Taschenlampe oder Fackel?

(Ein paar Gedanken zu Licht und Finsternis und zu dem, was Johannes, der Freund von Jesus, dazu sagt.)

Ich glaube, jeder von uns hat eine Taschenlampe im Haus, in der Wohnung oder im Auto. Wir haben einige davon. Sehr praktisch sind auch die Lampen, die man an die Stirn klemmen kann. Da hat man gleich die Hände frei, um etwas zu reparieren. Wenn der Strom ausfällt – was ja Gott sei Dank selten passiert –  sollte man eine Ersatzlampe auf jeden Fall griffbereit haben. Ehrlich gesagt, muss ich genau in solchen Situationen immer suchen, wo ich die praktischen Dinger denn aufbewahrt habe. Für bestimmte Zwecke sind die altmodischen Kerzen aber praktischer. Sie sind nicht so fokussiert, wie Taschenlampen, geben aber Licht für die ganze nähere Umgebung. Man kann sich gegenseitig sehen und so einfacher ins Gespräch kommen, als wenn man sich gegenseitig fokussiert blendet. 

So ist das auch mit Fackeln. Erinnerst Du Dich noch an die letzte Nachtwanderung? Meine ist schon länger her. Ich erinnere mich aber noch gerne daran. Man ist gemeinsam im Dunkeln unterwegs. Die meisten haben eine Fackel in der Hand. Das Licht reicht aber für alle. Es beleuchtet nicht nur den Weg oder Hindernisse oder andere Menschen. Das Licht einer Fackel beleuchtet auch den, der sie trägt. 

Jede Art von Licht hat seine Berechtigung. Will ich etwas reparieren, ist eine gute, fokussierte Taschenlampe die beste Wahl. Wenn ich bei einem Stromausfall meine Wohnung erhellen will, ziehe ich eine Kerze vor. Und für eine Nachtwanderung ist natürlich die Fackel meine erste Wahl. Sie schafft Gemeinschaft und hilft gemeinsam zum Ziel zu kommen. 

Johannes, einem der engsten Freunde und Nachfolger von Jesus, ist aufgefallen, das Jesus auch viel von Licht und Finsternis gesprochen hat. In seinen ersten zwei Briefen, die er viele Jahre später schreibt, kommt Johannes darauf zurück. Dabei vergleicht er Licht und Finsternis mit Liebe und Hass, mit Versöhnung und Sünde. Ihm fällt aber auch auf, dass wir oft eher in einem Zwischenzustand leben. 

So lesen wir in seinem ersten Brief folgendes: 

Liebe Freunde, bei dem, was ich euch schreibe, handelt es sich nicht um ein neues Gebot; es ist jenes alte Gebot, das ihr von Anfang an gekannt habt, es ist die Botschaft, die euch verkündet wurde. 8 Und doch ist das, was ich euch schreibe, auch ein neues Gebot – neu, weil das, was es fordert, von Jesus Christus erfüllt wurde und auch bei euch Wirklichkeit geworden ist. 

Ja, die Finsternis vergeht, und das wahre Licht hat schon zu leuchten begonnen. 9 Wer behauptet, im Licht zu leben, aber seinen Bruder oder seine Schwester hasst, der lebt in Wirklichkeit immer noch in der Finsternis. 10 Doch wer seine Geschwister liebt, lebt im Licht und bleibt im Licht, und nichts kann ihn zu Fall bringen. 11 Wer seine Geschwister hasst, lebt in der Finsternis. Er tappt im Dunkeln umher und weiß nicht, wohin er geht; die Finsternis hat ihn blind gemacht.

(1. Brief von Johannes, Kapitel 2, Verse 7–11 nach der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel)

Johannes ist der Meinung, dass wir in der Nähe von Jesus gut aufgehoben sind, jeder von uns persönlich und wir alles zusammen. In seiner Nähe sehen wir uns gegenseitig. Wir entdecken, wie wir selbst und der andere ist – von Gott geliebte Menschen. Und dann gibt uns Jesus sein Licht an die Hand wie eine Fackel, die uns alle, Jesus, unseren Mitmenschen und uns selbst, beleuchtet. 

So blenden wir uns nicht gegenseitig, denn wir stehen im selben Licht. Wir stehen auch nicht draußen im Dunkeln und werden von einem grellen Spot geblendet um dann um so weniger zu sehen. Wenn wir geblendet werden, wird die Finsternis dann um uns um so dunkler. Da steht jemand draußen, der alles von uns sehen will und es besser zu wissen meint. Er oder sie bleibt im Dunkeln. Und aus der eigenen Finsternis heraus, will dieser Mensch alles sehen. Johannes beschreibt das nicht als Neugierde, sondern als eine Form von Hass. Es ist lieblos den anderen zu beurteilen und sich selbst dabei herauszunehmen. 

Passiert Dir das nicht auch selbst mal, dass Du Dein Gegenüber nicht nur beleuchtest, sondern blendest? Wenn Du das merkst, dann tausch die Taschenlampe des Urteilens und Verurteilens schnell mit der Fackel, die Jesus Dir reichen will. Komm in sein Licht. Sieh ihn selbst. Sieh Dich selbst, wie Du wirklich bist. Und sieh dann auch die Person neben Dir. Du darfst sicher sein. Jesus schreckt vor Dir nicht zurück. Er liebt Dich mit einer Liebe, die es hell macht im Leben. Er liebt das Urteil, das andere über uns gelegt haben, einfach weg. Er will auch das Urteil, dass Du vielleicht über einen anderen ausgedacht oder gesprochen hast, weg. Bring es zu Jesus ans Licht. Er ist gekommen uns freizusprechen, Dich und mich uns alle. 

Nehmen wir doch die Fackel von Jesus in die Hand. Was ein Licht!