Anschluss doch nicht verpasst

Da steht man auf dem Bahnsteig und wartet. Durchsage: “Liebe Fahrgäste. Der Zug von und nach verspätet sich leider um 20 Minuten.” Ein Seufzen geht durch die Anwesenden. Die Reisenden unter ihnen ziehen das Ticket aus der Tasche oder schauen aufs Handy und schauen nach, ob der Anschlusszug noch erreicht wird. Sonst ist auch noch die Sitzplatz-reservierung futsch. “Wie ärgerlich, wie doof!” Aus der Enttäuschung wird Ungeduld und aus der Ungeduld ein liebloser Gedanke über die, den – naja, wir wissen schon. 

Als Jesus noch zusammen mit seinen Jüngern unterwegs war, genauer gesagt gegen Ende seiner Zeit auf der Erde, sprach er davon, dass er wieder-kommen würde. Als die ersten christlichen Gemeinden entstanden, wurde natürlich auch die angekün-digte Rückkehr von Jesus gepredigt. Das war damals schon Grund großer Vorfreude. Wer will Jesus auch nicht gerne so ganz persönlich, Auge in Auge, begegnen?! Doch dann kam er nicht, und die ersten Christen starben. Welch eine Enttäuschung! Immerhin handelt es sich nicht um einen verspäteten Zug, sondern Inhalt und Hoffnung des persönlichen Glaubens. 

Als Paulus mit der Enttäuschung der Hinterbliebenen konfrontiert wurde, spürte er ihre Ungeduld und die daraus wachsende Lieblosigkeit im Umgang. Alles war nicht so, wie erwartet. Die Christen in der Stadt Thessalonich waren das beste Beispiel dafür. Denn ihre Vorfreude war so groß gewesen, dass die wachsenden Widerständen ihrem Glauben nichts anhaben konnten. Jetzt reagierten sie verwirrt, enttäuscht, ungeduldig, lieblos. Paulus nimmt seine sonst so sympathischen Mitchristen so ernst, dass er ihnen zwei Briefe schreibt und sie auch einige Male besucht. Gegen Ende des zweiten Briefs schreibt er:  

Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus.” 

So lautet auch der Monatsspruch vom Oktober aus 2. Thessalonicher 3,5.

Paulus fordert die Christen nicht auf sich anzustrengen. Das tun sie ja. Sie meinen es ernst. Er bittet Gott für sie und sagt ihnen auch was. Manchmal ist es einfach so, dass wir Hilfe von Außen brauchen, einmal von unseren Mitchristen und dann ganz besonders von Gott. Er hält seine Versprechen. Jesus kommt wirklich wieder, so richtig und greifbar. Aber er hält sich nicht an unseren Kalender. Was so wichtig ist, wie kaum etwas anderes ist, dass wir uns immer wieder neu ausrichten. Paulus macht uns auf zwei Orientierungspunkte aufmerksam. Die Liebe Gottes als Start und das gedul-dige Warten auf Christus als Ziel. Genau dazwischen sind wir gemein-sam auf dem Weg. Erinnern wir uns doch gegenseitig im Gebet und im Miteinander an diese zwei Sachen. Dann werden wir den Anschluss nicht verpassen. Keine Sorge! Jesus kommt.