Textlesung: Apostelgeschichte 4,23-31
Was war geschehen?
Johannes und Petrus waren mitverantwortlich für die Heilung eines Gelähmten gewesen und hatten daraufhin vom auferstandenen Jesus gepredigt. Viele Menschen hatten den ehemals gelähmten Bettler gekannt und wollten wissen, wie die Heilung geschehen konnte. Die beiden Apostel sind überzeugt: nicht wir, sondern der auferstandene Jesus durch den Glauben an ihn.
Der religiösen Elite ist diese Behauptung ein Dorn im Auge. Jedes Wort über Jesus als Auferstandenen muss unterbunden werden. Johannes, Petrus und der Geheilte werden festgenommen und müssen sich vor Gericht verantworten.
Die Situation ist sehr ernst, die Bedrohung real. Doch die drei lassen sich nicht einschüchtern, sondern bekennen Jesus, seine Kraft und den Glauben an ihn um so mehr. Sie weigern sich zu schweigen.
Da das ganze Volk aber Zeuge der guten Tat war, trauen sich die Mächtigen nicht, etwas zu unternehmen und lassen die drei frei. Das erste, was sie tun ist, die Gemeinde der Mitchristen aufzusuchen um dort alles zu berichten.
Ob es nur eine kleine Gruppe aus den inzwischen mehreren Tausend Christen war oder die Versammlung im Vorhof des Tempels, der Salomohalle, wissen wir nicht. Was wir aber wissen ist, dass sie zu den Ihren gingen (eben zu Mitchristen) und ihnen Bericht von einer akuten und ernsten Bedrohung erstatteten.
Wir kennen bei uns in Europa in den letzten Jahrzehnten keine ähnliche Situation.
Die meisten von denen, die hier anwesend sind, haben aber sehr wohl als Christen Erfahrungen im DDR-Regime gemacht. Das war nicht nur eine einzelne Bedrohung, sondern eine lange Zeit der Auszehrung der Gemeinde. Vernichten konnte sie die Gemeinde Gottes nicht. Trotzdem hatte es Auswirkungen, besonders auf die uns umgebende Gesellschaft von der wir ja ein Teil sind.
Dann gibt es im persönlichen Erleben eines jeden Christen unter uns Situationen, die unseren Glauben, ja uns selbst, in Frage stellen. Mal passiert das offen und persönlich, oft aber indirekt durch die Brandmarkung von ganzen Gruppierungen, in denen sich aber nur einzelne Teile angriffig benehmen. Nicht immer, aber leider oft ist die Recherche über das scheinbare Fehlverhalten lückenhaft. Das verunsichert manch einen und verleitet dazu uns denen anzugleichen oder sogar anzubiedern, die von Jesus Christus nichts halten und das Wort Gottes ablehnen.
Als Resultat wird unser Glaube wird immer persönlicher und stiller. Das aktive Vertrauen auf Jesus nimmt ab. Eine Art Schleier legt sich zwischen uns und ihm.
Dann gibt es aber auch Situationen, die jedem passieren, egal ob Christ oder nicht, und plötzlich oder nach und nach tief verunsichern. Johannes, Petrus und der Geheilte waren in einer anderen Situation. Trotzdem können wir von ihnen und der damaligen Gemeinde …
… lernen mit Herausforderungen und auszehrenden Zeiten umzugehen und sie einzuordnen.
Johannes und Petrus spüren die Bedrohung ganz existenziell. Sie stecken die Nacht im Gefängnis und das anschließende Verhör nicht einfach so weg. Das zeigt die Geschichte, von der wir gerade gehört haben. Sie lassen sich jedoch nicht unterkriegen. Sie treten dem Angriff und Raub ihrer Motivation entgegen. Wie machen sie das?
Sie gehen zu allererst zu den Ihren (ihren Mitchristen) …
… und nicht zu irgendwem. Sie bleiben auch nicht für sich allein in ihrer Einsamkeit gefangen. Sie wenden sich nicht denen zu, die ohnehin an ihnen zweifeln, sondern suchen die Menschen auf, die sie verstehen und sich auf die Situation und das Befinden ihrer Freunde einlassen.
Zusammen wenden sie sich dann Gott zu. Sie lassen sich nicht von den Umständen fangen. Sie leugnen sie aber auch nicht, bleiben vielmehr ehrlich mit sich selbst. Gemeinsam und gegenseitig erinnern sie sich dann daran wer Gott ist und was er getan und vorhergesagt hat.
Gemeinsam wollen sie Gottes Wege gehen und bitten nicht in erster Linie um Befreiung aus der Situation, sondern eine erneuerte Haltung, Halt bei Gott. Sie bitten um Freiheit und Vertrauen vor ihn zu treten, an Jesus festzuhalten um so ein Beispiel zu werden für andere. Gemeinsam bitten sie um Gottes Handeln in ihrem Leben und an den Menschen um sie herum.
Sie erinnern sich gemeinsam an Gottes Zusagen, …
… ganz speziell an Verse aus zwei alten Liedern aus dem Buch der Psalmen. Die einen sind aus Psalm 146, die anderen aus Psalm 2. Es ist die Bibel, das Wort Gottes, aus dem sie gemeinsam Kraft schöpfen und sich neu motivieren lassen.
Diese Liedverse erinnern sie daran, dass sie ja zum Schöpfer des Universums gehören. Trotz seiner unermesslichen Größe spricht er zu einzelnen Menschen. Er entzieht sich ihnen nicht. Gott ist also ein ferner und naher Gott zugleich. Genau diese Nähe ist es, die Widerspruch erregt.
Dieser Widerspruch richtet sich nicht nur gegen jene, die es sich diesem persönlichen Gott anvertrauen. Es ist Gott selbst, der Widerspruch erregt, Gott, der sich am Kreuz schlagen lässt, und dabei doch alle Widerstände überwindet. Es ist Gott, der schwach daherkommt und doch alle Kraft entfaltet. Gott verheimlicht also nicht, dass es Widerstände gibt und immer geben wird. Er selbst lässt das ja an sich selbst zu.
Gott erinnert aber auch daran, dass alle Umstände nur seinen Plan, Heil und Heilung zu bringen, fördern können. Er selbst führt manchmal krumme Wege und stellt uns Hindernisse in den Weg, damit wir lernen ihm zu vertrauen. Zu sagen, dass alle Not vom Teufel sei, ist also genauso ungläubig wie zu behaupten, dass Gott keine Krankheit heilen kann. Denn selbst die bösen Pläne des Teufels, wie auch unsere Fehler müssen dazu dienen, dass Gott um so mehr geehrt wird.
Die größten Fehler seines Volkes und schlimmsten Vergehen seiner Nachfolger können nur zu Gottes TROTZDEM und GERADE DESHALB führen. Er führt uns an und über unsere Grenzen, damit wir ihn wieder als Schöpfer, Neuschöpfer und Retter wahrnehmen. Wie er aus dem Nichts die Welt schuf, so kann er aus Steinen Kinder machen oder einem Totenfeld voller Skelette lebendige Menschen (keine Zombies). Das sind Bilder, die uns in der Bibel immer wieder begegnen. Mitten in den Widerständen, die Johannes, Petrus, der Geheilte und die ganze Gemeinde erleben, zeigt er, dass er da ist (v.31).
Das alles, weil sie Gott um innere Freiheit und sein Handeln gebeten haben.
Er lässt den Ort beben, wo die Beter sind, die welche ihm vertrauen und sich ihm ganz persönlich anvertrauen. Er erfüllt sie mit seinem Geist, mit seiner individuell und gemeinschaftlich spürbaren Gegenwart. Er kann das auch mit uns tun. Daran hat sich seitdem nichts geändert. Er kommt mit einem heilenden und befreienden Beben in unser Leben, wenn wir Jesus in unsere Herausforderungen einbeziehen.
Gott reagiert auf Gebet, auf das Gebet der Seinen, auf das Bitten derer, die sich entschlossen haben dem auferstandenen Jesus zu folgen. Genau diese erfüllt er mit seinem Geist und spricht: „Ich bin da, bin bei dir!“
Wir sehen also, dass Gott seinen Geist zwar allen erstmalig gibt, wenn sie sich ihm anvertrauen. Da das Leben aber nicht so gradlinig läuft, wie wir uns das wünschen würden, füllt er die Nachfolger seines Sohnes Jesus immer neu, wenn sie sich leer fühlen. Gott liebt es Hilfebedürftigen aufzuhelfen.
Das Resultat ist, dass die betenden Nachfolger befreit werden von sich selbst und wieder mit Freude erfüllt werden, dem Wunsch von Gott zu erzählen, die Gelegenheit bekommen und sie nutzen.
Diese Fülle des Heilige Geistes ist verbunden mit Freiheit, mit Würde, mit Selbstbewusstsein. Das Bewusstsein dessen, der befreit wurde von Angst, von inneren und äußeren Widerständen und Blockaden. Es ist kein Leugnen der Angst und Probleme, sondern ein Bekennen der Realitäten, der Wirklichkeit Gottes.
Suchen wir also die Unseren, Mitchristen – Gemeinschaft – denn so nennen wir uns ja. Erinnern wir uns gegenseitig immer wieder an die Zusagen im Wort Gottes. Bitten wir Gott letztendlich um innere Freiheit und sein Handeln durch uns.
Denn letztendlich sind es nicht wir. ER ist es, Jesus, der Auferstandene, der Sieger, Heiland, Erhalter, Quelle des Geistes und er Gegenwart Gottes.