Textlesung: Apostelgeschichte 2,37-47
Dieser Bericht, den Lukas uns gibt, hat zwei Teile. Der erste beschreibt die Entstehung der Gemeinde, der zweite ihr Leben. Das erste könnte man mit einer Quelle beschreiben, das zweite mit einem Fluss. Jesus selbst zieht diesen Vergleich, wenn er Menschen beschreibt, die sich ihm anvertrauen, deswegen den Heiligen Geist Gottes empfangen und sich immer wieder von ihm erfüllen lassen (Joh 7,37-39):
„Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“
Genau auf diese Weise haben auch andere etwas davon. Der Heilige Geist kommt, wenn wir uns Jesus anvertrauen. Er will in uns leben und uns bewegen. Will bei uns sein und gleichzeitig raus zu anderen, ohne uns zu verlassen. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang; nichts verkrampftes, nichts Unheimliches. Er macht es gut.
Es geht Lukas also darum, die Dynamik des Geistes Gottes zu beschreiben
Paulus vergleicht in seinem Brief an die Christen in Galatien das Wirken des Heiligen Geistes mit einem Baum, der auf ganz natürliche Weise Früchte trägt – Frucht des Heiligen Geistes. Jesus benutzt an anderer Stelle denselben Vergleich. Und Jakobus spricht in seinem Brief an die Christen in Libyen, Ägypten, Palästina und Syrien von der Weisheit, die von Gott kommt und ganz natürliche Auswirkungen für andere hat.
Es geht hier also nicht um christlichen Kommunismus, sondern um das Wirken des Heiligen Geistes. Gott selbst in seiner Weisheit gegenwärtig in der Gemeinde. Gott, der sich selbst verschenkt an alle, die sich ihm anvertrauen, auf ihn schauen, ihn anschauen, sich anschauen und beurteilen lassen.
Wir sehen in Lukas Beschreibung der, vom Heiligen Geist erfüllten, Gemeinde, dass sie plötzlich nicht mehr an Dingen kleben, sondern durch Gottes Geist an Jesus und durch ihn an denen, die dasselbe erlebt haben. Weil sie aneinander kleben, sehen sie plötzlich die Nöte des Menschen an ihrer Seite. Sie sind nicht mehr blind. Sie können sehen. Es wird Licht in ihrem Leben.
Sie investieren ihre Zeit und ihr Geld jetzt in Menschen. Wie Gott ihnen ein neues Leben geschenkt hat, so wollen sie andere daran teilhaben lassen. Sie sind nicht mehr in sich selbst gefangen und verschlossen, sondern erfüllt von Gottes Geist. Gott selbst gegenwärtig in ihrem Leben, nicht stumm, nicht tatenlos, sondern schöpferisch, neues Leben schaffend.
Wie Gott ganz am Anfang die Welt schuf, wie er Licht in die Finsternis brachte. So macht er es jetzt auch. Er kommt ins Dunkel der Menschen und macht Licht. Er beleuchtet die persönlichen Nöte und die der Mitmenschen.
Doch zuerst stellt er die Ampel auf Rot.
Die Menschen an dem Tag hatten das laute Windbrausen in einer Straße in Jerusalem gehört und waren neugierig herbeigelaufen. Es waren Leute mit den unterschiedlichsten sprachlichen und kulturellen Hintergründen. 120 Menschen kamen ihnen schon entgegengelaufen, die in ihren Sprachen begeistert von den großen Taten Gottes erzählten.
Auch viele der Herbeigelaufenen begannen plötzlich das Handeln Gottes zu verstehen und hörten gespannt zu. Die Menge war inzwischen im großen Vorhof des Tempels angekommen. Dort war Platz für ein paar Tausend Menschen und die Akustik wie geschaffen dafür.
Dann fing Petrus an, die ganze Sache zu erklären. Er sprach von den alten, fast vergessenen Versprechen Gottes. „Hört her, ihr Leute! Gott löst gerade seine Versprechen ein. Mit Jesus hat er schon angefangen. Erinnert Euch!“ Dann erklärt Petrus weiter. Gott will allen begegnen, Frauen und Männer, Kindern und Alten und Jugendlichen. Er geht an keinem vorbei. Er möchte alle erfüllen und zeigen, dass er sie lieb hat. Es geht um die großen Taten Gottes im kleinen, ganz persönlichen Leben; auch in meinem und deinem.
Petrus sagt: „Du kannst dich Jesus nicht entziehen, weder seinem Tod am Kreuz noch seiner Auferstehung.“ An beidem hängt Gottes Kraft, neues Leben, wenn du ihm dein altes gibst: „Mach dir nichts vor! Komm mit deinen Blockaden und Begrenzungen, mit deiner Schuld und deiner Scham, deiner Leere und scheinbaren Fülle zu Jesus!“
Der große Gott will in dein kleines Leben kommen. Er selbst duckt sich, macht sich klein, kommt in die Enge und will dich befreien von dir selbst, Will dich öffnen für dich selbst. Wenn du auf Jesus schaust, lernst du dich in der Gegenwart des Geistes Gottes neu kennen.
Eine unglaubliche Menschenmenge war herbeigelaufen, Spötter und Bewunderer, Neugierige und Interessierte.
Sie standen still, wie vor einer roten Ampel und sahen sie plötzlich auf Gelb schalten.
Das ganze Ereignis und die Botschaft von Petrus trifft sie mitten ins Herz. Sie fühlen sich von Gott selbst angesprochen und wissen nicht mehr weiter. Gleich wird die Ampel auf grün schalten. Aber sie wissen ja gar nicht mehr, wie es weiter gehen soll. Die Worte von Petrus lässt sie die Gegenwart Gottes spüren wie ein scharfes Schwert, das mitten ins Herz trifft und Verstand und Emotion spaltet. So lesen wir es hier an dieser Stelle und an anderen im Neuen Testament.
„Was sollen wir denn jetzt tun?“, rufen sie Petrus zu. „Wir wollen Gott in unserem Leben, wissen aber nicht wie. Wir beginnen Gottes Handeln zu verstehen, können es aber nicht umsetzen.“ Vielleicht kennt der eine oder andere von uns diese Situation auch.
Petrus lässt die Interessierten nicht im Stich. Er macht den Zuhörern einen Vorschlag. Er bittet sie sogar inständig, ihn anzunehmen.
Er lädt sie ein und spricht: „Tut Buße!“ oder anders ausgedrückt: „Kehrt um! Ändert eure Blickrichtung“ oder noch anders ganz nahe am Originaltext: „Beginnt mal euer Denken zu überdenken und schaut auf Jesus.“
Es geht also nicht darum, dass man ein schlechtes Gewissen bekommt, sondern sich ganz neu ausrichtet. Es geht nicht darum traurig zu werden, sondern glücklich. Genau das sieht man dann im Leben der Menschen, die sich Jesus anvertraut haben.
Petrus bindet die Änderung des Lebens unauflösbar an Jesus. An Jesus kommt nichts vorbei. Deswegen sollen wir uns nicht von ihm weg, sondern zu ihm hin drehen, auf ihn schauen.
„Als Zeichen dafür, dass du in deinem Leben jetzt auf Jesus schaust, auf seinen befreienden Tod am Kreuz und die kraftvolle Auferstehung von den Toten, lass dich taufen!“ Die Taufe ist Zeichen der Umkehr und Zeichen des Handelns Gottes durch Jesus. Der Glaube an die Zusagen Gottes, die damit zusammenhängt, ist der Beginn eines neuen Lebens, erfüllt vom Heiligen Geist. Nur so bekommt die Taufe Sinn.
„Setz ein Zeichen in deinem Leben. Und wenn es schon wer anders für dich getan hat. Dann schau auf dieses Zeichen! Kehr um, dreh dich um und schau auf Jesus! Denk mal nach!“
Petrus erklärt aber noch weiter.
Er erinnert seine Zuhörer daran, das Versprechen Gottes einzulösen.
Gott möchte dein Leben neu erfüllen. Will dich nicht mehr verlassen, sondern bei dir bleiben. Gott hält zu dir, wenn du ihn einmal einlädst in dein Leben. Das bedeutet es, seinen Geist zu bekommen: Gott an deiner Seite. Gott in deinem Leben. Jesus vor deinen Augen. Gottes Liebe, Zuverlässigkeit, Kraft, Weisheit, Trost, Vergebung, Frieden und viel mehr.
Gott kommt nicht als Aufpasser, sondern als Schöpfer, als Neumacher, Renovierer, nicht als Beschöniger, sondern als Schönmacher.
„Du musst dich nur zu Jesus wenden und auf ihn zu schauen. Er wird dir Gutes tun und anderen durch dich. Er macht das ohne dich unter Druck zu setzen. Er ist ja gekommen dich aus Unterdrückung zu befreien. So hat er es immer getan!“
Das ist auch der Sinn und Inhalt des neuen Lebens, das Lukas hier beschreibt. Jede einzelne Komponente des Lebens, die er erwähnt, macht genau das deutlich. Diese erneuerten Menschen kommen zusammen, um Jesus immer mehr kennenzulernen und zu erleben. Sie wollen immer wieder daran erinnert werden, was Jesus für sie getan hat und für andere tun will.
Nichts anderes bedeutet Lehre und Unterweisung der Apostel. Sie erzählen von Jesus, wer er ist und was er getan hat und was er heute noch kann.
Die Menschen beten allein, in kleinen und in großen Gruppen und an verschiedenen Orten, mal privat und mal öffentlich. Sie erleben so ganz intensiv Gottes Gegenwart und Gemeinschaft mit ihm.
Sie kommen zusammen um Abendmahl zu feiern. Schon wieder schauen sie so auf Jesus. Sie lassen sich ermutigen und trösten mit den Worten von Jesus: „Mein Leib für euch gebrochen. Mein Blut für euch vergossen. Alles zur Vergebung eurer Schuld.“ Sie merken, dass sie das befreit und nicht unterdrückt. Ihnen wird kein schlechtes Gewissen gemacht. Sie werden davon befreit.
Sie kommen auch zusammen um einfach zusammen zu sein und zu feiern, zusammen zu essen und andere dazu einzuladen. Gottes Geist in jedem von ihnen und ganz geballt, wenn sie zusammen kommen. Sie sind fasziniert von dem, was Gott mit ihnen getan hat und lassen sich immer neu faszinieren. Sie beten ihn an, fallen auf die Knie, beugen ihre Häupter, erheben sie und ihre Hände.
Sie freuen sich miteinander und wollen anderen eine Freude bereiten. Sie sehen plötzlich die Not der Menschen um sie herum. Sie wollen nicht mehr nur fromm und religiös sein; nicht mehr in der Abgrenzung leben, sondern in der Zuwendung.
Wie Gott sich ihnen zugewendet hat. So wenden sie sich jetzt gemeinsam denen zu, die Zuwendung gar nicht mehr kennen und sie so sehr nötig haben.
Der Heilige Geist erinnert sie daran, dass Gott sie liebt. Diese Liebe wollen sie weitergeben. Sie wollen ihren Mitmenschen nichts vorenthalten, weder die Gute Nachricht von Jesus noch das tägliche Brot. Sie merken, dass beides zusammen gehört. Die Nachricht von Jesus ist keine halbe. So ist auch der Geist Gottes kein halber. Gott will ganz in unserem Leben sein. Will uns seine verändernde Liebe zeigen und sie greifbar machen.
Ohne den Geist Gottes kein erneuertes Leben. Wenn Jesus seinen Platz in deinem Leben verloren hat oder nie hatte, dann lade ihn neu wieder ein. Und wenn du zweifelnd fragst: „Naja, damals war das so. Heute ist das anders. Dann denke mal an die Worte von Petrus: Kehr um und fang an zu glauben. Dann wird Gott sein Versprechen an dich einlösen.“
Amen!