Was bringt Ordnung in mein Leben? (Bergpredigt 3)

Was bringt Ordnung in mein Leben?

Alles nur Spielerei?

Kennt ihr das auch? Ihr sitzt mit Freunden bei einem Gesellschaftsspiel zusammen. Ein Mitspieler wirft Karten aufs Spielfeld. Ihr zuckt zusammen: “Das geht doch nicht. Das ist gegen die Regeln.” Die Antwort: “Wieso? Wir spielen das immer so.” Der Spielverlauf ist aus dem Rhythmus geraten. Eifrig wird nach dem Beipackzettel mit den Spielregeln gesucht. “Ah, da ist er. Jetzt schauen wir mal, wer recht hat.” Das Dumme nur ist, dass genau dieser Spielzug nicht erklärt wird. Die Regeln sind unvollständig. Nun folgt eine Diskussion, wie man die Situation handhabt. Nach welcher Tradition will man spielen? Zumindest hier und heute … Wann anders will man vorher die Regeln nochmal in Ruhe absprechen. Das Schöne ist, dass man sich noch einigen konnte. Der Abend ist nicht verdorben. Alle haben trotzdem ihren Spaß. 

Dieses kleine Beispiel zeigt ein paar Probleme auf, wenn es um Regeln und Gesetze geht. Können und sollen Gesetze alle Situationen im voraus beschreiben? Wer ist die Autorität, die letztendlich bestimmt, was recht und regelkonform ist? Wie flexibel sind wir und wie beeinflusst die Suche nach Regeln unsere Beziehungen? 

Ein anderes Beispiel. Vor Jahren trafen wir uns regelmäßig mit Freunden zu einem Spieleabend. So nach und nach wurde dabei klar, dass einer unserer Freunde gewohnheitsmäßig mogelte. Die Mogelei wurde natürlich entdeckt. Das Problem: er war der felsenfesten Überzeugung, dass er recht hätte. Doch allen war klar war, dass er es doch mogelte. Wie sollten wir damit umgehen? Es war ja nur ein Spieleabend ...

Diese Anekdote fragt danach, wie Regeln und Ethik zusammenhängen, und noch tiefer wieder einmal, wie sie unsere Beziehungen untereinander beeinflussen. 

Mal eine persönliche Frage:

Wie geht es Dir in diesen Situationen? Und: Sind Dir Regeln viel wert oder stören sie Dich eher? Ruhst Du in vorgegebenen Regeln eher aus oder zwängen sie Dich ein? Machst Du Dir am liebsten Deine eigenen Regeln? Oder mal auf die Spitze gebracht. Bist Du Dir selbst das Gesetz? … auch für andere? 

Um diesen ganzen Komplex soll es heute im dritten Teil der Reihe über die Bergpredigt von Jesus gehen. Die Frage, die sich stellt: “Was bringt Ordnung in mein Leben?” oder vielleicht passender ausgedrückt: “Wer bringt Ordnung in mein Leben?” “Wer hilft mir, dass mein Leben in Bahnen läuft, die mir und anderen gut tun?” Und letztendlich: “Wer hält mich nicht nur auf der Bahn, sondern bringt mich auch ans Ziel?” Im dritten Teil seiner Einleitung zur Predigt auf dem Berg spricht Jesus genau diese Frage an. Hören wir mal, was Jesus da sagt.

Versteht nicht falsch, warum ich gekommen bin (sagt Jesus). Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz oder die Schriften der Propheten abzuschaffen. Im Gegenteil, ich bin gekommen, um sie zu erfüllen. * Ich versichere euch: Solange der Himmel und die Erde bestehen, wird selbst die kleinste Einzelheit von Gottes Gesetz gültig bleiben, so lange, bis ihr Zweck erfüllt ist. * Wenn ihr also das kleinste Gebot brecht und andere dazu ermuntert, dasselbe zu tun, werdet ihr auch die Geringsten im Himmelreich sein. Dagegen wird jeder, der die Gesetze Gottes befolgt und sie anderen erklärt, im Himmelreich groß sein. * Aber ich warne euch – nur wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer weit übertrifft, dürft ihr ins Himmelreich hinein.

(Matthäus 5,17–20 nach der Neues Leben Bibelübersetzung)

Ist Euch etwas aufgefallen? Jesus beginnt mit dem Gesetz und endet mit Gerechtigkeit. Einerseits stellt Jesus klar, dass alles von ihm abhängt. Andererseits nimmt er seine Zuhörer nicht aus der Verantwortung. Jesus baut eine Spannung auf, die er die ganze Predigt über aufrecht erhält. Er fordert uns einerseits stark heraus. Andererseits lädt er ein, bei ihm zur Ruhe zu kommen. Versuchen wir doch mal, uns auf diesen Weg einzulassen und die Gedanken zu ordnen. Zuerst die Herausforderung, die er uns stellt, dann die Einladung, bei Jesus zur Ruhe zu kommen. Zwei Hilfen um Ordnung in unser Leben zu bringen, herausfordernd und entspannend zugleich. 

Wie Jesus uns herausfordert

Viele Christen denken, dass Regeln und Gesetze keine große Rolle mehr spielen, wenn man Jesus nachfolgt und Christ wird. Es geht ja in erster Linie um die Beziehung zu unserem liebenden Vater im Himmel. Alles andere ist zweitrangig oder überhaupt nicht mehr gültig. Es geht ja um höhere Werte, wie die Liebe und darum, dass man von seinem Mitmenschen nicht mehr fordert, als man selbst einbringen würde. Davon hat ja Jesus selbst gesprochen. 

In der Menschheitsgeschichte wurde schon immer wieder versucht das Miteinander zu regeln. Die meisten Regeln sind unausgesprochen. Sie werden mündlich überliefert oder einfach vorgelebt und abgeguckt. Später begann man Regeln aufzuschreiben. Nicht nur die Juden, auch andere Völker. Das Alte Testament erhebt dabei den Anspruch Gottes Willen wiederzugeben. Es ist zwar zuerst an das Volk Israel gerichtet. Dann soll aber das neue Verhalten des Volkes die anderen Völker neugierig machen. So lesen wir es im Fünften Buch Mose (5.Mose 4,6). So ziemlich am Anfang stehen dabei die 10 Gebote, die alle anderen Gesetze prägen. Als man sich dann aber Gedanken macht, welche Werte dahinter stehen, kommen die frommen Juden auf das sogenannte königliche Gebot. Daran würde sich alles andere entscheiden. Eines Tages wird auch Jesus danach gefragt.

»Meister, welches ist das wichtigste Gebot im Gesetz von Mose?« * Jesus antwortete: »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken!‹* Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ein weiteres ist genauso wichtig: ›Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‹ * Alle anderen Gebote und alle Forderungen der Propheten gründen sich auf diese beiden Gebote.« 

(Matthäus 22,36–40 nach der Neues Leben Bibelübersetzung)

Dahinter stehen zwei Aussagen aus dem Gesetz des Mose (5.Mose 6,5 und 3.Mose 19,18). Jesus stimmt dem vollkommen zu. Womit Jesus nicht einverstanden ist, ist der Gedanke, dass man jetzt diese Liebe verallgemeinern und vom Gesetz lösen kann. Es geht also nicht um eine abstrakte Liebe, die uns alle regieren soll, und die wir selbst ausgestalten können, wie wir wollen und fühlen. Es geht vielmehr darum, dass diese Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen den Regeln erst Sinn und Inhalt gibt. 

Du bist nicht gerecht, wenn Du alles auf Punkt und Komma hältst, sondern dann, wenn Du die Liebe zu Gott und zu Deinen Mitmenschen bis auf Punkt und Komma auslebst. 

Genau darum geht es Jesus, wenn er im folgenden den Sinn und die Reichweite der zentralen Gesetze des Alten Testaments erklärt. Er treibt sie auf die Spitze und führt sie in die Tiefe. Er lässt nichts aus. Was ist Mord und was ist Ehebruch? Hat das nur mit unserem Körper zu tun?Wie soll ich mit versehentlichen Versprechen umgehen? Wie gehe ich mit der Bosheit anderer um? Wie lebe ich meinen Glauben? Spenden, Beten, Fasten. Wie gehe ich mit meinem materiellen Besitz und mit meiner Zeit um? All diese Fragen und andere mehr werden im jüdischen Gesetz angesprochen und geregelt. Jesus geht aber noch tiefer und tastet all diese Bereiche im Gesetz ab. Er bleibt nicht an der Oberfläche. Scharf kritisiert er alles, was nur polieren will, aber nicht reparieren.

Und dann setzt Jesus noch einen drauf und sagt, dass alles von ihm abhängt. Doch bei all dem lässt er uns doch nicht aus der Verantwortung. 

Er will uns helfen zu entdecken, worum es geht. Wie sieht die gerechte Beziehung zu Gott aus und wie die zu unseren Mitmenschen? Jesus will sie füllen und sich mittendrin bewegen, mitten unter uns, zwischen uns. Er beobachtet uns. Ihm entgeht nichts, keine Bewegung und kein Gedanke. Wir können uns nicht einfach und heimlich von der Bühne schleichen, solange die Zuschauer noch im Saal sitzen.Das fordert heraus und kann bisweilen Angst machen. Aber darum geht es Jesus nicht. Er kommt nicht als Weltpolizist, der eifrig dabei ist jeden einzelnen Fehler zu finden und zu ahnden. Jesus sagt: 

Ich bin gekommen, das alles zu erfüllen und Dir den Weg zu ebnen zum Vater im Himmel zu kommen, ja ihn jetzt schon zu erleben und nach seinem guten, befreienden Willen zu leben. 

Es geht also darum, bei Jesus zur Ruhe zu kommen

Jesus sagt: “Ich bin nicht gekommen das Gesetz und die Aussagen der Propheten abzuschaffen, sondern den Zweck zu erfüllen und den letzten Sinn aufzuzeigen. 

Jesus kennt unsere Lückenhaftigkeit genau. Das ist aber gar nicht mal das größte Problem. Vielmehr fällt es uns so unheimlich schwer unsere Lücken offenzulegen und von Jesus füllen zu lassen. Wir decken ein Tuch darüber oder kehren sie unter den Teppich. Jesus macht aber deutlich, dass das weder hilft noch gut tut und viel weniger noch zur Ruhe kommen lässt. 

Das thematisieren auch die Schriften im Alten Testament, besonders das Gesetz und die Propheten, die Jesus erwähnt. Gott weiß um unsere Lückenhaftigkeit, die Widersprüchlichkeiten in unserem Leben. Genau deswegen führt er Gesetze ein, die helfen, das zu regeln, die helfen Lasten einzugestehen und abnehmen zu lassen. Davon handeln die Opfergesetze im Alten Testament. Aber all das kann auch wieder missbraucht werden. Davon sprechen die Propheten im Alten Testament; und genau das prangern Johannes der Täufer und Jesus auch an. Doch Jesus geht weiter. Er sagt: 

Ich habe die Lösung für dieses Problem. Ich bin die Lösung für dieses Problem. Komm zu mir, komm nicht allein, kommt Ihr alle, die Ihr euch beladen fühlt. Ich will und kann Euch Ruhe geben. Dazu bin ich gekommen. Ich bin gekommen, Deine Lücken zu füllen und die Widersprüche in Deinem Leben in Ordnung zu bringen. Mach Dir nichts vor. Komm zu mir. Ich will Dich ganz, will Dein Herz. Ich will Dich polieren, aber auch reparieren, Dich sogar ganz neu machen. Nur ich kann das. Dann ist der Zweck aller Gesetze erfüllt, nämlich die Herrschaft Gottes schon jetzt zu erleben, sich nicht davor zu fürchten, sondern darin Ruhe zu finden. 

Was bist Du so für ein Mensch? Wo stehst Du? Was hältst Du davon? Wie würdest Du Dich selbst einschätzen und wie würden Dich andere einschätzen? Passt das zusammen? Ist das in Ordnung? Denke doch mal darüber nach. Tauscht Euch doch mal darüber aus. Wo fordert Dich Jesus heraus und an welcher Stelle brauchst Du Ruhe, Heilung, Vergebung, und Deine Lücken gefüllt von ihm? Komm zu ihm! Du wirst Ruhe finden.