Heute ist Muttertag. Ist das nicht toll? Vielen Dank an alle Mütter und Großmütter und Urgroßmütter! Ich kann mir das ja gar nicht so vorstellen. Aber wie großartig muss das sein, wenn man an sich selbst erlebt, dass neues Leben entsteht. Da kommen Schmerzen und Freude zusammen und dann wieder Sorgen und Freude, die man dann in der Familie und über die Generationen hin teilt; wenn die Mutter sieht, wie die Tochter Mutter wird und die Enkelin auch; wenn sie sieht, wie sich Dinge wiederholen, manche sorgenvolle, aber auch viele schöne. Herzlichen Dank noch mal und viel Kraft Euch weiterhin. Was wäre die Welt ohne Mütter? …und ohne Väter? Die sind heute aber nicht dran.
Was aber immer noch dran ist und man so im Tages- und Wochenlauf schnell vergisst. Wir befinden uns mitten in der Osterzeit. Wir feiern das zwar nur an einem oder zwei Tagen. Aber es gilt weiter, auch wenn es für viele nur eine hohle Sache ist.
Daran erinnert mich dieser Schokoosterhase. Den haben wir noch übrig. Jetzt haben wir ihn aber genug angeschaut. Ich breche ihn mal auf und schaue, ob wirklich noch Leben in ihm ist so am Ende der fünften Woche nach Ostern. Er stand nämlich so still auf dem Küchenbord und sagte nichts. Schaut mal: der ist ja ganz hohl. Nur Luft innen drin. Aber immerhin. Ich probiere ihn mal. Hm – schmeckt lecker. Die Luft ist aber raus. Naja – heute Nachmittag und Abend werden wir ihm ganz den Garaus machen.
Mal gut, dass Ostern mehr ist als so ein hohler Schokohase. Wahrscheinlich hat sich Jesus deswegen auch ganze vierzig Tage Zeit genommen, seinen Nachfolgern das deutlich zu machen, dass er keine hohle Idee ist. Jesus ist keine Illusion. Seine Auferstehung ist echt. Er ist nicht nur in den Köpfen als motivierende Idee auferstanden. Er ist auch nicht in erster Linie auferstanden um uns Aufgaben zu verteilen, sondern uns mit Kraft zu erfüllen. Und genau diese Kraft macht dann was mit uns. Es ist nicht mehr unser Geist, der uns in Bewegung setzt, sondern Gottes Geist. Gott will Kontakt zu uns halten.
Die Sache ist bloß, dass das gar nicht so leicht zu glauben ist und auch nicht leicht zu verstehen und anzunehmen. Seien wir mal ehrlich. Auch wir Christen fühlen uns und unseren Glauben manchmal ausgehöhlt. Wer da anderer Meinung ist, der höre mal, wie das am ersten Ostersonntag war. Da beginnt Jesus die ganze Sache aufzubrechen, sich fassbar zu machen und zu erklären, was das alles soll.
“Noch während sie berichteten, stand Jesus plötzlich mitten im Kreis der Jünger. »Friede sei mit euch!«, begrüßte er sie. 37 Die Jünger erschraken und fürchteten sich sehr. Sie dachten, ein Geist stünde vor ihnen. 38 »Warum habt ihr solche Angst?«, fragte Jesus. »Wieso zweifelt ihr daran, dass ich es bin? 39 Seht doch die Wunden an meinen Händen und Füßen! Ich bin es wirklich. Hier, fasst mich an und überzeugt euch, dass ich kein Geist bin. Geister sind doch nicht aus Fleisch und Blut wie ich!« 40 Dann zeigte er ihnen seine Hände und Füße. 41 Aber vor lauter Freude konnten sie es noch immer nicht fassen, dass Jesus vor ihnen stand. Endlich fragte er sie: »Habt ihr etwas zu essen hier?« 42 Sie brachten ihm ein Stück gebratenen Fisch. 43 Den nahm er und aß ihn vor ihren Augen.
44 Dann sagte er zu ihnen: »Erinnert euch an das, was ich euch angekündigt habe, als ich noch mit euch zusammen war: ›Alles muss sich erfüllen, was bei Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich steht.‹« 45 Nun erklärte er ihnen die Worte der Heiligen Schrift. 46 Er sagte: »Es steht doch dort geschrieben: Der von Gott erwählte Retter muss leiden und sterben, und er wird am dritten Tag von den Toten auferstehen.
47 Allen Völkern wird in seinem Auftrag verkündet: Gott vergibt jedem die Schuld, der zu ihm umkehrt. Das soll zuerst in Jerusalem geschehen. 48 Ihr selbst habt miterlebt, dass Gottes Zusagen in Erfüllung gegangen sind. Ihr seid meine Zeugen. 49 Ich werde den Heiligen Geist zu euch herabsenden, den mein Vater euch versprochen hat. Bleibt hier in Jerusalem, bis ihr diese Kraft von oben empfangen habt!«”
(Lukas 24,36–49 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)
Lukas, der uns diese Begegnung beschreibt, hat da verschiedene Dinge im Kopf. Das sind fast alle dieselben die ihm auch in den anderen Begegnungen aufgefallen waren. Ich nehme da mal vier raus.
Da geht es um Jesus. Da geht es um die Bibel. Da geht es um Vergebung. Da geht es um Kraft. Und in all dem: unser Glaube ist keine Illusion.
Da geht es um Jesus.
Dass Jesus auferstanden ist, ist keine religiöse Vorstellung. Das ist keine mutmachende Idee der frustrierten Nachfolger von Jesus. Dass Jesus auferstanden ist, ist wirklich wahr. Zentrale Aussage in der ganzen Bibel.
Aber es stimmt. Selbst die Menschen, denen dieser auferstandene Jesus begegnet, können das gar nicht so einfach annehmen. Das ist einfach die ganz normale Reaktion. Abgesehen davon war diese Botschaft von der Auferstehung von Anfang an für die einen eine religiöse Irrlehre und für die anderen wissenschaftlicher Unsinn, beides eine lächerliche oder gefährliche Sache. Da hat sich bis heute nichts dran geändert. Und das war auch bei den engsten Nachfolgern von Jesus erstmal so. Deswegen nimmt Jesus mehrere Anläufe. Lukas berichtet uns nur dreieinhalb davon, die alle an einem Tag passierten. Aber wie gesagt, er nimmt sich dann noch ganze 40 Tage Zeit um alles sacken zu lassen.
Lukas beschreibt uns ein Durcheinander von Glauben, Sehen, Verstehen, Anfassen, Schreck, Furcht, Wundern und Freude. Das alles passiert an einem Abend. Aber es wiederholt sich immer wieder und wieder bis heute. Es wiederholt sich, weil Jesus uns allen eine echte Chance geben will, ihn immer mehr und besser kennenzulernen.
Ich denke, wir müssen uns viel mehr als Mensch wahrnehmen. Machen wir es uns nicht zu einfach. Denken wir auch nicht, dass wir es anderen Menschen einfach machen können. Wenn wir uns die anderen Geschichten vom auferstandenen Jesus anschauen, merken wir, dass Jesus immer wieder einen neuen und immer anderen Anlauf nimmt. Das ist so schön zu sehen. Er nimmt uns als Menschen, die wir sind.
Jesus kommt heute in das Durcheinander unser Gedanken und Gefühle genauso, wie er das am ersten Tag gemacht hat. Und dann macht er sich nicht nur sichtbar, sondern auch fassbar, greifbar. Er lädt seine Nachfolger ein, sich wirklich auf ihn einzulassen.
“Ich bin kein Geist.” sagt er. Damit meint er kein Gespenst. Denn seine Freunde meinten eines zu sehen. Jesus argumentiert hier gegen Aberglaube und Philosophie. Er selbst nimmt das Wort gespenst nämlich gar nicht in den Mund. Aber ein paar Jahrzehnte später begann man seine Auferstehung schon zu intellektualisieren und zu vergeistlichen. Im ganzen Neuen Testament wird deswegen immer wieder betont, dass Jesus wirklich von den Toten auferstanden ist. Keine Idee, kein Gedanke, kein Gespenst und schon gar kein gruseliger Zombie.
Jesus ist echt und nimmt Dich als echten Menschen ernst!
Dann kommt Jesus auf die Bibel zu sprechen.
Er ißt nicht nur Fisch und Brot und lässt sich kneifen. Jesus fordert seine Leute heraus in der Bibel zu stöbern und sich daran zu erinnern, was er ihnen auch selbst immer wieder gesagt hatte. Jesus geht also einen Schritt weiter und fordert seine Freunde damals und uns auch heute dazu auf unseren Intellekt zu benutzen. Dass Glaube keine Illusion ist, wird auch dadurch deutlich, dass Gott uns intellektuell herausfordert. Wir müssen uns auf Jesus einlassen. Dazu gehört unsere Gefühls- und Gedankenwelt, aber auch unsere Weltanschauung und unser Menschen- und Wissenschaftsbild. Glaube ist aber viel mehr als das.
Wer die Bibel studiert, merkt, dass es um noch einen weiteren Schritt geht. Da ist immer wieder von einem Retter die Rede, der in die Welt kommt zu Menschen, die in Not sind. Er kommt nicht zu den Schlaumeiern seiner Zeit, sondern zu Hilflosen. Er kommt nicht, um Elfenbeintürme zu errichten, sondern in die dunklen Höhlen unseres Lebens zu kommen. Er kommt, um neues Leben zu geben und Frieden zu bringen.
Deswegen spricht er über Vergebung.
Das ist der dritte Punkt. Das ist es auch, worum es Gott geht. Das ist es doch auch, wonach wir uns sehnen. Wer das nicht merkt, hat sich als Mensch in dieser Welt noch gar nicht wahrgenommen.
Tag für Tag donnert es auf uns herunter, was alles falsch läuft. Gute Recherche ist investigativ. Sie holt alles raus, was verborgen ist. Ich schaue ein harmloses Doku an und fühle mich irgendwie unglücklich, weil mir vermittelt wird, dass ich am Klimawandel mit Schuld bin, aber letztendlich durch die Schuld der anderen nichts am Untergang ändern kann. Ich kaufe Bananen im Supermarkt und weiß, dass die Lohnarbeiter ihren Kindern keine höhere Ausbildung geben können. Ich fahre noch ein Auto mit Verbrennungsmotor und vergesse mit dem Fahrrad zu fahren, wo es geht oder zu Fuß. Ich sehe neugierig auf Elektromobilität, merke aber auch, dass das auch nicht wirklich die Lösung ist.
Ich will das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Doch wohin ich schaue, wird mir ein schlechtes Gewissen gemacht. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an meine Mitschuld oder die Schuld anderer erinnert werde. Dazu brauche ich nun wirklich keine Religion mehr. Und mittendrin werde ich in meinen zwischenmenschlichen Beziehungen herausgefordert, die ich so schnell und leicht übergehe.
Genau das ist der Punkt, den Jesus anspricht und weswegen er gekommen ist. Gott hat ihn geschickt, um die Welt zu erlösen.
Jesus nimmt uns und die Welt wahr, wie sie ist, nämlich verwickelt, hilflos, schuldbeladen. Jesus macht kein schlechtes Gewissen. Er gibt nur wieder, was er beobachtet. Damals waren es andere Dinge als heute. Aber der Sachverhalt ist nach wie vor derselbe.
Deswegen sagt er: “In diese widersprüchliche Welt komme ich hinein und widerspreche ihr. Ich erhebe Einspruch. Du kannst aus dieser Welt nicht fliehen und auch nicht aus Deinen Beziehungen – übrigens auch nicht aus Deiner Verantwortung. Aber Du kannst Deinen Blick ändern und neu starten.”
Jesus lädt uns ein, das komplexe Durcheinander wahrzunehmen und anzunehmen. Genau in dieses Durcheinander ist er gekommen und hat sich am Kreuz zerreiben lassen.
Es ist wichtig sich ernsthaft zu bemühen, sein Leben ehrlich zu führen. Aber zu denken, diese Mühe oder das Wegsehen würde die Lösung sein, wird der Realität nicht gerecht. Das stresst nur ungemein oder gibt alles der Lächerlichkeit preis. Wo ich mich ändern kann, muss ich das tun.
Worum es Jesus geht, ist aber nicht Schuldzuweisungen, sondern die Erlösung aus der Schuld. Gönne Dir und anderen einen Neustart.
“Allen Völkern wird verkündet: Gott vergibt jedem die Schuld, der zu ihm umkehrt.”
(Lukas 24,47 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)
Genau das ist der Sinn davon, dass Jesus auferstanden ist: Erlösung, Vergebung, Freiheit. Darauf sollst Du schauen, soll ich schauen, mitten im Durcheinander meiner Welt, meiner Gedanken, meiner Gefühle.
Genau in dieser Situation verspricht Jesus Kraft.
Das ist der letzte Punkt.
“Ihr selbst habt miterlebt, dass Gottes Zusagen in Erfüllung gegangen sind. Ihr seid meine Zeugen. 49 Ich werde den Heiligen Geist zu euch herabsenden, den mein Vater euch versprochen hat. Bleibt hier in Jerusalem, bis ihr diese Kraft von oben empfangen habt!«”
(Lukas 24,48–49 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)
Mit unserem Geist und unserer Kraft kommen wir aus diesem Schlamassel nicht raus. Aber mit Gottes Geist ist alles möglich. Deswegen müssen wir uns ja zu ihm hindrehen und auf ihn schauen. Es ist der Schöpfer, von dem die Rettung kommt. Das ist kein Glaube an einen flachen Kreationismus, sondern der Blick auf den Anfang. Gott kommt ins Durcheinander um Frieden anzubieten noch lange, bevor er Ordnung macht. Das kommt früh genug.
Deswegen fordert Jesus auch nicht zum Aktionismus auf, sondern dazu in Jerusalem zu bleiben. Bleiben wir also in unseren persönlichen Jerusalem, in der Stadt des Durcheinanders, in der Stadt, die Gott erwählt hat, in der Stadt in der Jesus für uns gestorben ist, wo er zerrieben wurde an unserer Stelle, wo er aber auch auferstanden ist.
Wenn wir unser Durcheinander annehmen und Jesus rein lassen, wird er uns mit der Kraft Gottes füllen. Gottes Geist wird in unser Leben kommen und Frieden mitbringen. Und wer will diesen Frieden nicht haben und dann nicht anderen gönnen?
“Noch während sie berichteten, stand Jesus plötzlich mitten im Kreis der Jünger. »Friede sei mit euch!«, begrüßte er sie.”
(Lukas 24,36 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)
Das ist keine Illusion. Das wird auch in Dir Wirklichkeit. Lass Dich überraschen.
Amen