Reich beschenkt (Römer 10,9-17)

Predigtmanuskript

In den nächsten Predigten im Herbst will ich mit Euch darüber nachdenken, wie reich wir von Gott beschenkt werden, wenn wir uns ihm anvertrauen und an diesem Vertrauen festhalten. Ich hangele mich dazu an den vorgeschlagenen Bibeltexten für die Sonntagspredigten entlang. Der Herbst ist ja auch Erntezeit. So passt das ganz gut zusammen. Lassen wir uns also überraschen. 

Wie gehst Du eigentlich mit Deinem Konto auf der Bank um? Überziehst Du es mal. Oder bist Du ganz penibel, dass das nicht passiert? Oder hast Du sowieso soviel drauf, dass Du da nicht dran denken musst? 

Bist du eher ein Freund vom Onlinebanking oder stehst du auf die papiernen Formulare? Benutzt Du gerne Bankkarten zum Bezahlen oder das Handy oder ziehst Du bar vor? 

Hattest du schon mal Deine PIN-Nummer vergessen? Oder hatte der Automat Deine Karte mal eingezogen? Letzteres ist uns schon mal passiert - technische Probleme. Trotzdem sehr unangenehm im Ausland. 

Jetzt lesen wir folgendes in der Bibel:

Gott ist reich für alle, die ihn anrufen. 

so übersetzt Martin Luther diese Worte, die Paulus an die Christen in Rom schreibt (Römer 10,12).

Er lässt alle an seinem Reichtum teilhaben, die ihn im Gebet anrufen 

so lesen wir es etwas anders übersetzt in der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel. 

Zu Paulus Zeiten gab es natürlich noch keine Giro- oder Visa-Karten. International konnte trotzdem schon Geld überwiesen werden. Damals wie heute musste man sich jedoch ausweisen. Damals wie heute gab es immer wieder Probleme. Als Paulus diese Zeilen an die Christen in Rom (Italien) schrieb, befand er sich gerade in Korinth (Griechenland) und war auf dem Weg über Ephesus in der heutigen Türkei nach Jerusalem. Auf diesem Weg sammelte er auch Spenden für die verarmten Christen in Judäa. 

In seinem Brief an die Christen in Rom geht es ihm nun nicht um Spenden. Aber wahrscheinlich wurde er bei dem Gedanken an eine Wesenseigenschaft Gottes erinnert. Gott ist reich und gibt gerne ab.

Er schreibt (Römer 10,12):

Gott ist reich für alle, die ihn anrufen.  (nach Luther)

Er lässt alle an seinem Reichtum teilhaben, die ihn im Gebet anrufen  (nach Neue Genfer Übersetzung)

Das heißt: Er akzeptiert jeden ohne Unterschied. Gott freut sich über jeden, der zu ihm kommt. Er zieht auch die Karte, die er uns gegeben hat, nicht einfach wieder ein. Er geizt nicht und muckt nicht. 

Grundsätzlich geht es Paulus dabei um drei Sachen, die ich mal rausgepickt habe: 

1. Gott macht keinen Unterschied. Er gibt jedem gerne.

2. Die einzige Bedingung ist Vertrauen. 

3. und er will uns froh machen, mit Freude erfüllen.

Gott macht keinen Unterschied. 

Er gibt jedem gerne, ganz egal aus welchem Hintergrund er kommt.

 Ob jemand Jude oder Nichtjude ist, macht dabei keinen Unterschied: Alle haben denselben Herrn, und er lässt alle an seinem Reichtum teilhaben, die ihn im Gebet anrufen. * Denn »jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden«.

(Römer 10,12-13 nach der Bibelübersetzung NGÜ NT+PS)

Warum beschränkt sich Paulus nur auf Juden und Nichtjuden? Es geht ihm darum nochmal daran zu erinnern, dass sich Gott ganz besonders den Juden als Beispielsvolk zugewandt hat. Er hat sogar selbst dafür gesorgt, dass es entsteht. Da kann man jetzt noch viel zu sagen, was aber zu weit führen würde. 

Worum es geht ist, dass Gott zwar besondere Beispiele setzt. Diese Beispiele haben aber immer den Zweck, andere zu ihm einzuladen. Gott grenzt niemand aus. 

Da lesen wir Lebensbeschreibungen von Christen, die großes geleistet haben und fühlen uns mit jeder Seite kleiner. Oder wir schauen hinter den Vorhang und bemerken die Schwächen dieser Menschen. 

Worum geht es aber bei diesen Berichten? Worum geht es Gott? Es geht darum zu zeigen, dass Gott mit jedem etwas machen möchte, den Sympathischen und den weniger Sympathischen, der Perfekten und den Fehlerbehafteten, den Leistungsträgern und Schwächlingen, denen mit der VISA-Gold-Card und denen mit schnöder Bankkarte. Alle sind wir verschieden. Gott ist das egal.

Gott macht keinen Unterschied. Er hat Dich genauso lieb, wie den anderen. Gott ist reich für alle! Mitten in Deinem Leben und Erleben, umgeben von Erfolgen und Versagen, will er Dir begegnen und Dich beschenken. Er will Dich herausretten aus falschen Vorstellungen, einer ungesunden Sicht von Dir selbst und Deinen Mitmenschen, aus einem verzerrten Bild von ihm, aus allem, was Dich trennt, was Dich bindet oder Du nicht loslassen kannst. 

Was ist es, dass Dich denken lässt, Gott würde Dich ignorieren?

Gott ist reich für Dich, will Dich an seinem Reichtum teilhaben lassen. Wie geht das? 

Gott lädt Dich ein ihm zu vertrauen

Gott sagt sozusagen: “Ich gebe Dir eine Scheckkarte, mit der Du Zugriff hast auf meinen Reichtum. Nimm sie an und benutze sie. Und wenn sie auch so ganz anders aussieht wie die anderen, die Du kennst. Wenn Du sie auch ganz anders benutzen musst, wie die anderen. Sie funktioniert trotzdem, aber eben nicht so wie, die anderen. Aber wie Du denen vertraut hast, vertraue auch mir.

Paulus schreibt:

Wenn du also mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und mit deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden. * Denn man wird für gerecht erklärt, wenn man mit dem Herzen glaubt; man wird gerettet, wenn man den Glauben mit dem Mund bekennt. * … * Aber nicht alle haben das Evangelium angenommen. Schon Jesaja sagt: »Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt?«

(Römer 10,9-10.16 nach der Bibelübersetzung NGÜ NT+PS)

Es geht Paulus darum uns einzuladen das Unglaubliche zu glauben.

Erstens aktiv glauben:

Das heißt bekennen, es sich selbst und anderen sagen, nicht nur denken. Du stellst Dich offen dazu, was Du im Verborgenen erkannt hast. Was Du ganz privat und persönlich verstanden hast, gibst Du öffentlich weiter. Was in Deinem Herzen gekeimt und gewachsen ist, wird in Deinem Leben sichtbar. 

Man stellt sich ja nicht auf den Blumentopf drauf. Man begießt die Blume. Ist doch klar. Der Sinn der Pflanze ist es zu blühen und dann sich zu multiplizieren. Der Same in der Blüte hat einen Nutzen. Er ist nicht für sich selbst da (mit ein paar Ausnahmen). 

Das ist der aktive Glaube, von dem Paulus schreibt, die Scheckkarte, mit der uns Gott an seinem Reichtum teilhaben lässt.

Zweitens ist es ein Glaube an das Unglaubliche.

Jesus ist Herr; und: Jesus ist auferstanden von den Toten. 

Das sind konkrete Sachen, die wir als Christen vertreten. Das sind aber auch unglaubliche Dinge, die wir da behaupten und für uns in Anspruch nehmen. Wir behaupten das also nicht nur öffentlich. Wir hängen auch unser ganzes Leben und Handeln daran. 

Wenn Du sagst: „Jesus ist mein Herr!“ (und nicht nur irgendeiner) Dann macht das etwas mit Dir. Dann verändert es alles in Deinem Denken und Handeln. 

Der Glaube, den Paulus hier beschreibt, ist der Glaube an den, der dem Tod die Macht genommen hat. Jesus hat den Einflussbereich des Todes nicht nur beschränkt, sondern durchlöchert. 

Der dunkle Behälter, der alles verschlossen hatte, kann nichts mehr halten. Jesus hat sich dort hineinbegeben, um genau das zu tun. Er hat sich sogar dort hineinwerfen lassen. Und von innen hat er dann Löcher hineingebohrt, ja den Boden rausgeschlagen.

Er hat genau das getan, was niemand erwartet hat. Er war der Ungewollte, das ungewollte Kind, das nur stört und nicht bereichert. Man hat sich ihm entledigt. Man wollte ihn nicht als Herrn. Und trotzdem, vielleicht gerade auf diese Weise, bricht er alle festgefügten Vorstellungen. Er zeigt, dass das Unmögliche möglich wird, das Unglaubliche fassbar. 

Jesus ist auferstanden. Das macht ihn zum Herrn über Tod und Leben. Das gibt ihm Macht und Autorität auch in mein und in Dein Leben zu kommen und es zu verändern. 

Genau dazu lädt Dich Paulus, lädt Dich der christliche Glaube ein. Stell Dich dazu, was Du gehört hast. Riskiere diese Scheckkarte in den Automaten zu stecken. Mach es, egal, wer Du bist. Probier es aus. Nimm es ernst. Verstecke es nicht. Bekenne es für Dich und vor anderen. 

Das machst Du nicht als Besserwisser, sondern jemand, der anderen auch das gönnt, was Du erlebt hast. Dieses Vertrauen macht was mit Dir und dann mit anderen.

Worum geht es dabei? Gott will Dich froh machen.

Nun ist es aber doch so: Den Herrn anrufen kann man nur, wenn man an ihn glaubt. An ihn glauben kann man nur, wenn man von ihm gehört hat. Von ihm hören kann man nur, wenn jemand da ist, der die Botschaft von ihm verkündet. * Und die Botschaft kann nur verkündet werden, wenn jemand den Auftrag dazu bekommen hat. Genau das ist ja auch geschehen, denn es heißt in der Schrift: »Was für eine Freude ist es, die kommen zu sehen, die eine gute Nachricht bringen!«

(Römer 10,14–15 nach der Bibelübersetzung NGÜ NT+PS)

Du hast den Glauben. Du bekennst Dich dazu. Du hast den Auftrag. Das passiert ganz automatisch, ohne, dass Du es merkst. 

Im ganz persönlichen Glauben liegt der öffentliche Auftrag verborgen. Das meint das Wörtchen Bekenntnis.

Wenn ich diesen Auftrag annehme, das Bekenntnis ernst nehme, Vertrauen wage; dann sehe ich, wie Freude zu mir unterwegs ist, wie sie zu mir kommt, als wäre es ihr natürliches Zuhause. Jesus macht das Unmögliche möglich, das Unglaubliche erfahrbar. 

Paulus sieht den Boten wie einen Staffelläufer und macht sich bereit, den Stab zu übernehmen. Dann sieht er den und die Nächsten und gibt nicht nur einen Stab ab, sondern eine Fackel. 

Er geht hin und her zu allen, die nicht wissen, wie sie die erloschene Kerze in ihrem Leben wieder entzündet bekommen. Da hat sie vielleicht mal gebrannt. Aber dann ist sie im eigenen Wachs erstickt und der Docht versunken. 

Paulus zeigt jetzt auf Jesus und lädt Dich ein ihn Herrn sein zu lassen. Er wird wieder Licht machen. Er gibt Deiner Hoffnung neuen Raum. 

Er holt den versunkenen Docht nicht nur aus dem festen Wachs. Er zündet ihn auch wieder an. Er macht es hell und warm. 

Er macht das, wenn Du ihn dazu einlädst. Dann aber passiert was, wenn er Dein Herr wird und bleibt. Es wird hell und warm um Dich herum. Und so wirst Du selbst zum Freudenboten, zum Fackelträger, der nicht zu einem konkurrierenden Wettkampf einlädt, sondern direkt aufs Treppchen an der Seite des Siegers: Jesus! 

Dann stehst Du nicht dumm da, wie vor oder neben einem Automaten, der Deine Karte für sich behält. Dann stehst Du an der Seite dessen, der Dir in Deinem Leben, im Glauben, im Handeln, im Tag-aus-tag-ein, Support, Unterstützung gibt, Jesus. 

Gott ist reich für alle, für alle, die ihn anrufen.

Über Deinem Leben ist nicht Verderben ausgerufen, sondern Leben, Hilfe, Rettung, Heil. Das ist Anfang und Ende der Geschichte Gottes. Das ist auch die Mitte. Das ist oben, unten, rechts und links. Das gilt für jeden ohne Ausnahme! Komme, wer wolle. Jesus öffnet die Tür zum Leben, ein Leben, das den Tod besiegt hat.

Wir sind wirklich reich beschenkt im Glauben!

Amen - so ist es.