Scheinwelten?

Wie schnell würden wir manchmal gerne aus der Realität in eine andere Welt flüchten. Auch als Christen stehen wir in der Gefahr, dieser geschaffenen Welt den Wert abzusprechen und dem Himmel oder irgendeiner zukünftigen menschengemachten Welt einen höheren. Im Kontrast dazu stellen andere die Existenz der Hoffnung auf Gottes neuen Himmel und neue Erde infrage. Die Bibel hinterfragt solche Vorstellungen von beiden Seiten. 

Der Verfasser des Briefes an die Hebräer macht das auf seine ganz eigene Weise deutlich. Er spricht zwar von dieser und der kommenden Welt, von der augenblicklichen und der zukünftigen, von der vergänglichen und unvergänglichen. Er sagt sogar, dass eine bessere kommt. Aber nie spricht er von dieser, als wäre sie vor Gott nichts wert. Wie versucht er, das deutlich zu machen?

Zum ersten handelt es sich bei dieser Welt um Gottes Schöpfung. Wir erinnern uns ja noch an den Anfang der Bibel, wo klargestellt wird, dass Gott sie gut und sogar sehr gut findet. Im Hebräerbrief lesen wir nun, wie Gott sich dieser, seiner Schöpfung, immer wieder zuwendet. Obwohl wir Menschen immer wieder aufs Neue Dinge und Beziehungen verbocken, wendet sich Gott nicht von uns ab. Ein Zeichen dafür ist das Gesetz Gottes an das Volk Israel. Dabei geht es nicht ums Moralisieren des Lebens und Denkens. Der Zweck des Gesetzes ist zu zeigen, dass Gott Vergebung, Heilung und Versöhnung anbietet. Wie das vonstatten geht, wird sehr detailreich beschrieben. Gott schafft also das Angebot Ruhe in unsere Unordnung zu bringen.

Das Zweite ist aber noch wichtiger. Während das Gesetz Gottes Absicht schon andeutet, bringt Gott mit Jesus, seinem Sohn, die endgültige Lösung. Wieder sucht Gott Begegnung mit uns.

Im Gesetz zeigt sich nur ein Schatten von dem, was Gott künftig schenken will – ein Schatten, nicht die eigentliche Gestalt. Deshalb kann das Gesetz die Menschen, die im irdischen Heiligtum vor Gott treten, auch niemals zur Vollendung führen – obwohl nach Anordnung des Gesetzes Jahr für Jahr immer wieder die gleichen Opfer für sie dargebracht werden.

(Hebräer 10,1 nach der Guten Nachricht Bibel 2018)

Gott möchte schon hier in seiner ersten Schöpfung ganz enge Gemeinschaft mit uns. Das äußere Gesetz ist ein erstes Zeichen dafür gewesen, sozusagen ein Schatten, ein Abglanz und sogar Vorgeschmack. Jetzt dürfen wir mit Jesus Gottes Sehnsucht nach uns vollkommen erleben. Wir dürfen in sein, vor Freude glänzendes Gesicht gucken und uns anleuchten lassen. Es ist nicht mehr das äußere Gesetz, das uns daran erinnern muss und doch immer etwas auf Abstand hält. 

Dann aber hat er gesagt: »Hier bin ich, Gott! Ich will tun, was du von mir verlangst.« So hebt Christus die alte Ordnung auf und setzt die neue in Kraft.

(Hebräer 10,9 nach der Guten Nachricht Bibel 2018)

Gott selbst kommt in unser Leben, wenn wir auf Jesus Christus schauen und ihn zu uns einladen. Er kommt zu uns ein für alle Mal. Und er kommt in unser Hier-und-jetzt. Das ist die neue Ordnung, die mit Jesus Christus veröffentlicht wurde. Mit ihr sehen wir nicht mehr nur den Schatten. Wir sehen, den, der den Schatten wirft. Wir sehen die Absicht Gottes für unser Leben: Jesus Christus, vollendete Gemeinschaft mit Gott, der Himmel, auf die Erde gekommen. Da ist nichts mehr, was uns von ihm trennt. 

Da kommt also Gottes Wirklichkeit in unsere Realität. Da begegnen sich zwei echte Welten. Das ist kein Schein. Das ist echt, wirklich, real. 

Trotzdem wird Gott das noch toppen. Da kommt noch was Besseres. Denn was wir jetzt schon im Glauben erleben dürfen, wird eines bestimmten Tages mit Händen greifbar. Jesus kommt wieder – wirklich! Erinnern wir uns also daran, an Gottes voller Absicht für unser ganzes Leben und nicht nur einen Teil davon. Das ist kein Schein. Das ist echt. Wie schön!

… vielmehr sollt ihr einander Mut machen. Und das umso mehr, als ihr doch merken müsst, dass der Tag näher rückt, an dem der Herr kommt!

(Hebräer 10,25 nach der Guten Nachricht Bibel 2018)