit absurden Gedanken. Salz, das fade wird und gesalzen werden muss. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt und doch unsichtbar bleiben will. Eine Öllampe, die unter einen Eimer gestellt wird. Das ist absurd, sagt Jesus. Alles hat seinen Zweck und eine Wesensart, die nicht verloren gehen kann. Gehen wir diesen zwei Charakterzügen doch mal nach. Was ist das Wesen von denen, die Jesus nahe sind, ihm zuhören und folgen? Was ist das Wesen von uns Christen? Das ist das erste; und das zweite: Welchen Zweck hat es, nahe bei Jesus zu sein? Was macht das mit uns als Christen und was mit unserer Umwelt?

Wesensart und Lebenszweck. 

Zuerst die Wesensart von Menschen, die nahe bei Jesus sind.

Jesus spricht hier mal wieder überhaupt nicht, von dem, was sie tun sollen. Das Tun ist was ganz Natürliches, das aus dem Wesen kommt. Salz ist einfach Salz und kein Sand. Licht ist einfach Licht und kein Schatten. Licht macht Schatten. Salz würzt, reinigt und konserviert. Dazu gleich mehr. 

Jesus sagt: “Ich seid!” nicht: “Ihr sollt!” “Wenn Du bei mir bist, verändert das Dein Wesen. Wenn Ihr zusammen zu mir kommt, merkt Ihr, wie Ihr gemeinsam verändert werdet und wie gut das tut. 

Salz ist einfach was Gutes. Natürlich kann man die Suppe versalzen. Natürlich kann man jemand auch mit Licht blenden. Aber das sind Gedanken, der Jesus ganz fremd ist. Warum? Salz war wertvoll. Da achtete man ganz natürlich darauf, dass man es nicht einfach so wegkippte. Zu viel Salz ist also überhaupt nicht in diesem Vergleich mitgedacht. Genauso wenig gab es damals Taschenlampen oder Laserpointer, mit denen man Menschen blenden konnte. Mit einer Öllampe ist das einfach schwierig. Zu viel an Salz und Licht dürfen wir also gar nicht in diese Worte hineindenken. 

Es gibt immer wieder Christen, die Angst haben, man könnte zu fromm sein, also zu salzig oder unangenehm hell. Natürlich gibt es so etwas. Aber genau das ist hier definitiv NICHT der Punkt. Salz sein und Licht ist etwas Positives für einen selbst und für die Umwelt. Jesus sagt uns also, wenn wir bei ihm sind und bleiben: “Du bist gut drauf, mein Lieber. Ihr seid echt sympathische Menschen, meine Freunde! Wenn Ihr Euch von meiner Nähe prägen lasst, wird Eure Umwelt ganz natürlich hell und würzig. 

Genau das passiert im Verlauf der Bergpredigt. Zuerst sind die vielen Menschen zwar im Blick. Sie nähern sich aber erst nach und nach den Leuten, die nahe bei Jesus sind. Die Menschen spüren, dass da was ist, was sie auch gerne hätten. Und sie merken: “Jesus kann uns das geben.” Dann kommen sie näher und hören und sehen und schmecken sogar: “Jesus macht mich hell und gibt meinem Leben die Würze, von der ich nichts wusste, nach der ich mich aber so sehr gesehnt habe.” Sie kommen näher und lassen sich darauf ein und merken: “Oh, ich selbst werde Würze und Licht für andere. Das war mir gar nicht so bewusst. Aber ja, da gibt es Reaktionen. 

Doch ein Problem gibt es, das Jesus anspricht. Sein Problem ist nicht das Zu-viel, sondern das Nicht-wollen. Da scheint es Menschen zu geben, denen es nicht wichtig ist, nahe bei Jesus zu bleiben. Letztendlich ist ihnen Jesus nicht wichtig. Den Menschen rundherum will man ja nicht den Rücken zukehren. Und irgendwie muss ich ja auch mal an mich denken. Sie haben Angst vor dem Zu-viel, dem Zu-fromm-sein. 

Genau diese Bedenken machen einen Salzmenschen fade, sagt Jesus: “Mit diesen Gedanken wirst Du zu einem Sandmännchen.” Wenn Jesus von fadem Salz spricht, ist das natürlich ein absurder Gedanke für uns heute. Denn Salz ist Salz heute wie damals. Nun ist es aber so, dass der eine oder andere Händler auf dem Markt damals Sand unter das Salz mischte. So konnte er höhere Preise erzielen. Man kaufte also Salz, das fade war. Es war also nicht das Salz, sondern die Mischung, die dem Salz die Kraft nahm. Und solch kraftloses Salz wurde schließlich enttäuscht weggeworfen und zertreten. 

Die Frage ist also, wem ich meine Kraft widme. Ist es Jesus und lasse ich mich von ihm Kraft und Würze geben? Oder ist es meine Umwelt oder ich selbst, denen ich in erster Linie gefallen will?  

Im Laufe seiner Predigt auf dem Berg spricht Jesus solche Mischungen an, die dem Salz die Kraft nehmen und das Licht verdecken. Es ist Heuchelei. Es sind Sorgen. Es sind die Anderen, denen man gefallen will. Man hat Angst Gott zu fürchten und bekommt immer mehr Furcht Menschen nicht gefallen zu können. Man will auf keinen Fall Heuchler sein, und verkauft damit seinen Glauben. 

Für Jesus ist genau das ein absurder Gedanke. Hey, wenn Du bei mir bist, wenn Du Dich von mir prägen lässt, von meiner Nähe, dann sei Dir sicher, dass genau das Dich nicht zum Heuchler macht. Es kann sein, dass Du hin und wieder aneckst. Aber die Menschen werden merken, dass Du was hast, das sie auch gerne hätten. 

Jesus sagt also: “Lebe, was Du bist, Christ!” und: “Mach Dich locker, Mann – Frau! 

Als Zweites nun der Lebenszweck von Menschen, die nahe bei Jesus sind.

Was ist der Zweck von Salz und Licht? Wenn wir Nahrungsmittel zubereiten, gehört Salz einfach dazu. Wenn es dunkel wird, ist es einfach gut, Licht dabei zu haben. Jesus ist der Meinung, dass es in unserer Welt dunkel ist. Genau deswegen stoßen wir uns immer wieder aneinander. Praktisch, nützlich und gut, wenn man nicht nur Licht hat, sondern selbst leuchtet. Jesus ist der Meinung, dass die Welt ohne ihn fade ist, ja sogar kraftlos. 

Jesus bringt Geschmack in die Welt. Jeder, der sich zu Jesus hält, bringt auch Geschmack. Mit Jesus kommt Licht in die Welt. Jede, die sich zu Jesus hält, erhellt die Welt auch. Davon spricht Jesus in den berühmten Seligpreisungen. Mit Jesus und seinen Leuten kommt Friede zu den Menschen. Sie können zur Ruhe kommen und Sorgen ablegen. Mit Jesus und seinen Leuten kommt Gerechtigkeit in die Welt. Da hat man nicht nur recht und der andere Unrecht. Beziehungen werden heil. Das ist Gerechtigkeit. 

Das macht glücklich. Mit diesem Glückszuspruch beginnt Jesus seine Predigt auf dem Berg. Dieses Glück ist wie Licht und Salz. All das verändert uns und unsere Umwelt. Das ist der Lebenszweck von Menschen, die nahe bei Jesus sind. Da ist nichts mehr zwecklos. Da kommt endlich Sinn ins Leben. 

Diese neue Wesensart hat einen Lebenszweck. Dein Leben als Christ ist nicht sinnlos, nicht zwecklos. Du selbst bist nicht sinnlos, zwecklos. Einfach nur, dass Du da bist, das es Dich gibt und Du auf die Einladung von Jesus eingegangen bist, lässt Dich das sehen. Du bekommst als Christ Anteil am Wesen Gottes. 

Du bist der Grund, warum er die Welt geschaffen hat. Du bist der Grund, warum Jesus auf die Erde gekommen ist. Er will bei Dir sein. Du bist ihm viel wert, mehr als sein Leben. Er schenkt Dir sein Leben, wenn Du zu ihm kommst. Das ist der Zweck: Leben, Licht, Würze. 

Er macht Dein Dunkel licht und mit Dir das Dunkel um Dich herum. Er erhält Dich, wie Salz Nahrungsmittel erhält. So wirst Du auch nichts kaputt machen, wenn Du Dich als Jesusliebhaber outest. Du wirst erhalten und darfst zusehen, wie Dinge heil werden und hell. 

Was wollen wir mehr?