Hier stehe ich nun …

Hier stehe ich nun und kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen!” Diese Worte sind wohl die bekanntesten der von Martin Luther überlieferten Worte. Sie erinnern auch an die Geschehnisse, die im 26sten Kapitel des Prophetenbuches Jeremia berichtet werden. Am kommenden Samstag ist Reformationstag. Was haben Jeremia und Martin Luther miteinander zu tun? …und was hat das mit uns zu tun? Schauen wir mal und graben etwas nach.

Da ist Jeremia und da ist Uria, beide treue und wahrhaftige Männer Gottes Gottes. Jeremia fand Fürsprecher, Uria nicht. Jeremia stellt sich seinen Feinden, Uria flieht nach Ägypten. Einige Wenige erinnern sich an Micha, einen anderen Propheten, ein paar Generationen vorher. Sie stellen sich vor Jeremia und mahnen das Volk nicht voreilig zu handeln. Jeremia entgeht dem Zorn seiner Feinde, Uria nicht. Jeremia kommt mit dem Leben davon. Uria wird entführt und umgebracht.

Da ist die Hauptstadt Jerusalem, und da ist das Städtchen Silo. Jerusalem steht noch trotz Bedrohung. Silo ist lange schon gefallen. Silo war der Ort, an dem die Stiftshütte, Vorgängerin des Tempels, stand. Der letzte Priester dort war Eli, der seinen Söhnen nicht Einhalt gebot, als sie ihren Dienst als Priester missbrauchten und Hilfesuchende ausnutzten. Alle drei starben nacheinander durch die Hand Gottes. Samuel, der Schüler Elis, bekommt von Gott die Aufgabe, dem Volk einen König zu finden. Das Volk orientierte sich an den Nachbarvölkern. Eli hatte geschwiegen, seine Söhne keine Alternative geboten. So ging Silo unter als Stätte der Gegenwart, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes. 

Jeremia warnt das Volk vor gleichem Schicksal. Es würde über sie kommen und über Jerusalem, wenn sie sich nicht wieder auf Gott verlassen und sein Wort ernst nehmen. Jeremia riskiert Gott gehorsam zu sein. Er stellt sich seiner Berufung. Er merkt, dass es um mehr geht, als ihn selbst. Er merkt, dass Gott dem Volk noch eine Chance geben möchte. Jeremia wird knapp gerettet. Das Volk schlägt Gottes Angebot aus. Jeremia kann das Volk nicht überwinden, Uria schon. 

Viel, viel später steht Stephanus in Jerusalem vor dem zornigen Volk. Die Anklage ähnelt der, welcher sich Jeremia stellen musste. Er würde gegen die Stadt Gottes reden (Jer 26,11; Apg 6,13). Doch tat er nur dasselbe wie Uria und Jeremia. Er stellte sich seiner Berufung. Er nahm Gottes Wort und Zusage ernst. Er erinnert sich an die alten Propheten. Noch mehr vertraut er aber dem gekreuzigten und auferstandenen Sohn Gottes, Jesus. Von ihm redet er, erinnert das Volk an das große Angebot, die letzte und einzige Chance, die Gott uns Menschen gibt. Gottes Mahnung, aber auch seine unermessliche Barmherzigkeit, will er dem Volk nicht vorenthalten. Er selbst hat Jesus, Gottes lebendiges Wort, angenommen, hat ihn als Geschenk erlebt. Dann wird er ergriffen wie Uria. Er flieht nicht, teilt aber dasselbe Schicksal wie Uria. Doch eines bleibt, nämlich Gottes Gegenwart und Glanz auf seinem Leben, mitten in seiner Menschlichkeit.

Da stehen Eli, seine Söhne, Samuel, Jeremia, Uria, Micha, Stephanus, Martin Luther und das Volk. Da steht Jesus, Gottes Wort, Gottes unvergleichliches Angebot. Wo stehen wir? Was ist uns Gottes Angebot wert? Wem stellen wir uns? Wem wollen wir gefallen? Wollen wir so sein, wie die anderen oder auf den vertrauen, der so geworden ist, wie wir? JESUS!