1000 Gründe Gott zu danken

Predigtmanuskript

1000 Gründe Gott zu danken und zu loben. Um einen winzigen Teil davon soll es heute gehen. Denn ich gehe mal davon aus, dass wir spontan und unvorbereitet nicht auf 1000 Gründe kommen, und schon gar nicht in den 20 Minuten der Predigt. 

Um so mehr lohnt es sich, Zeit dafür zu investieren. Hier geht es um den Blick darauf, wer Gott ist und was er tut. Es geht ums Staunen. Es geht um Sehnsucht nach mehr von Gott. Es geht darum, wem wir Vertrauen entgegenbringen und warum wir das tun. Es geht darum, wer Vertrauen verdient. Es geht darum, von wem wir uns bestimmen lassen. 

Vielleicht geht es auch darum uns korrigieren zu lassen, an unserer Haltung zu arbeiten. Kann alles sein. Die Bibel nennt solch einen Prozess Umkehr, Bekehrung. Man kehrt sich von einem ab, um sich einem anderem zuzuwenden. Wenn man das tut, passiert etwas. Man beginnt, je mehr man darüber nachdenkt, zu staunen über Gott. Man füllt sich nicht mit schlechtem Gewissen, sondern mit Sehnsucht nach mehr von Gott. 1000 Gründe Gott zu danken.

Wer ist Gott für Dich? Wer ist er für mich?

Hören wir mal auf Psalm 146, ein Lied von einem unbekannten Anbetungsleiter. 

1 Halleluja!
Lobe den Herrn, meine Seele!
2 Ich will den Herrn loben mein Leben lang,
für meinen Gott singen und musizieren, solange ich bin.
3 Verlasst euch nicht auf Mächtige,
nicht auf irgendeinen Menschen, bei dem doch keine Hilfe zu finden ist!
4 Wenn er den letzten Atem aushaucht, so wird er wieder zu Erde,
und am selben Tag ist es vorbei mit all seinen Plänen.
5 Glücklich zu preisen ist, wer den Gott Jakobs zum Helfer hat,
wer seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, setzt,
6 auf ihn, der Himmel und Erde erschaffen hat,
das Meer und alles, was darin lebt,
auf ihn, der für alle Zeiten die Treue hält.
7 Den Unterdrückten verschafft er Recht,
den Hungernden gibt er Brot.
Der Herr befreit die Gefangenen,
8 der Herr öffnet die Augen der Blinden,
der Herr richtet Gebeugte auf,
der Herr liebt Menschen, die seinen Willen tun.
9 Der Herr behütet die Fremden,
Waisen und Witwen stärkt und erhält er;
aber den Weg derer, die ihn verachten, macht er zu einem Irrweg.
10 Auf ewig herrscht der Herr als König,
dein Gott, Zion, jetzt und in allen künftigen Generationen. Halleluja!

(Psalm 146 nach der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel)

1000 Gründe Gott zu danken. Drei Sachen, sind mir aufgefallen. Dem Anbetungsleiter geht es darum wer Gott ist und dann erst, was er tut. Alles aber ist durchdrungen vom Staunen über seinen Gott. 

Fangen wir doch mal mit dem Staunen an. 

Dem Anbetungsleiter geht es um mehr als 1000 Gründe. Sein Lied ist vom Staunen durchdrungen. Das kann man nicht mit Zahlen fassen. Da geht es gar nicht um auszuzählende und zu nummerierende Inhalte, weder am Anfang noch am Ende. Da hört man nur Halleluja am Anfang und am Ende. Da entscheidet sich jemand Gott zu loben am Start und am Ziel. Da hören wir ein: „Preist den Herrn!“ im ersten und im letzten Vers. 

Solange ich lebe. Solange ich bin. Von meinem ersten bis zu meinem letzten Atemzug will ich dich loben, mein Gott. Solange ich denken kann. Solange ich meiner Gedanken und Worte mächtig bin.“

Der Anbetungsleiter kennt sich, ist ehrlich mit sich selbst. Er ist sich bewusst, dass es mal ein Ende mit ihm hat. Vielleicht ist er gegen Ende nicht mehr Herr seiner Gedanken. Wenn er singt: “solange ich bin”, dann geht es genau darum, nämlich um die Zeit, in der er noch klar denken und argumentieren kann. 

Diese Zeit will er ausnutzen. Er will das Staunen über Gott nicht verlernen, nicht vergessen. Aber es passiert irgendwie doch hin und wieder. Deswegen trifft er immer neu diese Entscheidung und fängt mit einer doppelten Einladung an:

Halleluja!
Lobe den Herrn, meine Seele!

(Psalm 146,1 nach der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel)

Mit einem lauten Halleluja lädt er alle ein, die ihn hören können. Alle, die sein Lied einmal lesen oder singen. Dann lädt er sich selbst ein. Er spricht zu sich selbst, zu seiner Seele, zu sich selbst als bedürftiger Mensch, als jemand, der auf jemand anders angewiesen ist. Er will nicht nur äußerlich singen und innerlich weit weg sein. Er will ganz dabei sein. 

Er sehnt sich nach Sehnsucht, nach Staunen, nach dem faszinierenden Schauen auf seinen Gott. Das wünscht er allen Menschen und sich persönlich auch. Lassen wir diese Sehnsucht doch bei uns ankommen. Laden wir sie ein.

Dann, als Zweites kommt er auf das Wesen Gottes

Er hat sich in der Vorbereitung beim Komponieren und Worte und Gedanken suchen, gefragt, wer Gott ist. Und dabei ist ihm ein ganz wesentlicher Unterschied aufgefallen. Ich habe da mal beim Kirchenvater Augustinus nachgeschlagen, weil er der ist, in dessen Schriften man auch so eine Sehnsucht spürt, einen Geist der Anbetung. Ich war überrascht, was er da im vierten Jahrhundert geschrieben hat, gar nicht so lange nach der Bedrohung der Stadt Rom durch die Vandalen. Zu Psalm 146,3 schreibt er: 

Jetzt ist es so, dass die Seele des Menschen durch irgendeine Schwäche an Gott verzweifelt, wenn sie in Trübsal kommt. Sie entscheidet dann, sich auf den Menschen zu verlassen. Einem, der in Bedrängnis geraten ist, wird nun gesagt: „Es gibt einen großen Mann, der dich befreien kann.“ Er lächelt, freut sich, fühlt sich aufgebaut. Aber wenn man ihm sagt: „Gott befreit dich.“, überkommt ihn kalte Verzweiflung. Die Hilfe eines Sterblichen wird versprochen, und du freust dich. Die Hilfe des Unsterblichen wird versprochen, und bist du traurig? ... Komm doch näher, beginne dich zu sehnen, beginne, den zu suchen und zu kennenzulernen, der dich erschaffen hat. Denn er wird sein Werk nicht verlassen, wenn er nicht von seinem Werk verlassen wird.

(Übertragen vom Englischen aus Nicene and Post-Nicene Fathers 1.8: Saint Augustin: Exposition on the Book of Psalms zu Psalm 146,3)

Der Anbetungsleiter merkt es, und Augustinus auch; er ist als Mensch hier auf Erden vergänglich. Alle Menschen, mit denen er zu tun hat oder nicht, sind auch vergänglich. Bei allem Einfluss und aller Macht, die sie haben.Irgendwann kommt die Zeit, wo jemand anders kommt und einflussreicher oder mächtiger ist. 

Da habe ich bei der letzten Olympiade die Goldmedaille gewonnen. Doch dieses Mal schaffe ich nicht einmal Bronze. Vielleicht das nächste Mal wieder. Vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht bin ich heute der beliebteste Sänger, Schauspieler, Mitarbeiter in der Firma. Doch dann vergisst man mich. Oder es bleibt zumindest noch eine schöne Erinnerung. Dann aber bin ich’s nicht mehr. Es ist jemand anders. 

Irgendwann habe auch nicht mehr die Kraft das zu tun, was mir mal locker von der Hand gegangen ist. Aber jetzt und dann vertraue ich auf Gott und entscheide mich ihm zu vertrauen und ihn zu loben.

Unser Anbetungsleiter erinnert an Jakob. Der Mann aus der Bibel, der über Jahre und Jahrzehnte meinte, er müsste sich die Versprechen, die Gott ihm gegeben hatte, aus eigener Kraft erarbeiten. Irgendwann ist er aber am Ende mit seiner Weisheit. Er kehrt um, will nach Hause, will das aber nur noch mit Gott. Und den lässt er nicht mehr los. Glücklich alle, die sich nach Gott sehnen, wie Jakob es getan hat. Glücklich alle, die irgendwann mal damit anfangen, wie Jakob, endlich. Jetzt ist es soweit. 

Wir hören das Lied, wie es gesungen wird: “Ich will nicht nur atmen. Ich will den, der mir den Atem gibt. Ich will mich nicht mehr auf die verlassen, die morgen oder in 30 Jahren aufhören zu atmen. Ich will den, der mir den Atem gibt, der mir atmen hilft, der mir beisteht, mich nicht loslässt, der kein Ende hat, der auch noch bei mir ist, wenn ich nicht mehr denken kann, wenn mein Atem aufhört, der trotzdem und gerade dann bei mir bleibt und mich hält. - Halleluja!

Das ist Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde. Das ist Gott, der im Großen nicht durcheinander kommt und den Kleinen dabei nicht vergisst. Das ist Gott, der Wälder wachsen lässt und den einzelnen Baum nicht vergisst und den Sämling nicht übersieht. 

Das ist der Gott, auf den ich meine Hoffnung setze. Das ist der Gott, der nicht nur ist, sondern auch handelt. Als sich der Anbetungsleiter darüber im Klaren ist, geht er einen Schritt weiter.

Er schaut auf Gottes Handeln.

Gott kommt zu Menschen, die bedrückt auf die Erde schauen und richtet sie auf. Er kommt zu Menschen, die ihre Vision verloren haben, die nicht mehr sehen können oder es nie konnten. Er öffnet ihnen die Augen, gibt Hoffnung und Ziel. Er kommt zu Menschen, die gebunden sind von Süchten, von Gedanken, von Plänen, gefangen von sich selbst und ihren Ideen oder gefesselt von den Visionen anderer. Er schenkt Freiheit, er löst Bindungen. Er besucht den, der sich fremd fühlt, der kein Zuhause mehr findet, sein eigenes verloren hat, zum Flüchtling, zum Arbeitsuchenden. Er kommt zu denen, die sich nicht selbst versorgen können, die keine Ideen mehr haben, die über ihre Kräfte beansprucht werden, Waisen und Witwen, Alleinerziehende und Kinder ohne Eltern. 

Gott kommt zu jedem, der sich auf ihn einlässt. Das ist die Beobachtung des Anbetungsleiters. Das ist sein Erleben und seine Überzeugung. Er schaut auf Gottes Handeln und ist fasziniert. 

In allem sieht er Gottes Liebe zu denen, die beginnen sich nach ihm zu sehnen. Sich nach Gott zu sehnen. Das bedeutet seinen Willen zu wollen. Und da ist er wieder beim Wesen Gottes. Gott ist Liebe. 1000 Gründe Gott zu danken. Alle, die an ihrer Begrenztheit verzweifeln, denen wendet er sich zu. Alle, die merken, dass sie nicht mehr alleine weiterkommen, zu denen kommt er. Alle die, die sich ihm anvertrauen. 1000 Gründe Gott zu danken.

Die erste Predigt, die von Jesus überliefert ist, hat genau das zum Thema. Er hält sie in seiner Heimatstadt Nazareth. In Lukas 4 ist sie überliefert, übrigens genau nach seiner Versuchung. Jesus sagt: “Ich bin’s. Ich bin der, auf den du wartest. Ich kann das alles tun. Vertrau dich mir an. 

Gegen Ende seines Dienstes, kurz vor seinem Tod und Auferstehung erinnert er die, die sich ihm anvertraut haben nochmal.

Wenn diese Dinge zu geschehen beginnen, richtet euch auf und fasst Mut, denn dann ist eure Erlösung nahe.
(Lukas 21,28 nach der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel)

Jesus ist der, von dem der Anbetungsleiter singt ohne ihn zu kennen. Er kennt ihn noch nicht. Aber er staunt schon über das, was er weiß und schon erahnt. Er ist fasziniert. Er weiß, dass Gott nach ihm derselbe ist. Alle Generationen, die kommen, lädt er ein, den Herrn zu loben. 1000 Gründe Gott zu danken.

Richtet Euch auf. Blickt auf Gott. Schaut zu, was er tut und tun wird. Erinnert Euch gegenseitig daran. immer wieder, immer neu, immer mehr.

Wovon lebt Dein Glaube? 

Verstehst Du Deinen Glauben als eine Aufforderung etwas zu tun oder zu lassen? Oder besteht Glaube für Dich darin Gott immer mehr kennen zu lernen? Wenn es das zweite ist, bist Du glücklich zu schätzen. Dann wirst Du Gott sehen, wie er ist. Nach und nach wirst Du ihn mehr und besser kennenlernen. Da kannst du sicher sein. Dein Staunen wird kein Ende haben. Und wenn Du irgendwann mal nicht mehr atmen kannst. Gott ist an Deiner Seite und atmet für dich. 

1000 Gründe Gott zu danken.

Halleluja! Lobe den Herrn, meine Seele! Amen!