„Gehe ins Gefängnis. Gehe direkt dorthin. Ziehe nicht über Los. Ziehe nicht 200 Euro ein.“ So, oder so ähnlich steht es auf einer Ereigniskarte bei Monopoly. Man versucht Straßen zu kaufen, Häuser zu bauen, Mieten einzunehmen u.v.m. Die einen hassen es. Die anderen lieben es. Es ist wie ein etwas anspruchsvolleres Mensch-ärgere-dich-nicht Spiel. Man will als erster ans Ziel kommen, immer in der Furcht, dass die anderen Spieler einen nicht wieder auf das Wartefeld kicken.
Was im Spiel richtig Spaß machen kann – und wenn es ärgert, dann vergeht der Ärger schnell – ist im richtigen Leben manchmal gar nicht so lustig. Man baut sein Leben und steht manches Mal vor der einen oder anderen Herausforderung oder bleibt in einer Warteschleife stecken. Dann kommt es vor, dass man sich nicht genug Schlaf nimmt, oder auch dem Schlaf beraubt wird. Man wird unruhig und verliert Leben schaffende Prioritäten aus den Augen. Vielleicht kennt ihr solche Situationen oder Zeiten. Ich kenne sie jedenfalls. Genau das behandelt auch Psalm 127.
EIN LIED FÜR DIE PILGERREISE. MIT SALOMO VERBUNDEN.
Wenn nicht der Herr das Haus baut, nützt es nichts, dass sich die Bauleute anstrengen.
Wenn nicht der Herr die Stadt bewacht, nützt es nichts, dass der Wächter wachsam bleibt.
2 Es nützt euch nichts, dass ihr früh am Morgen aufsteht und euch erst spät wieder hinsetzt. Ihr esst doch nur das Brot, für das ihr unermüdlich arbeitet.
Doch seinen Freunden schenkt der Herr einen ruhigen Schlaf.
3 Seht,
Kinder sind eine Gabe des Herrn. Ein Lohn ist die Frucht, die er dem Mutterleib schenkt. 4Wie Pfeile in der Hand des Kämpfers – so hilfreich sind die Söhne, die ihm in frühen Jahren geboren wurden. 5 Glücklich zu preisen ist der junge Mann, der seinen Köcher mit ihnen gefüllt hat.
Zusammen werden sie nicht versagen, wenn sie im Tor mit Feinden verhandeln.
(Psalm 127 aus der Übersetzung Basisbibel)
Dieser Psalm ist einer der Wanderlieder, die auf dem Weg zum Tempel in Jerusalem gesungen wurden. Es ist ein Erinnerungslied, das man sich gegenseitig zusang. Man freute sich gemeinsam nach Jerusalem zu ziehen. Dort wollte man gemeinsam feiern und sich an Gottes Handeln erinnern, an Gott selbst. Es ging auch darum, mit den eigenen Lasten zu Gott zu kommen und sich von ihm entlasten zu lassen, Sorgen, Schuld, Krankheit oder aber auch Dankbarkeit und Freude. In Jerusalem wollte man gemeinsam auf den Erlöser schauen und sich immer wieder erlösen lassen. Dazu hatte Gott selbst sieben Feiertage im Jahr eingerichtet. Es waren, und sind bis heute noch, Erinnerungstage an Gottes Handeln im Leben derer, die sich ihm anvertrauen.
Das war auch der Zweck des Tempels in Jerusalem, den König David geplant und sein Sohn Salomo erbaut hatte. So ist dieser Psalm Salomo gewidmet, dem Sohn Davids und Gottes Freund. So wird er immer wieder in der Bibel genannt: Freund, von Gott Geliebter. Vielleicht hat ihn Salomo auch selbst geschrieben oder sogar der Vater David für seinen Sohn. Es ist auf jeden Fall auch für uns ein Lied, dass uns erinnern soll: „Lass Gott dein Leben gestalten; es lohnt sich, er entlastet!“
Worum geht es in diesem Erinnerungslied?
Es geht darum Ruhe zu finden im Leben. Es geht darum, Prioritäten im Leben richtig zu setzen. Es geht darum sich die Frage zu stellen nach dem Zweck, dem Ziel, dem Inhalt des Lebens. Schließlich geht es um die Resultate, wenn man die Prioritäten richtig setzt. All das sind Zeichen einer lebendigen Beziehung zu Gott. Die werden durch Jesus ganz erfüllt. Er ist der geliebte Sohn Gottes und Sohn Davids, ein neuer, perfekter Salomo.
Zuerst geht es um die Ruhe, die wir nur bei Gott finden.
Die zwei Bilder, die wir im Psalmlied finden sind die des Aufbaus einer Stadt und einer Familie. Da wimmelt es von Plänen, Aktionen, Beratungen, vom Leben, von Arbeit und Freizeit in der Gesellschaft und in der Familie.
Doch für Gott ist es von Anfang der Schöpfung wichtig, sich selbst nicht nur Ruhe zu nehmen, sondern auch uns mit Ruhe und Erholung zu beschenken. So schafft er Tag und Nacht, sechs Tage der Arbeit (nicht Nächte!) und einen Ruhetag. Dazu die großen Feiertage. Er will mittendrin sein und Arbeit wie auch Freizeit füllen. Die Ruhe, der Frieden, die Teil seines Wesens sind, will er mit seiner Schöpfung teilen, Gemeinschaft mit ihr haben, mit uns Menschen, mit dir und mir.
Gott ist ein Gott der Ruhe und des Friedes!
Später schenkt er dem Volk, dass er sich auserwählt hatte, Israel genannt, ein ganzes Land, damit es nach Sklaverei und Wanderschaft endlich zur Ruhe kommen sollte. Doch selbst in den Zeiten der Mühe und Bewegung hatte er sie begleitet. Genauso wollte er auch Ruhepunkt im zugesagten Land sein.
An diese Geschichten der Schöpfung und des neuen Landes erinnert die ganze Bibel immer wieder. Da lesen wir im Alten Testament und im Neuen diese Worte:
„Heute, wenn ihr seine Stimme [Gottes Stimme] hört, macht eure Herzen nicht hart! Ihr kommt sonst nicht zu meiner Ruhe.“
(Psalm 95 und Hebräer 3 und 4)
„Lass dich auf Gottes Angebot ein zur Ruhe zu kommen! Du wirst es nicht bereuen und anderes nicht vermissen!“ Jesus macht das noch konkreter und ruft laut:
“Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben. Vertraut euch meiner Leitung an und lernt von mir, denn ich gehe behutsam mit euch um und sehe auf niemanden herab. Wenn ihr das tut, dann findet ihr Ruhe für euer Leben.”
(Matthäus 11,28–29 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)
Jesus merkt sehr wohl, genauso, wie unser Psalmdichter auch, dass wir uns in unserem Leben immer wieder größeren und kleineren Herausforderungen stellen müssen. Das ist ganz normal. Aber mittendrin, bietet er uns an unsere Unternehmungen zu füllen und sie an ihm zu orientieren.
Ich glaube, dass wir diesen Psalm und die Worte von Jesus gar nicht oft genug hören können. Wie oft belasten wir uns nicht unnötig und koppeln Jesus von unseren Plänen oder dem tagaus, tagein ab?! Aber wird er nicht schon lange Friedefürst genannt? Ist er nicht der Ratgeber schlechthin? Ist er nicht auch der Wächter, der uns sicher schlafen und ruhen lässt?
Deswegen ist es gut, neben der Notwendigkeit der Erholung, immer wieder …
… unsere Prioritäten im tagaus, tagein zu überprüfen.
In alten Zeiten war das Leben viel bedrohter als heute. Die Größe der Familie gab Schutz und sicherte die Versorgung auch im Alter. Dazu schlossen sich Familien zusammen und bildeten Siedlungen, die zu Städten wurden. Das gemeinsame Vorhaben verbesserte einerseits den Schutz, andererseits wuchs auch der Ruf. Gemeinsam war man einfach stärker als einsam auf weiter Flur. Vielleicht konnte man in der Gemeinschaft nicht so spontane, individuelle Entscheidungen treffen. Planungen und Absprachen dauerten einfach länger. Andererseits konnte man sich gegenseitig mit den Fähigkeiten der Einzelnen bereichern.
Salomo war in der Hinsicht als Moderator und Leiter so begabt, dass es ihm gelang das Land Israel immer weiter auszudehnen. Er war der Freund Gottes, der von Gott Geliebte und der Sohn Davids. So fing er mit Gott an, richtete sein Leben nach ihm aus. Bat Gott um Weisheit, nicht Reichtum. Bei Salomo wurde dieser Psalm lebendig, nahm konkrete Formen an.
Doch sehr bald lässt er andere Ratgeber in sein Leben und seine Pläne durch andere bestimmen, die Gott nicht ernst nehmen. Genau das ist dann der Anstoß, dass nach ihm all seine Errungenschaften zerfallen. Er hatte die falschen Wachen aufgestellt. Er hatte sich in falscher Ruhe gebettet.
Nach Salomo aß das Volk sein Brot nur noch mit Sorgen. Jeder Bissen hatte den säuerlichen Geschmack von Misstrauen und Eifersucht. Wachen mussten immer weiter verstärkt werden. Der Schlaf wurde immer kürzer. Die Pausen der Erholung immer weniger. Die gemeinsamen Unternehmungen, um Gott zu feiern und sich an ihn zu erinnern wurden ganz eingestellt.
Salomo fing an, die Prioritäten zu verschieben. Seine Nachfolger im zerrissenen Land verloren sie ganz aus den Augen. Priorität war nicht mehr die Beziehung zu Gott, sondern der Erfolg, das Wachstum, der Wohlstand, die persönliche Freizeit.
Gott gibt es seinen Freunden, seinen Geliebten im Schlaf: Schutz, Frieden, Erholung, Versorgung. Wir haben schon gehört, dass Jesus uns begleiten und leiten möchte und dass das wirklich eine gute Sache ist. Er führt uns nicht in die unruhige Enge, sondern die Weite des Friedens.
Deswegen erinnert uns der Psalm daran Jesus unsere absolute Priorität sein zu lassen. Nicht unsere Arbeit, unsere Familie, unser Haus, unsere Habseligkeiten, unsere sogenannte Freizeit, sondern Jesus. Wenn wir diese Prioritäten falsch setzen, mag unser Leben nach außen hin noch gelingen. Doch nach uns wird alles zerfallen, vielleicht auch schon früher. Gott möchte das nicht. Er will unser Friedefürst sein.
Dann gibt es auch gute Resultate zu sehen.
Dieser dritte Punkt führt uns über die richtigen Prioritäten wieder zur Ruhe. Gott freut sich doch über unser gelungenes Leben. Er begleitet uns heute, wie er auch sein Volk durch schweren Zeiten und dann in das neue Land begleitet hat.
Was spricht denn dagegen, sich Ruhe zu nehmen, Gott zu feiern, allein, aber besonders auch gemeinsam? Wer geht schon gerne allein ins Kino, ins Theater, zu einem feinen Essen? Gott möchte uns und unsere Gesellschaft begleiten.
Diese Beziehung zu Jesus, dem Nachkommen und Sohn Davids, hat ganz natürliche Auswirkungen. Gott ruft ihm immer wieder auch immer im Beisein von anderen zu:
„Du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Wohlgefallen!“ (…und an allen, die sich an dich hängen.)
Das ist genau das Wort, das wir auch in Psalm 127 lesen: Freund, von Gott Geliebter. Wenn wir bei ihm bleiben, uns immer wieder aufwecken lassen und auch Schlaf schenken lassen – was wollen wir mehr in all unseren Vorhaben?
Und wenn uns auch nicht jedes Vorhaben gelingt, dann will er doch der Ruhepunkt sein. Denn erste Priorität ist nicht das Haus oder die Stadt des Nachbarn, sondern Jesus, der beides und noch mehr erfüllen möchte.
Amen!