Predigtmanuskript
Miteinander Gott loben ist das Thema von heute.
“Nichts gesagt, ist genug gelobt.” So denkt und sagt der Eine oder die Andere. Wenn alles gut läuft, muss man nichts sagen; noch nicht einmal, wenn es sehr gut war. Wenn man den Mund aufmacht, tut man es um zu korrigieren, zu kritisieren, zu verbessern. Da geht es noch nicht einmal um eine negative Lebenseinstellung. Der praktische Nutzen steht im Vordergrund.
Paulus jedenfalls geht anders an die Sache ran. Er verbindet hier das Lob mit Lehre und Ermahnung. Dabei geht es ihm aber nicht um Besserwisserei und Kritik, auch nicht um die praktischste und effektivste Lösung.
Es geht ihm darum, dass man sich untereinander an etwas Großartiges erinnert, an jemand Großartigen, um es genau zu sagen.
Hören wir mal zu, was Paulus schreibt:
“Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. * Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.”
(Kolosser 3,16–17 nach der Lutherbibel, Version 2017)
Beim Wörtchen ermahnen, das Paulus hier benutzt, geht es nicht um Kritik um des Kritisierens willen. Vielmehr fordert er dazu auf uns gegenseitig zu erinnern, uns aufmerksam zu machen.
“Schau mal, da!” Wie, wenn man einen Regenbogen sieht oder eine Sternschnuppe oder irgendetwas anderes besonderes.
Der Grund ist: Wir sind einfach so vergesslich, Du und ich, so unaufmerksam. Deswegen müssen wir erinnert werden, aufmerksam gemacht werden.
Wir vergessen einfach zu schnell den, der es so gut mit uns meint, den, der uns geschaffen hat, der uns in Händen hält, der uns Frieden schenken will.
(Von diesem Frieden, der von Jesus kommt, hat Paulus erst im letzten Satz gesprochen.)
Wenn das Thema von heute MITEINANDER GOTT LOBEN ist. Dann ist es der Aufruf zum Kampf gegen unsere geistliche und zwischenmenschliche Vergesslichkeit. Bei diesem Kampf geht es nicht darum zu zerstören, sondern darum Raum zu geben und Aufzubauen.
Ein vergesslicher Mensch wird handlungsunfähig. Deswegen braucht er um so mehr Zuwendung und konstante, liebevolle Erinnerung.
Als Christen sind wir auch oft vergesslich und handlungsunfähig. Da lähmt uns etwas oder jemand. Schnell vergessen wir den, der uns aus dieser Lähmung herausholen kann. Paulus hilft den Christen in der Stadt Kolossä genau in dieser Lebenssituation. Wenn wir die Verse vorher und nachher lesen, wird der enge Bezug zum täglichen Leben ganz klar.
Gehen wir also auf Paulus Vorschlag ein. Lassen wir uns erinnern, aufmerksam machen auf das, was zählt. Machen wir das nicht im Jammern, Zurückschauen, Selbstmitleid und Kritisieren, sondern im Schauen auf Gott und auf sein Handeln.
Loben wir miteinander Gott. Lassen wir das Gute Raum gewinnen, geben wir dem Guten Raum, bauen wir auf und lassen wir uns aufbauen.
Zuerst also: Geben wir dem Guten Raum
Paulus hat da eine Methode, die seiner Meinung nach, funktioniert.
Fang an zu loben und zu singen.
Das ist eine gute Sache. Aber ist es einfach das Singen und Loben, das fröhlich macht? Das wäre das Motto: “Wo man singt, da lass dich nieder. Denn böse Menschen kennen keine Lieder.” Ich bin mir da nicht sicher. Was das Singen aber auf jeden Fall macht mit guten wie bösen Menschen (wenn man denn so unterscheiden kann und darf), ist gute Laune. Singen macht etwas mit einem. Das ist gut! Paulus geht es aber um viel mehr als um gute Laune, die kommt und geht.
Er sagt:
“Lasst die Botschaft von Christus bei euch ihren ganzen Reichtum entfalten.”
So drückt es die Neue Genfer Bibelübersetzung ganz passend aus.
Es geht ihm um ein Zuhause für die Botschaft von Jesus. Dein Zuhause, Dein Leben, soll davon erfüllt sein und immer wieder gefüllt werden. Das tut so unheimlich gut.
Das ist wie eine Schatzkammer in die man andere einladen kann. Man lässt sich von dem Glanz der Schmuckstücke faszinieren. Man freut sich dran.
Da darf man sich wirklich so fühlen, wie Dagobert, der Onkel von Donald Duck, den berühmten Comicfiguren. Man braucht aber nicht eifersüchtig auf seinen eigenen Reichtum schauen oder den von anderen, wie das die beiden machen.
Man braucht auch keine Angst haben, dass einem in sein eigenes Grünes Gewölbe eingebrochen wird. Erinnert Ihr Euch an diesen spektakulären Raubzug?
Der Reichtum, von dem Paulus hier spricht, wird um so größer, mit dem Moment, mit dem man ihn teilt. Die Botschaft von Jesus ist nicht nur für mich. Sie ist auch für Dich. Sie ist nicht nur für Dich, sondern auch für Deinen Nachbarn, Deine Nachbarin, Deine Mitmenschen.
Singe davon mit anderen oder alleine. Füll Dein Herz damit. Mach es von Herzen. Und wenn es leer ist, mach es erst recht. Jesus ist für die Armen gekommen. Gott will uns reich machen, uns immer mehr ausfüllen. Bei Dir zuhausewill er wohnen und Dich ausfüllen.
Paulus und seine Freunde, mit denen er diesen Brief an die Christen in Kolossä schreibt, machen das ganz praktisch und einfach. Sie singen los. Da sind Psalmen, Hymnen, Lieder, ganz verschiedene Musikstile.
Aber alle Texte handeln von Jesus. Das ist der Unterschied: Jesus! Jesus macht etwas mit uns. Er will uns reich machen. Und wenn Du Dich beraubt fühlst. Jesus will und kann Dich wieder reich machen. In dieser so verarmten Zeit an Miteinander will er bei uns sein. Blick wir auf ihn, den so oft in unserem tagaus-tagein vergessen wird.
Er will dann aber auch bei uns sein und bleiben, wenn wieder bessere Zeiten kommen. Denn er ist ja noch viel besser und schöner als wir es uns vorstellen können. Psalmen, Hymnen, Lieder, Freude, Klage, Ärger, Erleichterung, Streit, Versöhnung.
Wir sehen Jesus in der Krippe und am Kreuz. Wir schauen ins leere Grab und staunen. Wir sehen die Schöpfung und sind fasziniert, weil wir sie immer noch nicht verstanden haben. Und dann macht Gott alles neu, weil wir ihn auf ihn sehen und verstehen lernen, wenn wir uns an ihn erinnern.
Vergesslichkeit ist wie ein trockener Schwamm. Aber wenn er wieder voll ist, tropft es aus ihm raus auf den nächsten. Ein trockener Schwamm kratzt, ein nasser reinigt und erfrischt.
Miteinander Gott loben bleibt nicht nur innen, sondern gewinnt Raum und fließt über.
Da wird man aufgebaut und kann aufbauen.
Gott loben ist absolut konstruktiv. Es baut auf, mich und Dich und unsere Mitmenschen. Die Botschaft von Jesus ist so reich, so schön, so heilsam, dass man sie nicht für sich behalten will. Sie muss raus. Auch andere sollen Heilung erfahren, wenn ich sie erlebt habe. Auch andere sollen sich an der Schönheit der Botschaft von Jesus freuen, sich bescheinen lassen, von seinem Reichtum.
Da wird mit diesem Reichtum etwas Neues aufgebaut, eine neue Heimat, ein verändertes Zuhause.
Die Botschaft von Jesus ist wie ein Leitfaden für Kreative und für solche, die es werden wollen, sozusagen ein Lifestyle Guide. Damit können wir unser Leben immer wieder renovieren. Das ist wie Tapeten aussuchen und Farbe. Einrichten und dekorieren. Uns setzen und das Schöne genießen. Nur ist es nicht unsere Wohnung, sondern unser Leben.
Paulus schreibt:
“Alles, was ihr sagt, und alles, was ihr tut, soll im Namen von Jesus, dem Herrn, geschehen, und dankt dabei Gott, dem Vater, durch ihn.” (Kolosser 3,17 nach der Neuen Genfer Bibelübersetzung)
Denn beim Schauen auf Jesus, auf seine Botschaft, wird man dankbar. Und diese Dankbarkeit lässt uns anders reden und handeln.
Dieses Wörtchen Dankbarkeit hat auch etwas mit Gnade zu tun, mit einem unverdienten, unerwarteten Geschenk. Wenn wir Gottes Gnade erleben, werden wir auch gnädig mit anderen. Wenn Gott uns beschenkt, werden wir auch freigiebig. Wenn er uns vergibt, lernen wir auch zu vergeben.
Wie geht das? Nun - das haben uns Paulus und seine Freunde hier gerade gesagt:
“Lasst die Botschaft von Christus bei euch ihren ganzen Reichtum entfalten.
Unterrichtet einander in der Lehre Christi und zeigt einander den rechten Weg;
tut es mit der ganzen Weisheit, die Gott euch gegeben hat.
Singt Psalmen, Lobgesänge und von Gottes Geist eingegebene Lieder;
singt sie dankbar und aus tiefstem Herzen zur Ehre Gottes.”
(Kolosser 3,16 nach der Neuen Genfer Bibelübersetzung)
Lassen wir uns neu gestalten und helfen uns gegenseitig dabei. Das geht auch in diesen Zeiten der Begrenzungen. Bei Paulus war es auch so. Er ist unverschuldet im Gefängnis. Er hat viel Grund zu klagen und zu schimpfen. Doch er entscheidet sich dafür auf Jesus zu schauen, auf seine Botschaft. Er beginnt zu dichten, zu singen, zu loben. Dabei erfüllt ihn Jesus mit dem lebenschaffenden Geist Gottes. Niemand anders hätte das gekonnt. Jesus schon!
Amen