Nur Mut! (Psalm 27,1)

Nur Mut!

Nur Mut!” Diesen Zuspruch haben wir im Vorbereitungsteam für diesen Gottesdienst gewählt. “Nur Mut!” Das sagt man zu seinen Kindern, wenn sie das erste Mal vom Beckenrand ins Wasser springen. …oder wenn sie das erste Mal selbst zur Schule gehen. “Nur Mut!” Das sagt man sich vielleicht selbst, wenn man eine neue Arbeitsstelle antritt um sich zu verbessern. “Nur Mut!” Das sagt man sich, wenn man … Nun, es gibt unendliche Beispiele und Situationen, in denen man das anderen sagt oder zugesprochen bekommt. Nach zwei Jahren Pandemie hat man vielleicht einiges verlernt oder ist aus der Übung gekommen. Im Kriegstaumel, der uns so nahe kommt, wie seit 75 Jahren nicht mehr, will uns vielleicht der Mut verlassen. 

Sagen Sie doch mal ihrem Gegenüber: “Nur Mut!” zu und lächeln Sie ihn oder sie an.

Als David zum König gesalbt wurde, also als König über sein Volk eingesetzt wurde, war ihm auch nicht so ganz wohl zu Mute. In der Erinnerung daran schreibt er ein Lied und singt sich selbst wieder neu Mut zu:

Der Herr ist mein Licht, er befreit mich und hilft mir; darum habe ich keine Angst. Bei ihm bin ich sicher wie in einer Burg; darum zittere ich vor niemand.
(Psalm 27,1 nach der Bibelübersetzung Gute Nachricht)

Nur Mut!” sagt er sich selbst. Aber er nimmt seinen Mut nicht aus sich selbst. Er nimmt den Mut von Gott, der ihn wertschätzt, der ihm einen großen Wert zumisst. Die Aufgabe ist zu groß für ihn. Er wird in seinem Amt sogar viele Fehler machen. Die Verantwortung wird ihm manchmal zu groß. Aber er weiß sich geborgen. Er ist nicht auf sich allein gestellt. Er weiß sich umgeben wie jemand in einer uneinnehmbaren Burg. Das ist keine Burg, aus der man andere angreift. Es ist ein Ort, an dem man geborgen ist, wenn man vor neuen Situationen steht, Aufgaben, Zeiten, Menschen, die einen verunsichern, vielleicht auch die unverhofft angegriffene Gesundheit. Wenn es dunkel um mich ist, ist Gott für mich wie ein Licht, das mir den Weg zeigt.

David ist kein Feigling. Er geht Wagnisse ein und wird sein Volk gut regieren. Die einen werden ihn lieben, die anderen hassen. Aber er nimmt seinen Wert nicht von den Menschen. Er nimmt ihn auch nicht von sich selbst. Er will sich nicht wichtiger machen als seine Gegenüber. Er ist gesund und intelligent, emotional stark und mutig. Aber eben deswegen, will er sich nicht von Gott isolieren. Er ist sich bewusst, dass er Korrektur braucht und Hilfe in vielen neuen Situationen; und Kraft zum Aufstehen, wenn er gefallen ist. 

Nur Mut!” Das sagt er nicht aus Selbstüberschätzung und Arroganz, auch nicht aus Feigheit und Furcht. Daran erinnert er sich, weil es gut ist, jemand zu haben, der größer ist, als man selbst. es ist ein trotziges Bekenntnis seines Glaubens.

Der Herr ist mein Licht, er befreit mich und hilft mir; darum habe ich keine Angst. Bei ihm bin ich sicher wie in einer Burg; darum zittere ich vor niemand.
(Psalm 27,1 nach der Bibelübersetzung Gute Nachricht)

Eigentlich müsste ich zittern oder verzagen. Mache ich aber nicht, weil ich mich Gott anvertraut habe, der mich umgibt, der mich befreit und mir hilft. Nein! Ich zittere doch. Aber ich habe jemand, der mich hält. Da werde ich ruhig. 

Wenn ich den Fernseher anmache oder das Radio werde ich mit Dingen konfrontiert, die mir Sorgen machen. Wenn ich in die sozialen Medien eintauche, werde ich bombardiert mit vermeintlichen und echten Skandalen. Dann habe ich keine Lust mehr wählen zu gehen. Dann ziehe ich mich zurück in die Blase meiner eigenen Sicherheit. Dann lasse ich mich auf nichts Neues mehr ein. David hatte kein Handy, keinen Fernseher und kein Radio. Und doch steht er vor den gleichen Herausforderungen, wie wir. Er zieht sich aber nicht in sich selbst zurück. Er weiß sich in Gott geborgen. Von ihm aus bekommt er einen neuen Horizont, einen weiten Blick, kann über Zukunft und Gegenwart hinausschauen. Er weiß sich gehalten und lädt andere ein sich auch halten zu lassen, eine neue Perspektive einzunehmen. 

Vielleicht hätten wir manchmal lieber einen Gott, der mal so richtig draufhaut. Einen starken Gott, der dem Krieg ein Ende setzt und der Krankheit, dem Leid und allem Streit. Wahrscheinlich könnte das auch der Gott Davids. Aber er macht es anders. Der Gott Davids lädt zu sich ein, die Kriegsparteien und die Verwundeten, die Kranken und die Starken. 

Er sagt: “Ich mache Dir Licht, wenn es finster wird. Ich mache Dich heil. Ich stelle mich um dich herum und lasse mich für Dich schlagen, wie eine Burgmauer. Ich lasse mich angreifen, um Dir Schutz zu geben. Ich stelle Dich auf einen hohen Turm, von dem Du einen neuen Blick bekommst. Ich mache die Tür auf für jeden, der sich mir anvertraut. Ich mache es anders, Als Du erwartest. Aber ich mache es gut. Hab nur Mut! Genau das ist übrigens auch das Bild von Jesus Christus am Kreuz. Genau das ist der Sinn dieses Bildes. Es ist nicht das Bild eines schwachen Gottes - ganz im Gegenteil. Jesus am Kreuz ist das Bild eines Gottes, der nicht auf seine Stärke pocht, sondern sich schwach macht und für uns schlagen lässt, wie die Schutzmauer einer Burg. 

Wir aber verkünden den gekreuzigten Christus als den von Gott versprochenen Retter. Für (die einen) ist das eine Gotteslästerung, für die anderen barer Unsinn. (Viele), erfahren (aber) in dem gekreuzigten Christus Gottes Kraft und erkennen in ihm Gottes Weisheit.

(1. Korinther 1,23–24 nach der Bibelübersetzung Gute Nachricht)

Das sind so richtig starke, angriffige Sätze, die wir in der Bibel lesen. Dasselbe gilt für das Lied, das David gedichtet hat. Es sind aber auch Einladungen sich beschenken zu lassen, sich auf einen Weg zu machen, Dinge aus einem neuen Blickfeld zu sehen. Ich bin nicht mehr gefangen in meinem eigenen Urteil, auch nicht mehr in dem anderer. Es ist nicht mehr die Situation, die mich gefangen nimmt. Ich bin geborgen in Gott, in Jesus, der mich wie eine Burg beschützt und Licht macht. 

Jesus sagt: „Nur Mut! Komm zu mir, lass Dich auf mich ein. Du wirst überrascht sein, wie gut das tut, mitten in den Herausforderungen, in denen du stehst. Versuch’s doch mal, sie mit mir zu meistern.“ Viele haben das gemacht. Gehen wir doch das Abenteuer ein das nachzumachen.