Selbst schuld!

(Ein paar Gedanken zu Hosea 14, die Verse 2 bis 10)

Hallo und schön, dass Sie wieder dabei sind. Hier wieder Lars-Uwe Jung, Prediger in den Landeskirchlichen Gemeinschaften Aschersleben und Hettstedt mit ein paar Gedanken zu den letzten Worten des Propheten Hosea aus dem vierzehnten Kapitel seines Buches.

Haben Sie das auch schon mal hören müssen? “Selbst schuld!” sagt da einer zu Ihnen. Als ob man das nicht inzwischen selbst gemerkt hätte! Jetzt muss man seine eigenen Fehler auch noch so richtig dick unter die Nase gestrichen bekommen. Man kann kaum atmen. So gedemütigt fühlt man sich. Gerade jetzt bräuchte man doch ganz andere Worte. Vielleicht solche: “Sag mal, kann ich Dir helfen?” Am liebsten würde man aber antworten: “Schweig, verschwinde und vergiss es so schnell wie möglich!” Dabei sehnt man sich doch gerade nach Verständnis, nach jemand, der sich neben einen setzt und einfach schweigt, nach allem zu einem steht. 

Hosea würde das auch gerne tun und Gott auch. Viel lieber würde sich der Prophet neben seine Mitmenschen setzen und keinen Skandal machen. Doch Gott gibt ihm eine andere Aufgabe. Er soll seiner Gesellschaft, in der er lebt, seinen Mitmenschen, deutlich machen, was mit ihnen los ist. Sie kriechen auf dem Boden und reißen sich die Hände und Knie auf. Dabei sind sie so doch fest davon überzeugt, dass sie aufrecht stehen und selbstbewusst durch die Welt gehen. Es ist das so ganz falsche Selbstbild, das Hosea anprangern muss, wieder und immer wieder. 

Bekehre dich, Israel, zu dem Herrn, deinem Gott; denn du bist gestrauchelt durch deine Schuld. Nehmt diese Worte mit euch und bekehrt euch zum Herrn und sprecht zu ihm: Vergib uns alle Sünde und tu uns wohl, so wollen wir opfern die Frucht unserer Lippen.”  

(Hosea 14,2–3, Lutherübersetzung 2017) 

… und dann hört Hosea Gottes Stimme:

Ich will ihre Abtrünnigkeit heilen; gerne will ich sie lieben; denn mein Zorn hat sich von ihnen gewendet.”      

(Hosea 14,5, Lutherübersetzung 2017)

Am Ende seines Buches, darf Hosea seinen Mitmenschen dieses große Angebot machen. Es ist genau das, was sie brauchen; genau das, was jetzt dran ist. Ob sie es verstehen wollen? Ob sie sich helfen lassen wollen? 

Gott setzt sich neben seine verletzten Kinder als ein Vater, der sie voller Mitleid tragen und aufrichten will. Na klar! Sie haben nicht auf ihn gehört und sitzen nun im Schlammassel. Doch jetzt brauchen sie sich nur noch umdrehen, Papas freundliche Augen sehen und ihm ihre Arme entgegenstrecken. Er wird sie nicht wegstoßen. 

Hosea legt seinen Mitmenschen Worte in den Mund, die ihnen helfen können Gottes liebenden Blick zu erkennen. Sie sind sehr deutlich, klar und notwendig, Not wendend. Wenn solche Worte von Herzen kommen, werden sie ihr Ziel nicht verfehlen. Dessen ist sich Hosea sicher: 

Vergib uns alle Sünde und tu uns wohl, so wollen wir opfern die Frucht unserer Lippen.”  

(Hosea 14,3, Lutherübersetzung 2017) 

Sie merken:

Selbst schuld, und doch nicht verlassen!” “Selbst schuld, und doch freundlich behandelt!” “Selbst schuld, und plötzlich ohne Schuld!” 

Ihr Gott, unser Gott, ist der Schuldvergeber, der Schuldaufheber, der Schuldwegheber. Er nimmt die Last, die auf uns liegt von uns weg, wenn wir ihn darum bitten. Ja genau! Wir sollen zu unserer Schuld stehen, sie nicht verleugnen. Wenn wir unser Gesicht vor Gott und Menschen verlieren, sollen wir uns nicht von ihm wegdrehen, sondern zu ihm hin. Dann wird er uns ein neues schenken. 

Er macht uns dann übrigens ganz neu, nicht nur unser Gesicht. Denn auf die Farbe unseres Gesichtes kommt es nicht an. Es kommt darauf an, dass Gott uns die Last von unserem Herzen nimmt, mit der wir uns selbst bedrücken. 

Lassen wir uns doch darauf ein. Hosea hat am Schluss doch recht. Gott will gekommen um zu heilen, zu lieben, zu segnen. Nehmen wir das an! Nehmen wir ihn an!