Ostergottesdienst 2021 (Lukas 24,1-9)

Ostern – Fest des Lebens

Ostern ist in diesem Jahr schon wieder so ganz anders. Die Pandemie hat uns immer noch fest im Griff, und wir hier sind inzwischen die dritte Woche in Quarantäne. Irgendwie kann das einem ganz den Spaß verderben. Immerhin haben wir einen Balkon. Sonst würde uns die Decke auf den Kopf fallen. Jeden Tag scheint sie sowieso niedriger zu werden und der Balkon kleiner und dann noch diese Osterkälte. Und vor allem kein Ausflug.

Habt Ihr gemerkt, was ich da gerade von mir gegeben habe? Ich habe nicht nur erzählt, was passiert ist, sondern auch, wie wir uns fühlen (oder fühlen könnten?).

Schon wieder. Fest im Griff. Quarantäne. Spaß verderben. Decke auf den Kopf fallen. Jeden Tag niedriger. Kleiner. Kälte. Vor allem…

Das sind ja so gar keine Ostergedanken. Das sind eher Ostersamstagsgedanken. Der Sabbat, also Samstag, war sowieso traditionell Tag der Ruhe, diesmal aber der Depression. Das ist der Tag der Trauer, der Enttäuschung, des Zorns, der Frustration für die Nachfolger von Jesus damals nach der Kreuzigung ihres Herrn. Jesus tot und ihre Hoffnung auch. 

Dann kommt der erste Tag der Woche, unser heutiger Sonntag. Die Frauen unter den Nachfolgern von Jesus gehen traurig zum Grab. Sie wollen Jesus die letzte Ehre erweisen und seinen toten Körper mit teuren, wohlriechenden Ölen salben. 

Dann werden sie in ihrem Vorhaben plötzlich unterbrochen. Da bricht etwas und dann etwas mehr und mehr und mehr in ihre Stille und die Welt der traurigen Gedanken und bringt Hoffnung zurück, ja nicht nur Hoffnung, sondern Glauben. 

Aber erst ein Schreck. Die Grabhöhle ist geöffnet. Dann ein zweiter Schreck. Das Grab ist leer. Dann ein dritter Schreck. Zwei Männer mit leuchtenden Gewändern treten in die Grabhöhle. 

Die Frauen fürchten sich und schauen ängstlich weg und auf den Boden. Sie können und wollen nicht fassen, was da passiert ist. Das ist jetzt alles zu viel für sie. Jesus verraten, Jesus gefangen, Jesus verurteilt, Jesus verspottet, Jesus gemartert, Jesus tot und jetzt das: Jesus weg und kein Platz zum Trauern. 

Jetzt aber Schluss mit den destruktiven Gedanken!

Was sucht Ihr den Lebenden bei den Toten?!

Das ist die große Frage der zwei Männer. Der Wecker beginnt zu klingeln. Noch sind die Gedanken bewölkt. Jesus lebt?

Er ist nicht hier; Gott hat ihn vom Tod auferweckt! 

Die Männer beginnen zu erklären. Der Wecker klingelt weiter. Die Sonne beginnt sanft in die Herzen der Frauen zu scheinen. Auferweckt?

Erinnert Euch an das, was er euch schon in Galiläa gesagt hat. 

Der Wecker klingelt weiter. Es wird heller. Sie reiben ihre Augen. Die Frauen beginnen sich zu erinnern. Langsam heben sie ihre Gesichter. 

Jesus musste doch den Sündern ausgeliefert und ans Kreuz genagelt werden und am dritten Tag auferstehen.

Jetzt ist es soweit. Die Frauen richten sich auf. Die Erinnerung ist zurück. Die zwei Männer mit den leuchtenden Gewändern sind ihnen gar nicht mehr wichtig. 

Wichtig ist ihre neue Gewissheit, ihr Glaube, die Auferstehung der Hoffnung! Jesus selbst ist auferstanden! 

Wichtig ist jetzt, dass es auch die anderen wissen müssen. Auch sie müssen aus ihrem Trauerschlaf geweckt werden. Auch sie sollen ihren Unglauben überwinden dürfen. Auch sie werden ihre Zeit zum Aufwachen brauchen.

Das ist Ostern: ein Fest des Lebens und der Hoffnung – ein neuer Morgen

Erinnert Ihr Euch an die Geschichte im Gemeinschaftsbrief? Wenn Ihr ihn nicht habt, könnt Ihr sie auch auf unserer Internetseite unter den Impulsen nachlesen. 

Da bittet eine Lehrerin ihre Schüler, eine offene Eierschale mitzubringen und ein Symbol des Lebens. Ein Junge bringt nur die leere Eierschale mit zum Unterricht. Die Lehrerin ist irritiert, vielleicht auch enttäuscht. Das gibt ‘ne schlechte Note. Der kleine Jonathan aber antwortet überzeugt: “Das Grab von Jesus war doch auch leer! 

Genau darum geht es: um das leere Grab und nicht unsere leeren Hoffnungen, unser toter Glaube oder Dinge und Ideen, an die wir uns noch klammern. 

Jesus ist auferstanden. Er hat den Tod besiegt. Er bringt Hoffnung in unsere Enttäuschung, Trauer, Depression. Jesus zerbricht die Ketten mitten in der Quarantäne, mitten im Lockdown. Denn niemand kann Jesus wegschließen. 

Vielleicht ist dieses so andere Osterfest ja genau die Gelegenheit, das um so fester zu halten, was unseren Glauben ausmacht. 

Jesus ist auferstanden!

Aber jetzt denke doch auch nochmal darüber nach, was so ein Symbol des Lebens für Dich sein könnte. 

Ich habe für mich dieses kleine Boot gefunden. Es ist ein kleines Souvenir und Erinnerungsstück aus Kolumbien. Da sitzt ein Mann mit Hut in einem Boot voll mit verschiedensten Früchten. Es ist, als komme er aus dem Paradies. Da sind Mango, Melone, Papaya, Ananas, Passionsfrucht, Avocado, Curuba, Guanábana, Plátano, Bananen, Birne, Apfel, Baumtomate, Chontaduro, Lulo, Carambolo und natürlich Kokosnüsse und viel mehr.

Für mich ist das ein Bild, wie reich uns Gott mit Leben beschenken will. Er schließt das Leben nicht vor uns weg. Er öffnet das Grab. Jesus ist auferstanden! Gott sendet uns das Leben und will uns mitten hineinsetzen. 

Nehmen wir doch die Einladung von Jesus an. Bleiben wir nicht traurig im leeren Grab stehen oder mitten in der Pandemie. Nehmen wir vielmehr die Hand von Jesus, die er uns entgegenreicht und steigen ein in sein Boot. 

Und wenn es mal schaukelt. Dann schauen wir auf den weiten, sicheren, festen Horizont, den er uns schenkt. 

Was suchst Du den Lebenden bei den Toten? 

Lass Dich auch aufwecken und hilf anderen wach zu werden. Blinzelst Du schon? Kitzelt Dich die Sonne schon im Gesicht? 

Keine Ahnung, ob jetzt Kinder zusehen. Aber kitzelt Euch doch einfach mal und bringt Euch zum Lachen, ein Osterkitzeln zum Osterlachen sozusagen. In der sogenannten Ostkirche ist das Osterlachen übrigens feste Tradition. (also nicht das Kitzeln, aber sehr wohl das Lachen)

Jesus ist auferstanden!

 
(Lukas 24,1-9 – Bibelverse aus Gute Nachricht Bibel, Version 2018)