heilsam laut

Hallo und schön, dass Sie wieder dabei sind, hier Lars-Uwe Jung, Prediger in Aschersleben und Hettstedt mit ein paar Gedanken zu Kapitel 37 bis 40 des Buchs Hiob und Hebräer 2, Vers 14 und 15.“ 

Das lange Buch Hiob nähert sich endlich seinem erlösenden Ende. Die Erlösung beginnt nicht so, wie ich sie erwartet hätte. Gott begegnet Hiob in seiner Not nicht leise. Er brüllt geradezu. Genau so hat ihn Elihu beschrieben, der jüngste, gar nicht so selbstsichere Freund Hiobs. Etwas ärgerlich war er schon. Doch gerade in seiner Furcht vor Gott, seiner tiefen Ehrfurcht, seinen großen Respekt vor Gottes Willen, macht Elihu den Weg frei für die Tür der Erlösung. Diese Tür öffnet Gott seinem Freund Hiob. 

Er öffnet sie aber nicht leise. Die Angeln und Bänder der Tür knirschen und kreischen. Sie sind eingerostet von den falschen Vorstellungen Hiobs und seiner Freunde. Wenn auch keiner diese Tür mehr zu öffnen vermag. Gott tut es jetzt, endlich! Er tut es im brüllenden Wirbelsturm und ruft Hiob mitten aus dem Dunkel zur Ruhe.

Gott schweigt nicht endlos. Er redet aber auch nicht immer auf die Weise, wie wir es erwarten würden. Ich weiß nicht, was ich eher ertragen würde; sein Schweigen oder sein Schreien. Manchmal, vielleicht auch meistens, redet er leise und sanft – ja! – dann aber auch laut und harsch – immer aber heilsam. Deswegen wird Gott Heiland genannt, Heilmacher, Erlöser. Das ist sein Name. 

Es scheint ganz so, als ob Hiob diesen heilsamen Paukenschlag im Sturm genau so versteht. Es ist die Pauke, die im Musikstück einen neuen Anfang macht oder auch das Ende ankündigt. Es ist kein endloses „bam, bam, bam, bam, bam“, das uns keinen Frieden lässt. Es ist der Weckruf aus der Selbstsicherheit.  

Hiob lässt sich wecken aus dem Albtraum seines Leides, aber auch vom dunklen Traum seiner falschen Vorstellungen. Es ist ein heilsamer Weckruf, den er hört. Er merkt, dass etwas Neues beginnt. Hiob fängt an zu verstehen und schweigt; will hören lernen auf die Stimme und den Willen Gottes. Will nicht alles verstehen können, sondern Gott, den Schöpfer der Großen und der Kleinen, der Winzlinge und Giganten, kennenlernen. 

Ja – Gott hat ihm viel zugemutet, sein geliebtes Kind mit Dunkel umhüllt. Doch jetzt spricht er selbst aus dem Dunkel heraus und macht Licht. Auch Hiob tut einen Schritt heraus und hört schweigend zu, was Gott ihm zu sagen hat.  

Gott gibt Hiob nicht die Antworten auf seine Fragen. Vieles bleibt für Hiob ungeklärt. Nur wir als Leser erfahren die Hintergründe, Hiob nicht. Gott erklärt nicht die Situation. Er stellt sich vielmehr als der vor, dem nichts aus der Hand gleiten kann. Dabei blinzelt er Hiob bei allem Ernst sogar freundlich zu, wenn er ganz nebenbei erzählt, dass er das Meer in Wolken und Dunkel wie in Windeln wickelt. Das Meer war das Bild schlechthin für unbändige, unkontrollierbare Mächte. Doch selbst diese wilden Tiefen behandelt der Schöpfer wie ein kleines Baby und wickelt es sozusagen in Windeln. 

All der Schmutz der Mächte, die gegen Gott und auch gegen uns streiten, müssen an ihrem Platz bleiben. Gott setzt Grenzen, dort wo sie hingehören. Wenn wir die Grenzen des Leides und des Bösen auch nicht sehen. Gott setzt sie. Letztendlich dürfen wir als Jesusnachfolger auch wissen, dass Jesus durch sein Menschsein und seinen Tod am Kreuz alle Mächte gebrochen hat. So lesen wir es im Brief an die jüdischen Christen, dem Hebräerbrief, Kapitel 2, Verse 14 und 15: 

Weil nun die Kinder [wir Menschen also] von Fleisch und Blut sind, hatte er gleichermaßen daran Anteil, auf dass er durch den Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel, und die erlöste, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten.

Wie Gott den Teufel, den Durcheinanderbringer, in die Schranken weist und selbst auf Hiob zugeht, so hat er durch seinen Sohn Jesus die Macht Satans endgültig gebrochen. Wenn Leid und Tod auch über uns kommen. Er lässt uns mitten im Dunkel nicht fallen. Der Teufel und keine anderen finsteren Einflüsse, die wir uns vorstellen können, hat Macht über uns Menschen, die wir uns Jesus anvertraut haben. 

Vielleicht ist das Buch Hiob deswegen auch weniger eine Antwort auf die Fragen nach dem Leid, als vielmehr eine klare Ansage an das Leid und alle Bosheit: „Gott gleitet nichts aus seinen Händen.“ 

Worum es auch geht ist, dass wir nicht in erster Linie alle Antworten haben müssen, sondern uns auf das Handeln dessen einlassen, der die Antwort ist. Gott kennenlernen ist mehr, als alles über ihn zu wissen. Hiob ist dabei das zu lernen und sich auf ihn einzulassen. Keine Weisheit und Theologie der Welt kann die persönliche Beziehung zu Gott, zu Jesus, ersetzen. 

Lassen wir uns doch darauf ein, auch wenn es schwer wird. Lassen wir uns halten von dem, dem nichts zu schwer ist. Der uns mit all unseren Lasten auf den Arm nehmen und uns davon befreien will. 

Das ist eine wirklich starke Herausforderung, vor der ich tiefen Respekt habe. Ich will sie nicht leichtfertig dahinsagen. Aber es ist die einzige Lösung, die ich sehe. Lassen wir Gott an uns handeln und uns erlösen durch Jesus! Suchen wir Gemeinschaft mit ihm. Wenn wir auch mit ihm ringen und nicht alles erfahren. Er verliert uns nicht aus seinen Augen. Er lässt uns nicht fallen!