Wirklich nur Jesus? (Apostelgeschichte 4,1-14)

Wirklich nur Jesus? (Apostelgeschichte 4,1-14)

Wenn man ein Haus bauen will,...

geht man nicht planlos vor. Man legt ein Fundament, auf dem es fest steht. Dann macht man einen Plan oder lässt einen von einem Experten vorbereiten, nach dem man sich bei aller Spontanität richtet. Zum Lacher der Nachbarn wird man nur, wenn man sich überhaupt keine Gedanken macht, wie man vorgehen will oder sich nicht helfen lässt.

Selbst die berühmte Kathedrale von Antoni Gaudí in Barcelona – so spontan sie wirkt – folgt einem Plan. Ihr Bau ist nicht orientierungslos und frischt doch den Blick auf.

Wenn man in der Antike ein Haus baute, setzte man ganz zu Anfang einen Stein, der für den weiteren Bau als Orientierungspunkt diente. Er hatte einen festen Platz, den keiner verrücken durfte.

Wenn man, auch schon in der Antike, eine Brücke oder Aquädukt über ein Tal baute oder einfach einen Tür- oder Fensterbogen, so hielt der oberste, mittige, keilförmige Stein beide Seiten des Bogens. Er war zwar der letzte Stein, der eingesetzt wurde. Doch hielt er die ganze Last der Brücke.

Genau dieses Prinzip des Halt gebenden Orientierungspunktes, fällt Lukas während der Entstehung der ersten christlichen Gemeinde ins Auge. Er erinnert daran, wie Johannes und Petrus wegen der Heilung eines Gelähmten und der darauf folgenden Predigt verhört wurden. Petrus vergleicht Jesus dabei mit diesem unverzichtbaren Eckstein für einen gelingenden Glauben, und sogar für ein ganzes Leben mit Sinn und Ziel.

Textlesung: Apostelgeschichte 4,1-14

Ich hatte in Kolumbien einen Bekannten.

Er war ein beeindruckender Missionar, begabter Musiker und fröhlicher, sympathischer Mensch. Als er ein bisschen Geld zusammengespart hatte, baute er sich und seiner Familie ein Haus. Alles war fertig, als er merkte, dass er noch keine Dusche hatte. Der einzige Platz war zwischen Wohnzimmer und Toilette. Am Ende musste jeder unter dem tropfenden Duschkopf durchgehen, um zum Klo zu kommen. Das war ein Lacher unter den kolumbianischen und ausländischen Kollegen. Er lachte mit und fand das gar nicht so schlimm. Alle mochten ihn ja. Viel konnte man von ihm lernen. Nur den Hausbau und allgemeine Planungen wollte ihm keiner überlassen. In seiner Art hat er aber viele Menschen zu Jesus geführt und ihnen einen neuen Orientierungspunkt und festes Fundament für ihr Leben gelegt.

Wenn du dein Leben nicht an Jesus ausrichtest;

... wenn du nicht immer wieder zu ihm schaust und von ihm her Entscheidungen triffst; wenn du deine Lasten nicht an ihn lehnst und von ihm dein Leben halten lässt, dann kann zwar alles schön aussehen. Du kannst auch von allen Seiten gelobt werden. Doch ein Leben, das Heil für dich und andere ausstrahlt, kannst du nicht führen. Es hat keinen Anfang und kein Ziel. Dann ist der Weg das Ziel. Das ist schon was, aber letztendlich nicht viel. Es ist die Flucht vor der Realität. Die Flucht vor Gott. Das Leugnen dessen, der dich lieb hat und zu einem guten, heilsamen Ziel führen will. Das ist so, als wenn man jemand den Rücken zukehrt und die Ohren vor ihm verschließt. Deswegen lesen wir so oft in der ganzen Bibel die beiden Aufforderungen: „Kehrt um!“ und: „Wer Ohren hat, der höre!

Viele Dinge können schief laufen in unserem Leben. Äußere Umstände können dazu führen oder eigene Fehler. Genauso kannst du von Erfolg zu Erfolg gehen durch deine eigenen Fähigkeiten oder einfach, weil die Umstände so günstig waren und du sie ergriffen hast. Wenn du aber nicht nur deine Lebenszeit ausfüllen möchtest, sondern zu einem wirklichen, lohnenswerten Ziel kommen willst und auf diesem Weg immer wieder Heilung erfahren willst. Dann geht an Jesus kein Weg vorbei.

Das schöne ist, dass Jesus deine Lebenszeit neu füllt und ihr Sinn gibt. Er ist durch seinen Geist bei dir, wenn es dir so richtig gut geht und genauso, wenn kein Stein mehr über dem anderen zu stehen scheint. Er steht fest an seinem Platz und gibt dir wieder neu Orientierung. Er hilft dir, dein Leben zu ordnen, ohne deine Kreativität zu unterdrücken. Denn die kommt ja von ihm, dem Schöpfer der Welt.

Die Bilder vom Fundament, vom Eck- und Schlußstein finden wir übrigens in der ganzen Bibel wieder, im Alten und im Neuen Testament, bei den Propheten und in den Psalmen. Alle zeigen auf Jesus. Jesus selbst bezieht sich darauf, und Petrus und Paulus erinnern später immer wieder daran.

Doch genau an diesem Anspruch – dass Jesus unser Leben hier und jetzt und für alle Zukunft heilen kann, und nur Jesus! – daran reibt sich nicht nur die religiöse Elite in der Geschichte, die Lukas uns erzählt. Der von den Toten auferstandene Jesus ist bis heute ein Skandal nicht nur für Atheisten oder Anhänger anderer Religionen, sondern sogar für manche Menschen, die sich Christen nennen, aber Jesus nicht ernst nehmen.

Jesus als Vorbild lassen fast alle gelten. Jesus als einziger Inhalt für Leben und Sterben ist eher eine Zumutung. Den einen oder anderen macht es sogar so aggressiv, wie die religiösen Entscheidungsträger, vor denen Petrus, Johannes und er Geheilte stehen.

Petrus sagt sozusagen: Nur ein Armband, wo drauf steht: ‚Was würde Jesus tun‘, also die Entscheidung immer das Richtige tun zu wollen, reicht nicht. Es geht nicht darum Fehler zu vermeiden und sich an jede Regel zu halten, sondern sich durch Jesus von Selbsttäuschung heilen zu lassen. Jesus will uns nicht die sieben Schritte zum Erfolg lehren, sondern mit uns in eine heilende Beziehung treten. Erst in dieser Beziehung, sollen wir ihn fragen, welche Entscheidungen im Leben die Richtigen ist. Diese Entscheidungen kommen aber aus der Beziehung zum Auferstandenen Jesus. Genau in dieser Beziehung führt dich Jesus in die Freiheit. Dann ist es nicht so wichtig, welchen Beruf du wählst, oder welche anderen Entscheidungen du treffen musst.

Der Gelähmte wollte sich auf Jesus einlassen, schon bevor er wieder laufen konnte. Das merken Petrus und Johannes, als sie ihn anschauen und er zurückschaut. Dann lesen wir, was das erste ist, das der Geheilte tut. Er geht in den Tempel, tanzt, springt und lobt Gott. Er ist sich nicht selbst genug: es ist Jesus.

Petrus und Johannes waren ganz gewöhnliche Fischer.

Trotzdem konnten sie wahrscheinlich lesen und schreiben. Die hohe Alphabetisierungsrate der jüdischen Bevölkerung war nicht mit der heutigen vergleichbar, aber doch überdurchschnittlich hoch. Viele wollten die Heiligen Schriften kennen lernen. Genau das war die Absicht Gottes gewesen. Galiläa, die Provinz, aus der sie kamen, war dazu mehrsprachig. Das hatte mit den römischen Besatzern zu tun und mit den Phöniziern, die an der Küste siedelten und im ganzen Mittemeerraum Handel trieben.

Letztendlich waren die beiden aber Fischer ohne jede akademische Bildung. Ihre Wortwahl, Kleidung und Auftreten machten das mehr als deutlich. Was die religiöse, akademische und politische Elite jedoch ins Staunen versetzte war, dass diese beiden Fischer eine Würde und innere Freiheit besaßen, die sie noch nicht so erlebt hatten. Das verwirrt sie. Sie schaffen es nicht, diese Kontraste und Widersprüche zusammenzubringen. Sie sehen Würde ohne Arroganz, innere Freiheit ohne höhere Ausbildung, eine freie Rede ohne jede Rhetorik.

Lukas beobachtet dasselbe und fasst es kurz zusammen. Als Petrus klar macht, dass es um Jesus geht und um keinen anderen als nur um Jesus, berichtet Lukas: „Erfüllt von Heiligen Geist sprach Petrus zu ihnen.“ Da wird genau das wahr, was Jesus seinen Nachfolgern schon in den drei Jahren ihrer gemeinsamen Wanderzeit zugesagt hatte (Mt 10,20): „Wenn ihr dann einmal angeklagt werdet, sorgt euch nicht. Denn der Geist eures Vaters im Himmel wird euch die Worte in den Mund legen.“ Am Himmelfahrtstag, als Gott, der Vater, ihn zu sich nahm sagte er (Apg 1,8): „Ihr werdet aber die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird.“. Paulus schreibt den überschlauen Christen in Korinth folgendes (1Kor 2,4): „Mein Wort und meine Predigt geschahen nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis des Geistes und der Kraft.“ Das ist Pfingsten mitten im Leben.

Worum es Petrus und Johannes geht ist, dass wir auf Jesus schauen, der uns beschenken will. Er kann das aber nur tun, wenn wir unsere Hände offen vor ihm ausstrecken. Da kann dann vieles drin sein. Wir sollen nur bereit sein, es von ihm wegnehmen zu lassen. Mit diesen leeren Händen können wir dann das empfangen, was er uns geben möchte, allem voran seinen befreienden Geist.

Es geht also nicht darum perfekt vor ihm zu stehen. Es geht darum das Wagnis einzugehen sich von ihm anschauen zu lassen mit einem Blick, vor dem wir weder etwas verstecken müssen noch können. Es ist aber ein liebender Blick, kein Angst machender. Gott lächelt uns liebevoll an. Wir können mit allen krummen Gedanken und bösen Verletzungen oder auch Krankheiten zu ihm kommen. So war es bei dem Gelähmten. Er ließ sich anblicken durch Johannes und Petrus und merkte dabei, dass es Jesus war, der durch sie hindurchblickte.

Der heilende, befreiende Geist Gottes will auch zu uns kommen,

... uns frei machen. Jesus selbst möchte dein Leben gestalten. Willst du das? Lass dich nicht von Menschen hindern dein Leben von Jesus gestalten zu lassen, die dich nicht mit dem heilenden Blick anschauen, der von Jesus, dem Heiland, dem Heilmacher kommt.

Amen!