Predigtmanuskript
Predigt zu Jakobus 1,5 und 5,13-18
Damit sind wir auch schon wieder auf unserer Reise durch den Jakobusbrief und der Frage: “Was soll ich tun?” Ich glaube, diese Frage kann man gar nicht abschließend beantworten. Aber wir können konkrete Schritte in Richtung Antwort machen. Jakobus schlägt uns in seinem Brief zumindest drei Schritte vor.
Heute soll es um den dritten Schritt gehen. Die letzten zwei Sonntage sind wir schon die ersten zwei gegangen. Der erste und wichtigste war Ruhe in der Gegenwart Gottes zu finden. Es tut wirklich gut Gott als liebenden Vater zu entdecken. Ganz besonders, wenn wir vor offenen und ungelösten Fragen stehen. Beim zweiten Schritt geht es darum in dieser Nähe Gottes seine Eigenschaften aufzunehmen. Da beginnen wir unsere alten Werte loszulassen. Die Werte, die unsere Umwelt bestimmen. Das ist eine gehörige Herausforderung. Sie tut aber auch wieder so gut, dass es sich allemal lohnt: zu Gott kommen und sich von ihm erfüllen lassen. Wir schauen nicht mehr nach unten, nach links oder rechts, sondern nach oben. Davon haben wir im dritten Kapitel des Briefs gelesen.
Aus Gottes Gegenwart heraus und offen für seine Eigenschaften, sind wir bereit den dritten Schritt zu gehen. Davon lesen wir am Ende des Briefes von Jakobus, in Kapitel 5, die Verse 13 bis 18. Hören wir mal zu. Zuerst aber nochmal die Grundfrage vom Anfang des Briefes:
“Wenn es aber einem von euch an Weisheit fehlt, bitte er Gott darum, und sie wird ihm gegeben werden; denn Gott gibt allen gern und macht dem, der ihn bittet, keine Vorhaltungen.”
(Jakobus 1,5 nach der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel von 2013)
Jetzt Kapitel fünf:
“Macht jemand von euch Schweres durch? Dann bete er! Erlebt jemand eine Zeit der Ermutigung? Dann singe er Loblieder! 14 Ist jemand von euch krank? Dann bitte er die Ältesten der Gemeinde zu sich, damit sie für ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. 15 Ihr Gebet, im Glauben gesprochen, wird dem Kranken Rettung bringen; der Herr wird ihn seine Hilfe erfahren lassen. Und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden. 16 Darum bekennt einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet.
Das Gebet eines Menschen, der sich nach Gottes Willen richtet, ist wirkungsvoll und bringt viel zustande. 17 Elia war ein Mensch wie wir, und als er Gott im Gebet anflehte, es möge nicht regnen, fiel drei Jahre und sechs Monate lang im ganzen Land kein Regen. 18 Danach betete er erneut, und diesmal ließ der Himmel es regnen, und das Land brachte wieder seine Früchte hervor.”
(So lesen wir es in Jakobus 5,13–18 nach der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel von 2013)
“Ui!” - denkt da vielleicht der eine oder die andere: “Ich bin doch gar nicht krank. Auch mache ich gerade nichts Schweres durch. Ich habe aber doch meine offenen Fragen. Gilt das denn auch für mich?”
Ja, das tut es. Denn wir finden in diesem Abschnitt auch ein paar allgemeingültige Hilfen, die uns helfen Antworten zu finden. Was mir dabei auffällt ist folgendes. Ich kann mir auch das Leben schwer machen und die Angebote ausschlagen, die Gott uns macht. Was hindertmich also, und was hilft mir Antworten auf meine Fragen zu bekommen?
Da ist immer wieder der Blick zu Gott nach oben, dann die Suche nach Gemeinschaft, die Bereitschaft zur Korrektur und der echte Wille nach ganzer Antwort bzw. Heilung. All das sind Zeichen des Glaubens, eines tiefen, aber simplen Vertrauens.
Über den Blick zu Gott ...
… haben wir die letzten zwei Wochen schon nachgedacht. Deswegen will ich dazu gar nicht mehr viel sagen. Nur eins. Es ist einfach so gut mit Gott im Gespräch zu sein und zu bleiben, selbst wenn es uns so richtig gut geht, wenn wir im Augenblick so gar keine drängenden Fragen haben. Na denn. Dann sagen wir das Gott doch einfach auch.
“Erlebt jemand eine Zeit der Ermutigung? Dann singe er Loblieder! ”
So sagt das Jakobus.
Das ist nicht nur optional. Das ist total wichtig. Gott anbeten. Gott Danke sagen. Mit Gott reden, was man so erlebt hat an Schönem, an Witzigem, an Ermutigendem. Wenn wir das machen. Dann fällt es uns auch leichter zu ihm zu kommen, wenn wir an unsere Grenzen stoßen.
Gott alles, aber wirklich auch alles zu sagen, zeigt unser Vertrauen zu ihm, unseren Glauben an Jesus. Der hat das auch immer wieder gemacht. Ab und zu war er so richtig verzückt, außer sich vor Freude, und hat das seinem Vater im Himmel laut und öffentlich gesagt, nicht nur heimlich.
Genau diese Haltung des Vertrauens hilft uns, auch die anderen Angebote anzunehmen, die Gott uns macht und Jakobus hier vorschlägt.
Diese Angebote sind eine Kampfansage gegen das Misstrauen.
Sei also bereit Gemeinschaft zu suchen.
Gott hat uns als Christen nicht isoliert in die Welt gestellt. Seine Absicht ist es, eine alternative Gemeinschaft zu bilden, einen Gegenentwurf zu unserer Gesellschaft sozusagen. Da er weiß, dass wir allein so manches Mal an unsere Grenzen kommen, sammelt er andere dazu. Gott ist ein Menschensammler und Menschenverbinder. Diese Sammlung und Verbindung nennt er Gemeinde, Kirche, Gemeinschaft. Die versteckt er nicht vor anderen. Er zeigt sie auch nicht nur einigen Auserwählten, Erleuchteten. Diese Sammlung ist für alle da und soll immer größer werden. Die soll auch Auswirkungen haben.
Wenn wir also Teil dieser Gemeinschaft sind, sollen und dürfen wir auch das Potenzial nutzen, was Gott in sie gelegt hat. Jakobus hat da besonders die Christen im Blick, die schon mehr Erfahrung im Glauben haben, Menschen, welche die Gemeinschaft mit Gott und seine Sammlung so richtig lieb haben. Älteste werden sie oft genannt. Das hat nichts mit dem alter zu tun, vielmehr mit ihrem sichtbaren Glauben.
jakobus lädt dazu ein, mit unseren Fragen nicht allein zu bleiben, auch nicht nur isoliert Gottes Antwort zu suchen. Er sagt:
“Geh mit Deinen Fragen zu Menschen, die Jesus lieb haben und die Gemeinde. Profitiert gemeinsam von Gottes Zusagen. Multipliziere Deinen Glauben. Vervielfache Dein Vertrauen. Bleib nicht allein in Deinem persönlichen Glauben. Tausch Dich aus.”
Jakobus ist kein Koch, der die Lösung alleine brutzelt. “Viele Köche verderben den Brei.”, ist nicht sein Motto.
Zeig also Vertrauen und schlage das Angebot nicht aus, das Gott Dir macht. Wage sogar noch etwas mehr.
Sei bereit Korrektur anzunehmen.
Jakobus spricht hier von Sünde. Das hört sich immer so moralisch an. Manchmal ist es das auch. Aber grundsätzlich geht es darum, auf einem guten Weg zu bleiben oder zurückzukommen.
So viel geht einfach schief, weil wir den Blick auf Jesus und auf den himmlischen Vater verloren haben. Da ist es so gut, die Hilfe anderer in Anspruch nehmen zu können und sich zeigen zu lassen, wie man wieder zurück kommt.
Ein anderes Mal ist es so, dass man die Wahrnehmung anderer braucht, um wachsen zu können. Vieles sieht man eben nicht.
Selbst, wenn man sich im Spiegel ansieht, bleibt alles seitenverkehrt. Ich weiß nicht, wer schon mal versucht hat, seine Haare selbst zu schneiden. Die meisten hatten wohl keinen großen Erfolg damit. Besser ist immer jemand, der unseren Schopf von außen sieht und dann noch Erfahrung mitbringt.
Deswegen brauchen wir zuverlässige Menschen, die Jesus lieb haben und uns und die Gemeinde. Nicht für unsere Frisur, sondern für unser ganzes Leben und Glauben.
Das sind Menschen, die sich selbst auch korrigieren lassen. Sie haben das als wohltuend erlebt. Vielleicht zögern sie jedes Mal aufs Neue. Sie lassen sich die Zusagen Gottes jedoch nicht nehmen. Gemeinsam treten sie vor Gott und lassen sich evaluieren und korrigieren.
Übrigens kann es ja auch sein, dass da nichts zu korrigieren ist. Du kommst mit Deiner Frage. Du präsentierst Deinen Lösungsvorschlag. Und trallala! Zustimmung von allen Seiten. Jakobus tritt keine offenen Türen ein. Er kommt, um uns Schlüssel für verschlossene zu geben.
Wenn Du krank bist. Wenn Du offene Fragen hast. Dann bedeutet das nicht, dass da Sünde im Spiel ist. Es kann natürlich sein, muss es aber nicht.
Der Punkt aber, wo Du an Deine Grenzen kommst, ist immer die Gelegenheit Gottes Zusagen in Anspruch zu nehmen.
Die Bibel nennt das Heilung und Vergebung und Versöhnung. Das alles funktioniert nicht ohne die Bereitschaft sich korrigieren zu lassen.
Sei also bereit Dich vollständig heilen zu lassen.
Genau darum geht es. Wenn Du Fragen hast. Warte nicht nur auf die schnelle, einfache Antwort. Das ist meist nur ein Teil. Wenn Du aber alles willst. Dann lass Dir und anderen etwas Zeit.
Das ist wie beim Einkaufen. Es ist leichter zwei kleine Taschen zu tragen, eine links und die andere rechts als eine große an einer Seite. Die schlägt ans Bein und verzieht einem die Schulter im schlimmsten Fall.
Da ist auf der einen Seite du selbst und auf der anderen die Gemeinschaft. Bleib nicht allein!
Da ist auf der einen Seite die ausgesprochene Frage und auf der anderen die eigentlich dahinter liegende. Bleib nicht verschlossen!
Da ist auf der einen Seite die bloße Antwort und auf der anderen Seite der lebendige Gott. Bleib nicht vergänglich!
Erlebe den vollen Segen! Nimm die Zusagen Gottes ganz in Anspruch!
Zum Schluss ist eins noch wichtig:
Glaube ist nichts für Experten, sondern für ganz normale Menschen. Selbst die Menschen, die am frömmsten erscheinen, bleiben Menschen. Auch die erfahrensten Christen. Oft ist es sogar erholsam und erleichternd, wenn man erlebt, wenn auch sie an ihre Grenzen kommen.
Elia ist da das beste Beispiel, das Jakobus in den Sinn kommt. Er ist der Mann Gottes schlechthin, das Vorbild aller Propheten Gottes. Wenn wir aber von seinen Erlebnissen hören. Dann fällt uns auf, dass er zwar große Sachen mit Gott erlebt hat. Er ist aber auch immer wieder ganz klar an und über seine Grenzen gekommen. Doch Gott hat ihn nicht allein gelassen.
Da sagt Elia zu Gott:
“Herr, ich habe mich leidenschaftlich für dich, den Gott Israels und der ganzen Welt, eingesetzt … Ich allein bin übrig geblieben ...”
(1. Könige 19,14 nach der Bibelübersetzung Gute Nachricht)
Und Gott antwortet:
“Ich werde dafür sorgen, dass in Israel siebentausend Männer am Leben bleiben, alle, die nicht vor Baal niedergekniet sind und sein Bild nicht geküsst haben.«”
(1. Könige 19,18 nach der Bibelübersetzung Gute Nachricht)
Da kommt der frustrierte, erschöpfte Elia zu Gott. Und Gott stellt ihn in die Gemeinschaft: “Du bist nicht allein! Lass dich korrigieren. Schau aufs Ganze.”
Hier geht es um die Annahme unserer Menschlichkeit und den Aufbau des persönlichen und gemeinschaftlichen Glaubens. Man kann das eine nicht vom anderen trennen.
Das macht Jakobus in seinem ganzen Brief deutlich. Er entlarvt gnadenlos alle vorgetäuschte Frömmigkeit, die den Mitmenschen ignoriert.
Wie wir Hilfe anbieten dürfen, sollen wir auch den Mut haben um Hilfe zu bitten.
Machen wir das doch!
Amen!