Neustart Ostern – Begegnungen

Predigtmanuskript

Wie habt Ihr, hast Du, Jesus erlebt? Hast Du ihn schon erlebt oder nur von ihm gehört? Willst Du ihn wieder neu erleben?

In der letzten Wochen haben wir ja darüber gesprochen, dass die einen und anderen Christen in einem Ostersamstagsglauben feststecken. Sie wissen, dass Jesus am Kreuz für sie gestorben ist. Sie haben ihm ihre Vergangenheit gebracht, alles, was schief gegangen war, woran sie oder auch andere die Schuld trugen. Sie haben gespürt, wie eine Last von ihnen genommen wurde. 

Aber dann passiert es, dass nichts weiter passiert. 

Gott sei Dank, wendet sich Jesus von denen nicht ab, die feststecken. Er taucht immer wieder auf und reicht die Hand. Gewöhnlich schickt er Menschen, denen das auch passiert ist und macht sie zu seiner Hand und seinem Mund und seinem Ohr. Dabei passiert aber noch mehr als Berührungen, Taten und Worte. Jesus selbst macht sich greifbar. 

Jesus ist wirklich auferstanden! Jesus lebt!

Da stehen Menschen auf und lassen sich von Jesus zu anderen begleiten, die immer noch tief im Ostersamstagsschlaf versunken sind und wie in einem Sumpf feststecken. 

Lukas berichtet in ein paar wenigen Versen von diesem tiefen und ganz persönlichen Ereignis, das ein paar von den ersten Nachfolgern von Jesus auf unterschiedliche  Weise erlebt haben. Jesus ist auferstanden und hat sich ihnen gezeigt! Und als diese Menschen sich darüber austauschen, wiederholt sich das Ereignis: Jesus macht sich ihnen wieder neu sichtbar und fassbar. Aus Samstag wird Sonntag, Ostersonntag, Tag der Auferstehung, Beginn einer neuen Woche, eines neuen Lebens. 

Schauen wir einmal, wie das das erste Mal passierte, sich aber immer wieder wiederholen kann: 

“(Die zwei Männer) sagten zueinander: »Hat es uns nicht tief berührt, als er unterwegs mit uns sprach und uns die Heilige Schrift erklärte?« 33 Ohne Zeit zu verlieren, brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Dort waren die elf Jünger und andere Freunde von Jesus zusammen. 34 Von ihnen wurden sie mit den Worten begrüßt: »Der Herr ist tatsächlich auferstanden! Er hat sich Simon gezeigt!« 35 Nun erzählten die beiden, was auf dem Weg nach Emmaus geschehen war und dass sie ihren Herrn erkannt hatten, als er das Brot in Stücke brach. 36 Noch während sie berichteten, stand Jesus plötzlich mitten im Kreis der Jünger.

(Lukas 24,32–36 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle, Version 2015)

Zu diesem Ereignis habe ich wieder drei Dinge, die mir aufgefallen sind. 

i. Wenn Jesus kommt, passiert etwas mit uns.

ii. Wenn Jesus kommt, will man sich darüber austauschen.

iii. Wenn Jesus kommt, macht er sich (be)greifbar.

Wenn Jesus kommt, passiert etwas mit uns

Die zwei Männer, die auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus waren, kehren stracks wieder um. 12km hin und 12km zurück. Warum? Es war schon dunkel und im Dunkeln reiste man damals eigentlich nicht. Das hatte nichts mit einer Ausgangssperre zu tun, sondern mit der persönlichen Sicherheit. Die zwei Männer vergessen das vollständig. “Jesus hatte sie tief berührt.” so lesen wir es in der Bibelüberstezung Hoffnung-für-Alle. Andere Übersetzungen beschreiben das wie ein Brennen im Herzen, wie ein angenehmes Feuer. 

Das ist das erste, was mit uns passiert, wenn Jesus kommt: er berührt uns ganz tief. Das macht er heute immer noch, und wenn Du das nicht kennst, dann will Lukas Dir helfen das neu zu erleben. 

Das zweite, das passiert ist dann, dass er uns in Bewegung setzt. Die zwei Männer können das einfach nicht für sich behalten. Sie müssen sich darüber austauschen. 

Dann passiert aber noch etwas Drittes. Wenn Jesus kommt, beendet er den Krisenmodus. Da stoßen die zwei aus Emmaus auf die Versammlung der verwirrten Nachfolger von Jesus. An den wenigen Stellen, wo dieses Wort für eine Versammlung in der Bibel benutzt wird, finden wir Menschen in einem solchen Krisenmodus, in Trauer, im Krieg, im Aufstand. Hier ist es aber so, dass die Begegnung mit Jesus den Krisenmodus beendet. Es gibt also ein Happy End.

Eigentlich war es schon am späten Abend des Ostersonntags, des Tags der Auferstehung von Jesus. Aber tief drinnen war es für die meisten Nachfolger von Jesus noch Ostersamstag. Und obwohl es Nacht ist und draußen dunkel, wird es bei ihnen immer heller. 

Die Anwesenden tauschen sich über die Erlebnisse aus. Da sind die Frauen, die keiner ernst nimmt. Da ist der verunsicherte Petrus. Und jetzt kommen noch die zwei Männer aus Emmaus dazu. 

Jesus war ihnen begegnet. Es war etwas mit ihnen passiert und es passiert weiter etwas mit ihnen und anderen.

Wenn Jesus kommt, tauschen sich Menschen darüber aus.

Die zwei Männer aus Emmaus treffen mit ihrer Nachricht auf die 11 übrig gebliebenen Apostel und andere Nachfolger, die gerade dabei sind den Krisenmodus zu verlassen. Denn die zwei sind überrascht, wie sie begrüßt werden: “Der Herr ist auch dem Simon erschienen!” Davon berichtet nur noch Paulus in seinem Brief an die Christen in Korinth. Wie es genau war, verrät uns niemand, auch Petrus nicht in seinen zwei Briefen, die er später schreibt. 

Es ist einfach passiert. Jesus war plötzlich da mitten in der Verunsicherung des ehemals selbstsicheren Petrus. Mitten in der Enttäuschung über sich selbst erlebt Petrus den lebendigen Jesus. Mitten im Krisenmodus des nicht enden wollenden Ostersamstags. 

Plötzlich kommt diese Begegnung von Petrus zu der von den Frauen hinzu. Die Gruppe der Nachfolger von Jesus weiß immer weniger, was sie davon halten soll. Das Unmögliche wird möglich. Gott ist ein lebendiger Gott, der Schöpfer des Lebens. Etwas Neues beginnt. 

Mitten in diese Aufregung, aber vielleicht noch zaghafte Freude, die sich in die Krise drängt, kommen die zwei Männer aus Emmaus mit derselben Nachricht. Jesus ist auferstanden. 

Sie hören den Versammelten zu. Und dann sollen sie erzählen. Sie berichten von dem Weg, auf dem sie waren. Sie berichten davon, wie sie selbst versuchten ihre Trauer und Enttäuschung zu verarbeiten. Sie waren auf dem Weg weg von Jerusalem. Sie hatten der Stadt Gottes den Rücken gekehrt. Das alles musste verarbeitet werden. 

Dann berichten sie, wie Jesus inkognito zu ihrer Selbsthilfegruppe stieß, zuhörte und dann selbst um ihr Ohr und Herz bat. Sie erzählen, wie Jesus ihnen die Heiligen Schriften erklärte und wie es begann in ihren Herzen zu brennen und wie Jesus ihre Einladung annahm und mit ihnen zu Abend aß und wie er das Brot brach und betete und sie plötzlich merkten, dass er es war. Jesus ist auferstanden! Jesus lebt!

Die größer gewordene Gruppe der Nachfolger hört gespannt zu. Bestimmt fragen sie sich: 

Wer wird der nächste sein, dem Jesus begegnet? Wird Jesus mir auch begegnen? Kann man das überhaupt so erleben? 

Noch ist der Ostersamstagskrisenmodus nicht ganz aufgelöst. Er scheint zum Greifen nah, aber noch nicht fassbar. Aber dann passiert das Dritte.

Jesus kommt und macht sich (be)greifbar. 

Das ist ein Erlebnis, ein Ereignis, das man nur nachvollziehen kann, wenn man es selbst erlebt hat. Man kann davon berichten mit den besten Mitteln und Methoden und passendsten Worten und Wendungen. Aber Jesus erleben muss jeder selbst. Das tut er aber und lässt sich erleben immer wieder bis heute. 

Jesus ist auferstanden, wirklich und echt!

Das ist das große Thema von Lukas, von dem er immer wieder in seinem Bericht über die Entstehung der christlichen Gemeinden spricht. Jesus ist auferstanden! Das kannst Du auch jetzt erleben. 

Für viele in Jerusalem war das eine Irrlehre. Für die Menschen in Athen purer Unsinn, wie Lukas später schreibt. Aber in Jerusalem und in Athen und an vielen anderen Orten passiert etwas. Da beginnen sich Menschen zu versammeln und sich darüber auszutauschen und Jesus macht sich fassbar. Dann kommt sogar Paulus dazu, ein erbitterter Feind der Jesusnachfolger. Gerade der, von dem man es am Wenigsten erwartet hätte. Auch ihm begegnet Jesus und stellt sich ihm in den Weg. 

Davon schreibt auch Johannes, einer der engsten Vertrauten von Jesus in seinem ersten Brief. Er schreibt aber nicht als exklusiver Nachfolger, sondern einer von vielen: 

Das Wort, das zum Leben führt, war von Anfang an da. Wir haben es selbst gehört und mit eigenen Augen gesehen, ja, wir haben es angeschaut und sogar mit unseren Händen berührt. 2 Dieses Leben ist offenbar geworden. Wir haben es gesehen und können es bezeugen. Deshalb verkünden wir die Botschaft vom ewigen Leben. Es war bei Gott, dem Vater, und hat sich uns gezeigt. 3 Was wir nun selbst gesehen und gehört haben, das geben wir euch weiter, damit auch ihr mit uns im Glauben verbunden seid. So haben wir Gemeinschaft miteinander und zugleich mit Gott, dem Vater, und mit seinem Sohn Jesus Christus. 

(1. Johannes 1,1–3 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle, Version 2015)

Genau darum geht es letztendlich. Jesus will uns begegnen, Dir und mir und uns zusammen. Lassen wir uns auf diese Begegnung ein. Tun wir sie nicht ab, wenn jemand davon erzählt. Lassen wir uns immer wieder aus unserem Rückfall in den Ostersamstagskrisenmodus erlösen. 

Die Christen in Korinth hatten so einen Rückfall erlebt oder waren kurz davor. Paulus schreibt ihnen: 

Wäre aber Christus nicht auferstanden, so hätte unsere ganze Predigt keinen Sinn, und euer Glaube hätte keine Grundlage. 

(1. Korinther 15,14 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle, Version 2015)

Jesus ist aber auferstanden. Und nun gibt es nichts mehr, was ihn hält. Niemand kann ihn aufhalten Leben zu schaffen. Wie passiert das?

Tauschen wir uns darüber aus über unsere Enttäuschung im Glauben und unsere Erfolge, wenn man auf diese Weise überhaupt davon reden kann. Tauschen wir uns darüber aus, wie wir Jesus erlebt haben. Was ist unsere Sehnsucht? Was ist die Sehnsucht Gottes? Lasst uns nicht länger darüber schweigen. 

Schauen wir uns gemeinsam die Bibel an. Entdecken wir wo von Jesus die Rede ist. Lassen wir uns von Jesus berühren, begreifen, angreifen, heilen, leiten. 

Wenn wir uns gemeinsam nach ihm sehnen, wird er kommen. Plötzlich wird er da sein und sich fassbar und sichtbar und hörbar machen. 

Da kann man wirklich sagen: “Alles wird gut!” Amen!

Nächste Woche geht es dann darum, was noch passiert, wenn Jesus in unser Leben kommt, in den endenden Krisenmodus und beginnenden Glauben.