Gestresst?

Sag mal, welche Menschen bewunderst Du am meisten? Ist es ein besonderer Sportler oder Erfinder, Politiker oder Menschenrechtler, Pionier in einem Bereich oder ganz nah Deine Frau oder Deinen Mann, Kinder, die es zu was bringen, Eltern, die die Dir eine Stütze sind oder waren? Wenn ich mir im Augenblick den Konflikt gerade vor unserer geopolitischen Haustür anschaue, staune ich über die Spannkraft einiger Verantwortlichen, die schwere Entscheidungen treffen müssen. Ich wüsste nicht, wie ich so eine Situation bewältigen sollte. Wie schnell fühle ich mich gestresst. Wie wenig reicht aus, dass ich die Geduld verliere oder innerlich unruhig werde. Solche Situationen nennt man Stress. Man kommt in größere innere Unruhe. 

Jetzt ist mir die letzten Tage beim Bibellesen aufgefallen, dass Jesus immer wieder selbst gestresst war. Er wurde nicht nur innerlich, sondern auch von außen sichtbar unruhig. Jesus, das Vorbild aller Christen. So oft predigen wir, wie er die schwierigsten Situationen souverän meistert. Dass er sterbend am Kreuz verzweifelt, können wir nachvollziehen. Aber  dass er schon Wochen vorher immer wieder in innere Ruhe, Besorgnis, ja Stress kommt, überrascht. Brauchen wir nicht gerade Menschen, die souverän vorangehen und in jeder Situation ruhig bleiben? Ist das nicht der Jesus, den wir kennen? 

Johannes, einer der zwölf Apostel, also nächsten Vertrauten von Jesus, hat da was ganz anderes erlebt. In seinem Evangelium berichtet er mehrmals, wie Jesus sichtbar in Stress kommt und tief verunsichert wird. Jesus spricht dann aber auch zu seinen Vertrauten, dass ihnen selbst das auch passieren kann und wird. Dazu hilft er ihnen, wie sie solchen Situationen begegnen können. 

Das erste Mal, wo Jesus sichtbar beunruhig wird, ist der Tod seines Freundes Lazarus. Ein paar Wochen später wird Jesus wieder tief beunruhigt und beginnt zu zittern. Diesmal Menschen aus dem fernen Ausland mit ihm sprechen, ihn persönlich kennenlernen. Ein paar Tage später, als er mit seinen Vertrauten zusammen ist, überkommt ihn wieder eine Panikattacke. Einer seiner engsten Vertrauten würde ihn verraten. Wir sehen bei Jesus Mitleid, aber auch eigenes, tief empfundenes Leid, dann aber auch das Leid, was er für andere tragen wird, für uns und tiefe Trauer über den Verräter. Diese Dinge perlen nicht einfach von Jesus ab.

Doch dann kommt Jesus zur Ruhe. Er beginnt seinen Vertrauten von seinem Auftrag zu erzählen. Jesus, der erst kurz vorher noch tief verunsichert war, spricht ihnen jetzt zu, wie sie Stress und innere Unruhe, ja Panik, begegnen können. 

Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!

So lesen wir in Johannes 14, Vers 1. 

Jesus macht seinen Nachfolgern Mut auf ihn zu schauen und ihm zu folgen. Zu diesen Nachfolgern gehören auch wir. Jesus verheimlicht uns nichts. Wir sollen ihn in seiner Schwäche und in seine Stärke kennenlernen. Er kommt als ganzer Mensch zu uns. Er durchlebt auch das, was wir von uns selbst und anderen kennen, Tod, Enttäuschung, Verunsicherung. Aber es ist sogar mehr als Solidarität und Verständnis, womit er uns Mut macht. Jesus erinnert uns daran, wie er selbst diesen Situationen begegnet. Es ist der Blick zum Vater im Himmel, mit dem er alles teilt. Ja, es ist sogar die persönliche Anwesenheit des Vaters durch seinen Geist. Und es ist genau dieser Heilige Geist Gottes, der auch seine Nachfolgern begleiten und erfüllen wird. Jesus nennt ihn Tröster und Beistand. Dann macht er seinen Vertrauten und uns heute Mut mit diesen Worten aus Johannes 14, Vers 27.

Frieden lasse ich euch,meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

Es ist Gottes zuverlässige Anwesenheit, die Gegenwart des liebenden und allmächtigen Vaters, der uns begleiten wird. Denn Jesus Christus, sein Sohn, hat alle Sorgen für uns getragen. Er trägt sich auch noch. Denn sein Geist ist mit uns, bei uns, in uns. 

Jesus versteht Dich und mich gut, sehr gut, sehr sehr gut. Wir dürfen auch schwach werden. Aber noch mehr dürfen wir uns aufhelfen, stützen und stärken lassen in allem, was uns begegnen wird. Wir brauchen ihn also nicht nur bewundern. Wir dürfen uns von ihm halten und tragen lassen.