In der letzten Woche haben wir von zwei Marias gehört. Die eine traf sich mit ihren Freunden immer an der Bushaltestelle, Fahrplan war überflüssig. Sie wollten sich dort ja nur treffen. Und doch kam da wer mit einem Zuspruch. Die andere Maria wurde die Mutter von Jesus. Auch sie wurde überrascht. Auch sie wartete auf nichts Besonderes oder Großes in ihrem Leben. Doch mitten in ihrem Alltag spricht Gott zu ihr, holt sie ab und begleitet sie. Darum ging es am zweiten Advent: Gott kommt zu uns in unserem Alltag und will uns begleiten.
Heute feiern wir den dritten Advent. Da will ich das Bild von der Haltestelle weiterspinnen. Heute wird es sich darum drehen, dass man manchmal den falschen Fahrplan haben kann, dann aber doch den richtigen Bus erwischt. Eigentlich, wenn ich darüber nachdenke, ist das sogar meistens so, wenn man sich darauf einlässt sich Jesus zu anvertrauen.
Aber schauen wir doch mal auf ein paar besondere Menschen mit ihrem falschen Fahrplan und wie Gott sie doch abholt und zu Jesus bringt. Es sind die Sterngucker, oft als drei Weise dargestellt oder seit dem frühen Mittelalter als Könige. Eigentlich waren es Wissenschaftler in einer Zeit, in der man sich die Dinge ganz, ganz anders erklärte, als heute. Alles Sichtbare und Fassbare wurde nach den Vorstellungen der meisten Menschen von höheren Mächten gelenkt. Kleine Zusammenhänge konnte man manipulieren mit magischen Handlungen. Größere konnte und musste man ablesen im Lauf der Gestirne.
Dann waren da aber auch diese Juden überall in der Welt zerstreut. Die hatten eine viel konkretere Hoffnung. Die hatten alte, heilige Schriften, die sie lasen und studierten egal ob jung oder alt. Sie warteten auf den Messias, einen von Gott gesandten Retterkönig, der alles neu machen würde. Das machte neugierig, vielleicht auch unsere Sternegucker.
Hören wir auf den Bericht, den uns Matthäus aufgeschrieben hat, und den wir in seinem Jesusbericht in Kapitel 2, Verse 1-12 lesen.
“Jesus wurde in der Stadt Bethlehem in Judäa während der Herrschaft von König Herodes geboren. In dieser Zeit kamen einige Sterndeuter aus einem Land im Osten nach Jerusalem und fragten überall: * »Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihn anzubeten.« * Ihre Frage versetzte Herodes in große Unruhe, und alle Einwohner Jerusalems mit ihm. * Er berief eine Versammlung der obersten Priester und Schriftgelehrten ein. »Wo soll denn der Christus (Messias) nach Aussage der Propheten zur Welt kommen?«, fragte er sie.
* »In Bethlehem«, sagten sie, »denn der Prophet hat geschrieben: * ›O Bethlehem in Judäa, du bist alles andere als ein unbedeutendes Dorf, denn ein Herrscher wird aus dir hervorgehen, der wie ein Hirte mein Volk Israel führen wird.‹« * Daraufhin sandte Herodes eine geheime Botschaft an die Sterndeuter und bat sie zu sich. Bei dieser Zusammenkunft erfuhr er den genauen Zeitpunkt, an dem sie den Stern zum ersten Mal gesehen hatten. * Er sagte zu ihnen: »Geht nach Bethlehem und sucht das Kind. Wenn ihr es gefunden habt, kommt wieder her und erzählt es mir, damit ich auch hingehen kann, um es anzubeten!«
* Nach diesem Gespräch machten die Sterndeuter sich auf den Weg. Wieder erschien ihnen der Stern und führte sie nach Bethlehem. Er zog ihnen voran und blieb über dem Ort stehen, wo das Kind war. * Als sie den Stern sahen, war ihre Freude groß. * Sie gingen in das Haus und fanden das Kind mit seiner Mutter Maria, sanken vor ihm auf die Knie und beteten es an. Dann öffneten sie ihre Truhen mit Kostbarkeiten und beschenkten es mit Gold, Weihrauch und Myrrhe.
* Als es Zeit war, wieder aufzubrechen, zogen sie jedoch auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurück, denn Gott hatte sie in einem Traum davor gewarnt, zu Herodes zurückzukehren.”
(Matthäus 2,1–12 nach der Neues Leben Bibelübersetzung)
Da sind also diese Männer, die ihre große Erwartungen in den Sternenhimmel projizieren und die Erfüllung von dort erwarten. Männer mit dem falschen Fahrplan, die sich helfen lassen und so ans Ziel kommen. Andere Männer wiederum, die den richtigen Fahrplan haben, wollen ihn dagegen nicht verstehen und lassen sich nicht mitnehmen.
Ist Euch das auch schon mal passiert? Ihr seid selten mit dem Bus oder Zug oder der S-Bahn unterwegs. Dann kommt aber der Tag, wo ihr sie benutzen müsst. Die Fahrpläne liegen noch irgendwo im Schlüsselschrank. Aber oh je! Sie sind schon von vor ein paar Jahren und hoffnungslos veraltet. Dann muss man eben aufs Geratewohl zur Haltestelle und weiterfragen.
Die erste Haltestelle unserer Sternegucker war auf jeden Fall irgendwo im Osten. Den genauen Ort kennen wir nicht, dafür aber Dinge, die dort von hohem Wert waren, Gold, Weihrauch und Myrrhe. War es Arabien oder im Norden des heutigen Iran, das alte Medien und Persien? Ihre zweite Haltestelle war dann Jerusalem. Hier vergleichen die Sterndeuter ihren Fahrplan mit einem anderen, genaueren. Am Busterminal Herodes und seine Berater. Die kennen sich aus, werden aber nervös, ja eifersüchtig. Was für ein König sollte da ihre Macht übernehmen? Das Ziel der Reise war dann das Städtchen Bethlehem, gar nicht so weit weg von Jerusalem. Da hätten Herodes und seine Gelehrten doch gleich mitkommen können. Aber sie sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt und verpassen die Gelegenheit.
Ich sehe mich noch in Paris in der Metro stehen. 17 Jahre alt war ich und konnte kein Französisch. Ich war einfach aufs Geratewohl losgefahren und wollte bis nach Spanien oder sogar Marokko. Auf jeden Fall war ich ratlos. Fünf bis sieben U-Bahnlinien in verschiedenen Etagen, die alle in eine andere Richtung führten. Eine direkte zum nächsten Hauptbahnhof – in Paris gibt es mehrere davon – gab es nicht. Jeder musste mindestens einmal umsteigen, um ans Ziel zu kommen. Plötzlich bekam ich Hilfe von einem Unbekannten, der einige Sprachen beherrschte und eine Rolle Gratistickets dabei hatte. Ich folgte und kam ans Ziel.
Manchmal im Leben stehen wir auf dem Schlauch und wissen nicht weiter. Was uns hält oder treibt, ist aber diese unbestimmte Hoffnung auf ein gutes Ende. Nur wie und wo wird uns diese Hoffnung erfüllt? Passen unsere Erwartungen zu dem, was da kommen wird? Passt unser Alltag dazu? Führt uns unser persönlicher, innerer Fahrplan auch ans Ziel? Die Sternegucker richten sich auf jeden Fall erstmal nach einem abgelaufenen Fahrplan. Auf ihrer Reise merken sie, dass er sie zwar in eine grobe Richtung führt. Aber kurz davor fehlen ihnen genauere Informationen. Sie brauchen einen aktuellen Fahrplan.
Wie ist das mit uns, wenn wir merken, dass wir uns auf dem Weg verrannt haben?
Vielleicht haben wir ein Ziel, aber scheinen wir es nicht zu erreichen. Bestenfalls ist das Ziel richtig, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht haben wir uns mit dem richtigen Fahrplan auf das falsche Gleis gestellt, sind in einen Zug eingestiegen, der uns an ein falsches Ziel führt.
Kann natürlich sein, dass wir doch das richtige Ziel im Auge haben. Bei den Sterneguckern war das so. Irgendwann merken sie, dass sie ihre Ideen und Gedanken nicht weiterbringen. Ihre Reise kommt ins Stocken. Der Stern allein reicht nicht. Sie müssen mehr wissen, Konkreteres. Sie merken, dass sie zwar zum richtigen Ziel hin unterwegs sind, dann aber auch, dass sie es gar noch nicht so gut kennen.
Wichtig für uns ist, dass sie sich korrigieren und weiterhelfen lassen. Sie bleiben lernbereit. Auf diese Weise kommen sie ans Ziel und werden von unbändiger Freude erfüllt.
Matthäus ist das ganz besonders aufgefallen und drückt das auch entsprechend aus: “Sie freuten sich sehr mit großer Freude.” So steht es wörtlich da. Vor Glück stolpern sie fast in den Stall und über die Krippe. Sie sind ganz außer sich. Und dann werfen sie sich vor dem Baby Jesus auf die Knie.
Sie hatten sich für den Geburtstagsbesuch gut vorbereitet, Geschenke mitgebracht und sich nicht lumpen lassen. Was sie dann aber sehen, überschreitet ihre Erwartungen. Dabei ist es nur ein kleines Baby. Aber auf diesem Neugeborenen liegen die Hoffnungen der Welt.
Wie ich das in mein Leben bringen?
Wir machen uns auf den Weg.
Das ist das Erste. Wenn ich auch noch nicht genau weiß, worauf ich mich einlasse, löse ich mich doch von meinen Plänen. Es ist viel besser, sich von Jesus kontrollieren zu lassen, als sich selbst in sich zu verkrampfen. Jesus macht uns Mut uns sagt: “Mach Dich locker, Mann, Frau! Bei mir kannst Du Dich auf dem Weg entspannen.”
Wir bleiben lernbereit und lassen uns korrigieren.
Das ist das Zweite. Manchmal lassen wir uns durcheinander bringen. Wir sind uns selbst sicher, aber nicht mehr sicher, dass es Jesus gut mit uns meint. Ein gesundes Selbstbewusstsein verlässt sich nie auf sich selbst. Jesus sagt uns: “Lass Dich heilen von falschen Vorstellungen und Erwartungen, die Dich und andere überfordern. Mit mir kannst Du Deine Gedanken ordnen.”
Wir kehren nicht zu Wegweisern zurück, die uns nur unsere Hoffnungen zerstören wollen.
Das ist das Dritte. Vielleicht bist Du auf dem Weg schon weit gekommen. Dann lässt Du Dich aber wieder vom Ziel abbringen. Deswegen ist es so wichtig Jesus im Blick zu behalten, die erste Liebe und Freude, als wir ihn kennengelernt haben. Deswegen ist es so wichtig, nicht allein unterwegs zu sein. Deswegen ist es so wichtig, sich von Gott was sagen zu lassen und ihm zu gehorchen. Jesus sagt uns: “Komm immer wieder zur mir, wenn es Dich zurückzieht in alte Gedanken. Lass Dich auf die Schriften ein, die mich im Zentrum behalten. Lies die Bibel und prüfe die Sterne, die Dich anglänzen, ob sie wirklich zu mir führen.”
Genau auf diese Weise wird Jesus mit und in uns wachsen. Er wird uns begleiten, nicht nur Dich und mich allein, sondern uns. Und so kommen wir ans Ziel unseres Lebens. Die Sternegucker haben das erlebt, Herodes und seine Gelehrten nicht. Nehmen wir uns ein Beispiel an den Sterneguckern. Dann wird Advent.