Wenn Gott uns herausfordert (Philipper 2,5-11)

Wir kennen Paulus als einen der ersten großen Gemeindegründer und Theologen. Was wir dabei oft vergessen ist, dass er viele christliche Glaubensinhalte als Lieder vorträgt. So ist ein Großteil des Briefes an die Christen in Ephesus in Reimform geschrieben. Dazu gibt es kaum einen Brief, in dem er nicht mindestens ein Lied einbringt. So ist es auch im Brief an die Christen in Philippi.

Paulus ist also nicht nur ein Theologe, der Glaubensinhalte aneinanderreiht. Glaube gehört für ihn immer mitten ins Leben. Glaube gibt dem Leben Halt wie auch neuen Inhalt. Glaube muss sogar gesungen werden. Der Glaube an Jesus Christus verändert sozusagen die Melodie unseres Lebens. Er bringt neue Noten und neuen Rhythmus ins Leben. Man kann aufleben, wenn man seinen Glauben zu singen beginnt. Das hat natürlich auch mit unserem Gefühlsleben zu tun. Es ist aber viel, viel mehr. Es ist ganz praktisch für unser Tag-aus-Tag-ein und gibt Hoffnung für unser Morgen. Was Jesus Christus gestern für uns getan hat, wirkt sich also auf unser Heute und auf unsere Zukunft aus.

So schreibt Paulus den Philippern dieses Lied:

Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:

Er war Gott gleich, /

hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein,

sondern er entäußerte sich /

und wurde wie ein Sklave /

und den Menschen gleich. /

Sein Leben war das eines Menschen;

er erniedrigte sich /

und war gehorsam bis zum Tod, /

bis zum Tod am Kreuz.

Darum hat ihn Gott über alle erhöht /

und ihm den Namen verliehen, /

der größer ist als alle Namen,

damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen /

vor dem Namen Jesu

und jeder Mund bekennt: /

Jesus Christus ist der Herr /

zur Ehre Gottes, des Vaters.

(Paulus im Brief an die Christen in Philippi 2,5-11 nach Einheitsübersetzung 2017)

Indem Paulus den Christen in Philippi, und mit ihnen auch uns, dieses Lied über Jesus Christus vorsingt, fordert er uns in mehrfacher Weise heraus.

Ganz zu Anfang muss man dieses Ereignis als wirklich passiert annehmen. Denn, wenn man es nicht tut, macht das ganze Lied, das Paulus uns hier vorsingt, keinen wirklichen Sinn. Es wäre nur eine poetische Aufforderung ein moralisch vorbildliches Leben zu führen.

Paulus hält aber gar nichts davon als Moralapostel aufzutreten. Moral bringt uns keinen Schritt näher zu Gott, zu Jesus. Aber der Blick auf Jesus verändert unser Leben. Das ist der erste Vers seines Liedes und die zweite Herausforderung.

Dann singt er weiter. Paulus sieht seinen Auftrag darin, Hoffnung in unser, in mein, in dein Leben zu bringen, zu singen. Wenn wir auf Jesus schauen, können wir nicht anders als staunen, wie er sich nicht an sich selbst klammert, sondern uns umarmen will. Er macht sich klein, macht sich zum Sklaven, verausgabt sich, stirbt. Diese dritte Herausforderung nimmt er selbst stellvertretend für uns an, um uns aus unserer Enge zu befreien und in die Weite zu führen.

In dieser Weite sehen und verstehen wir, dass wir an der Seite von Jesus vor Gott stehen dürfen. Dadurch, dass er sich klein gemacht hat, hat ihn Gott zu sich zurück geholt und macht ihn groß und uns mit ihm, wenn wir, du und ich, auf Jesus schauen. In dieser Weite bleiben, ist die vierte Herausforderung.

Dann, wenn wir in dieser Weite auf Jesus schauen, können wir nicht anders, als bewundernd vor ihm stehen und auf die Knie fallen. Wir sehen, wie klein wir eigentlich sind und wie groß Jesus diejenigen macht, die sich ihm anvertrauen. Es ist ein Kniefall der Dankbarkeit, der Freude, der Bewunderung – ein Kniefall, der von sich selbst Befreiten. Daneben stehen die, welche die eben beschriebenen Herausforderungen nicht angenommen haben.

Etwas Ähnliches sang schon hunderte Jahre vor Paulus, Jesaja, der bekannteste der alten Propheten Gottes. Er lebte lange vor Jesus, ahnte aber schon, was Gott vorhatte:

Versammelt euch und kommt miteinander herzu, ihr Entronnenen der Völker. Keine Erkenntnis haben, die sich abschleppen mit den Klötzen ihrer Götzen und zu einem Gott flehen, der nicht helfen kann. *Tut es kund, bringt es vor, beratet miteinander: Wer hat dies hören lassen von alters her und vorzeiten verkündigt? Hab ich’s nicht getan, der Herr? Es ist sonst kein Gott außer mir, ein gerechter Gott und Heiland, und es ist keiner außer mir.

*Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und sonst keiner mehr. *Ich schwöre bei mir selbst, und Gerechtigkeit geht aus meinem Munde, ein Wort, bei dem es bleiben soll: Mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen schwören *und sagen: Im Herrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke. Aber alle, die ihm widerstehen, werden zu ihm kommen und beschämt werden.

(Jesaja 45,20-24 nach Lutherbibel 2017)

Im Herrn haben wir Gerechtigkeit und Stärke“, singt Jesaja. Gehen wir doch auf seine Einladung ein und beraten wir, denken wir darüber nach, über die Einladung Gottes und das große Geschenk, das Jesus uns schon jetzt geben und immer wieder daran erinnern will. Nehmen wir die Herausforderungen an uns von Gott beschenken zu lassen und anderen Gutes zu tun, wie Jesus es für uns getan hat.

Das ist das Fest der Erinnerung an die Himmelfahrt von Jesus.

Ihr Lars-Uwe Jung