Reich beschenkt und gut versorgt (2.Korinther 9,)

Predigtmanuskript

Stellt Euch vor. 

Da brennt ein Haus am Rande des Dorfes. Die Nachbarn laufen mit Eimern zum Löschteich in der Mitte des Dorfes. Sie bilden eine Kette. Der erste schöpft den Eimer mit Wasser aus dem Teich. Dann gibt er ihn weiter zum Nächsten und der weiter zum übernächsten und so weiter. Der Letzte schüttet das Wasser ins Feuer. Immer wieder nimmt er einen Wassereimer entgegen, bis das Feuer gelöscht ist. 

Jetzt stellt Euch vor. 

Da sind immer wieder Nachbarn in der Kette, denen wird warm bei der ganzen Arbeit. Sie nehmen dankend den Wassereimer entgegen und schütten sich ihn über den Kopf. Oh, wie erfrischend. Gleich noch einen. Das Feuer ist vergessen, aber der eigene Schweiß auch. In der Angst, der Löschteich würde für sie nicht reichen, vergessen sie das brennende Haus.

Anderes Bild, gleicher Sinn, dieselbe Moral. 

Da ist ein Landwirt mit Scheunen voller Saatgut. Er hatte das vergangene Jahr schwer gearbeitet. Seine Felder sind gepflügt, gegrubbert, geeggt. Auch kommt Regen und dann Sonne. Das Wetter verspricht ein gutes Jahr. Der Landwirt freut sich daran und an den vollen Scheunen. Wie schön das alles ist! Aber er bringt das Saatgut nicht aus. Wäre doch schade, eine leere Scheune zu haben.

Das sind zwei ganz absurde Vergleiche. Aber sie zeigen beide Menschen, die blind sind, das Offensichtliche zu tun. Sie schauen auf sich, ihren Fleiß und Schweiß. Aber sie vergessen dabei in die eigene Zukunft und die ihrer Nachbarn zu investieren. Und sie verlieren die Quelle aus dem Blick, die sie erfrischt und ihnen Kraft gibt.

Als Paulus seinen zweiten Brief an die Christen in Korinth schreibt, erinnert er sie an die in schwere Not geratenen Christen in Jerusalem. Zwei ganze Kapitel widmet er deswegen der Spendensammlung zu ihren Gunsten. Dabei schreibt er aber nicht einfach nur: “Gib, gib, gib!” Es geht ihm nicht darum ein schlechtes Gewissen zu machen. 

Er erinnert vielmehr an das Wesen Gottes als jemand, der gerne aus seinem Überfluss gibt. Sein Punkt und roter Faden ist der: „Sorge Dich nicht zu geben. Denn Gott sorgt für Dich.

Deswegen beschreibt Paulus mit immer denselben Worten diesen Überfluss: Gottes Großzügigkeit, Gnade, Freundlichkeit, sein Versorgen, seine Voraussicht, seine gute Absicht für uns. All das wird schon in großen Teilen in seiner Schöpfung sichtbar; das Säen, Keimen, Wachsen, Früchte tragen, Versorgen und noch mehr. All das und noch viel mehr. 

Was Gott an Gutem tut, überschreitet unsere Vorstellungskraft; ist unaussprechlich, unbeschreiblich. Gott geizt nicht. 

Deswegen schreibt Paulus, in Korinth angekommen, folgenden Satz an die Christen in Rom: (Römer 10,12): 

Gott ist reich für alle, die ihn anrufen!” (nach der Lutherbibel)

Gott lässt alle an seinem Reichtum teilhaben, die ihn im Gebet anrufen.” (nach Neue Genfer Übersetzung der Bibel)

Den Christen in Korinth (dort, wo er sich gerade aufhält) hatte er schon vor längerem beschrieben, dass dieser Wesenszug Gottes auch in uns Christen sichtbar werden soll. Hören wir mal einen kleinen Ausschnitt: 

Denkt daran: Wer wenig sät, wird auch wenig ernten. Und wer reichlich sät, wird reichlich ernten. 7 Jeder soll für sich selbst entscheiden, wie viel er geben möchte, und soll den Betrag dann ohne Bedauern und ohne Widerstreben spenden. Gott liebt den, der fröhlich gibt. 

8 Er hat die Macht, euch mit all seiner Gnade zu überschütten, damit ihr in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit alles habt, was ihr zum Leben braucht, und damit ihr sogar noch auf die verschiedenste Weise Gutes tun könnt. 

9 In der Schrift heißt es ja von dem, der in Ehrfurcht vor Gott lebt: »Er teilt mit vollen Händen aus und beschenkt die Bedürftigen; das Gute, das er tut, hat für immer Bestand.« 

10 Derselbe Gott, der dafür sorgt, dass es dem Bauern nicht an Saat zum Aussäen fehlt und dass es Brot zu essen gibt, der wird auch euch mit Samen für die Aussaat versehen und dafür sorgen, dass sich die ausgestreute Saat vermehrt und dass das Gute, das ihr tut, Früchte trägt. 11 Er wird euch in jeder Hinsicht so reich beschenken, dass ihr jederzeit großzügig und uneigennützig geben könnt. 

Und wenn wir dann eure Spende überbringen, werden die, die sie empfangen, Gott danken. 12 Ihr seht also: Dieser Dienst, der zur Ehre Gottes getan wird, trägt nicht nur dazu bei, die Nöte der Gläubigen in Jerusalem zu lindern, sondern bewirkt noch weit mehr, indem er zu vielfachem Dank gegenüber Gott führt. 

(2. Korinther 9,6–12 nach der Neue Genfer Übersetzung der Bibel)

Gott gibt gerne. Er hat seine Schöpfung von Anfang an so ausgelegt und geplant, dass Fauna und Flora, Pflanzen und Tiere und Menschen, sich vermehren können. 

Gott gibt Leben, damit seine Schöpfung auch Leben geben kann. 

Was er möglich macht, soll und darf seine ganze Schöpfung nutzen. 

Jetzt führt Paulus das Beispiel eines Menschen an der wenig sät und einen anderen, der reichlich sät. Beide haben sie etwas. Wir wissen nicht wieviel. Darum geht es in ihm in dem Vergleich gar nicht. Der Punkt ist, dass der eine geizt, der andere dagegen freigiebig ist. Paulus geht deswegen auch nicht weiter auf den Geizigen ein. Er hat viel mehr Freude daran den Freigiebigen zu beschreiben und Gottes Großzügigkeit. 

Am Ende schließt sich der Kreis. Der Grund der Freigiebigkeit wird deutlich. Der, der gibt, tut es aus Dankbarkeit. Er gibt von dem weiter, was er bekommen hat. Er ist sich sicher, dass er wieder etwas bekommen wird. Seine Hände werden immer wieder gefüllt. Aber erst, wenn er sie öffnet und wieder leert. Das hat er gemerkt seine Hände bleiben nicht leer. Gerne gibt er deswegen ab. 

Im Geben spürt er Gottes Liebe und freut sich um so mehr. Er hat keinen fordernden Gott vor sich. Er sieht einfach nur seine Gaben und merkt, dass sie seine Grundbedürfnisse mehr als stillen. Sie fließen sozusagen über. Diesen Überfluss will er nicht verschwenden. Er reicht ihn weiter an die, deren Grundbedürfnisse noch ungestillt geblieben sind.

Paulus merkt natürlich auch, dass der eine oder die andere bei all den Gedanken des Gebens und Spendens unwillig wird. Irgendwie fühlen sie sich gezwungen, vielleicht durch die Blume manipuliert. Paulus ist nicht blind. Aber er weigert sich, das Bild, das er den Christen in Korinth (und auch uns) malt, mit einem grauen Schleier zu überziehen. Er tunkt den, durch ein falsches Bild von Gott, verfärbten Pinsel ins Wasser und wäscht ihn gut aus. Dann nimmt er  sogar noch einen anderen und noch einen, und noch einen, jeden für eine neue Farbe. Er malt mit vielen Farben das Bild einer reichen Ernte. Er lässt sie nicht verregnen oder vertrocknen. Er schreibt und malt von Gottes Versorgen, mit dem er uns anstecken will.

Korinth war eine der wichtigsten Umschlagplätze von Waren aus aller Welt. Verschiedenste Produkte kamen in die zwei Häfen und verließen sie wieder auf andere Schiffen nach Westen, Osten und Süden und auch über dem Landweg nach Norden. Das hatten auch die Christen ständig vor Augen. Die allermeisten lebten ja selbst vom Handel, vom Geben und Nehmen und von Nehmen und Geben. 

Da waren die hochpreisigen griechischen Oliven und das Getreide aus dem fruchtbaren Ägypten. Da waren die Produzenten und die Händler, Logistiker und Handwerker, Köche, Banker, Verwaltungsbeamte und die unzähligen Sklaven. Alle sahen sie das Kommen und Gehen von Waren und Menschen, das Geben und Nehmen. 

Jeder, der damals mit offenen Augen durch die Welt, und besonders Korinth, ging, konnte das sehen. Keinem konnte das verborgen bleiben. Wie damals, so funktioniert es auch heute. 

Jetzt leben wir nicht in Korinth und auch nicht in Hamburg oder Rotterdam. Aber die unzähligen LKW, die durch unsere Städte fahren und Häuser in Schwingungen bringen, können wir nicht übersehen. Was ist da drin? Ich weiß es nicht. Aber es wird von einem zu einem anderen Ort gebracht. Ein bisschen davon auch in den Supermarkt meiner Wahl. 

All das ist ein Geben und Nehmen. Jetzt schreibt uns Paulus: “Wie es Dir Freude macht in einen leckeren Apfel zu beißen. So gönne das auch Deinem Mitmenschen. Freu Dich daran ihn auch reinbeißen zu sehen. 

Was bedeutet das für uns Christen?

Ja, es geht hier auch um unseren Geldbeutel. Es geht aber um weit mehr. Es geht um das Wesen Gottes, dass sich in uns widerspiegeln will. 

Jeder von uns, der Jesus im Glauben begegnet ist, hat seine Freigiebigkeit gespürt, seine Liebe, Freundlichkeit, Barmherzigkeit, seinen Frieden und viel mehr. Denn Jesus ist das größte Zeichen der Großzügigkeit Gottes. Gott hat nicht gespart und nicht gegeizt. Wie er die Welt geschaffen hat. So gibt der Schöpfer sich selbst. Gott selbst stellt sich uns zur Verfügung. Er selbst begegnet uns in Jesus mit Freundlichkeit und Freude, Großzügigkeit und Freigiebigkeit und vielem mehr. Paulus malt uns Gottes Großzügigkeit mit bunten Farben auf eine große Leinwand. 

Was macht das mit Dir, mit mir, mit uns?

Und dann sagt Paulus natürlich auch deutlich: “Jetzt bist Du dran. Lass Dich von diesem Bild, vom Wesen Gottes erfüllen; und lass es überfließen. Geh aufs Feld und bring die Saat aus. Nimm den Wassereimer und gib ihn weiter. Gib von dem, was Du in Händen hast. Und schau dann, wie Dinge sich verändern, wie die Saat ausgebracht wir und wächst, geerntet wird und schließlich lecker duftendes Brot aus dem Ofen kommt. Schau, wie das brennende Haus gelöscht und wieder aufgebaut wird, wie der Löschteich nicht leer wird und dich dann schließlich selbst erfrischt.“

Ganz konkret sagt er dann noch: “Und jetzt schau mal, wo Du beschenkt wurdest, dann auch, wo andere Christen sind, die in Not geraten sind, Menschen, die Jesus lieb haben und Gott vertrauen, wie Du. Das sind die, die sonst niemand sieht. Das sind auch die, die Gott Danke sagen. Mit ihnen schließt sich der Kreis und beginnt von Neuem sich zu drehen. Er beginnt mit Gott, der uns versorgt und endet bei ihm, weil er es tut.“

Es ist ein fröhliches Rad des Gebens und Nehmens. Halten wir es nicht an. Geben wir ihm immer wieder neuen Schwung, auch heute. 

Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe.

Dank sei Gott für das unbeschreiblich große Geschenk, dass er uns gemacht hat.

(2.Korinther 9,15 nach der Lutherbibel und der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel)

So schlißt Paulus die zwei Kapitel über die Spendensammlung und Gottes Wesen für uns zusammen. Machen wir es also auch so und bleiben im Schwung - Gott sei Dank!

Amen.