Alles egal?

Wenn wir sagen, dass uns alles egal ist, meinen wir für gewöhnlich, dass wir kein Interesse an der augenblicklichen Situation haben. Das Angebot interessiert uns nicht. „Welche Torte hättest du gerne?“ wird gefragt. „Egal.“ ist die Antwort, wenn man alle gleich oder gar keine davon mag oder die erhoffte Wunschtorte nicht dabei ist. Es kann aber auch sein, dass wir uns in einer Situation befinden, in der wir, nach zu vielen unschönen Erlebnissen, zu diesem Punkt gekommen sind, wo uns alles egal ist. Die Enttäuschungen waren zu viele. Nun kann es nur noch besser werden.

Micha, einer der Männer Gottes und Propheten, hat auch viel von Enttäuschungen, von Ablehnung, Ausbeutung und anderen Bosheiten gesprochen. Hatte jemand etwas Einfluss bekommen, kam ihm oder ihr nichts Besseres in den Sinn, als ihn gegen den jeweils Schwächeren auszunutzen. „Es war ja sowieso alles egal!„, dachten viele und fügen hinzu: „Dann kann ich mir jetzt auch meinen Teil nehmen.

Nun ist Micha aber der Meinung, dass Gott das alles eben nicht egal ist. Er ist im Gegenteil dabei sich für ein Gericht vorzubereiten, welches allen gerecht wird. Niemand ist ihm dabei egal. Er schaut sowohl auf die Starken, wie auf die Schwachen, egal, ob sie Ausbeuter sind oder Ausgebeutete, Kleine oder Große, Gerechte oder Ungerechte. Zwischen diesen Ansagen des Gerichts, fügt Micha jedoch immer wieder Worte ein, die Hoffnung machen sollen.

Er schaut in die Zukunft und sieht eine Zeit, wo es vielen Menschen auf der ganzen Welt eben nicht mehr egal sein wird, wen oder was sie anbeten, wie oder wozu sie ihr Auskommen bestreiten. Er sieht Menschen aus den 12 Familienstämmen des Volkes Israel genauso, wie solche aus allen Völkern der Welt nach dem Herrn, dem Gott Israels, fragen und sich gegenseitig einladen:

Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des Herrn gehen und zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln!

Micha 4,2 aus der 1984 revidierten Bibelübersetzung Martin Luthers

Weil Micha dieses Happy End schon lange im voraus nicht nur vage hoffen, sondern schon in fester Gewissheit sehen darf, lädt er schon jetzt seine Hörer ein:

Jetzt allerdings lebt noch jedes Volk im Vertrauen auf seinen eigenen Gott und nach dessen Weisungen. Wir aber vom Volk Israel gehen unseren Weg im Vertrauen auf den Herrn, unseren Gott; ihm und seinen Weisungen folgen wir. Und so bleibt es in alle Zukunft.

Micha 4,5 aus der Bibelübersetzung Gute Nachricht

Mit diesen, in die Zukunft schauenden Worte, will Micha die Menschen einladen, ihnen Mut machen, schon in ihrem Hier-und-jetzt ihre Hoffnung wieder auf den Gott Jakobs (Israels) zu setzen. „Verlass dich nicht auf deine Kraft und Schlauheit, sondern auf die Macht und Weisheit des Herrn!“ Dieselbe Aufforderung gilt uns auch heute, die wir schon erleben dürfen, dass Menschen aus vielen Nationen nach dem Herrn, dem Gott Israels, fragen.

Sie haben Jesus kennengelernt und wollen ihm nachfolgen. Er ist es auch, der die Lahmen und Verstoßenen zusammenbringt. Jesus ist es, dem wir nicht egal sind und der denen, welchen inzwischen alles egal geworden war, neue Hoffnung bringt. Wer auf ihn schaut, brauch nicht mehr eifersüchtig auf den anderen blicken, will nicht dem angriffigen Wort mit einem gehässigen begegnen. Schwerter werden zu Pflugscharen, aus destruktiven Worten, konstruktive Ideen.

Ich kann’s noch nicht so richtig. Aber ich will’s gemeinsam mit euch vom Herrn lernen! Der andere ist mit nicht mehr egal.„, das ist Michas Antwort, zu der er seine Zeitgenossen und uns heute einlädt. Heute lädt uns Jesus ein, den wir nicht nur bitten sollen. Wir dürfen unsere Schwerter vor seine Füße legen und bitten: „Mach du mir bitte Pflugscharen daraus!