Anders und doch gleich – Lieblingskinder?

Predigtmanuskript

Pfingsten als das dritte große Fest im christlichen Kalender. Das wohl unbekannteste oder das, mit dem man am wenigsten anfangen kann. Es ist aber auch das, das nicht von der säkularen Gesellschaft gekapert und für eigene Zwecke missbraucht wird. 

Vielleicht liegt es daran, dass es für viele zu kompliziert ist, zu abstrakt. Wenn man vom Heiligen Geist redet, ist das schon komisch, weil sich da der Mensch von der Straße - ich weiß nicht - so gar nichts oder nur verdrehtes vorstellen kann. Ich will da gar nicht weiter drauf eingehen. Jeder hat da ja auch seine eigenen Ideen und auch Erfahrungen.

Worum geht es? Am Pfingstfest wird deutlich, dass Gott niemand übersieht. Gott hat keine Lieblingskinder, oder doch? Darum geht es heute. Grundsätzlich aber um die Themenreihe: Anders, und doch gleich. 

Jetzt aber erstmal die Frage nach den Lieblingskindern.

Unter Geschwistern ist es ja oft so, dass sie jeweils vom anderen denken er oder sie würde von den Eltern mehr gemocht und vorgezogen werden. In der Schule passiert etwas ähnliches mit Lieblingsschülern und Lieblingsfreunden. Da geht es aber mehr um Anerkennung und Selbstbewusstsein. Wer ist  die Schlauste, die Hübscheste und der Stärkste oder Coolste? Die Besten passen sogar gelegentlich auf, dass sie nur als die Zweitbesten erscheinen. Es geht trotzdem ums Vergleichen und den äußeren Anschein, ums Dazugehören und nicht An-der-Seite-stehen. 

Gar nicht so lange Zeit nach der Entstehung der christlichen Gemeinde war das ähnlich, aber auch ein bisschen anders. Was war aber vorher passiert, sozusagen in der ersten Staffel der Serie? 

Gott hatte sich ein Volk ausgewählt, Israel genannt. Irgendwie hatte er sich in genau dies Volk verliebt, so lesen wir lange vor der Zeit der Entstehung der christlichen Kirche. Es war nicht das größte, nicht das wichtigste, nicht das schönste oder hübscheste. Es war, wie es war. Mit genau diesem mittelmäßigen Volk, das sonst niemand entdeckt hätte, wollte Gott ein Beispiel für alle anderen setzen. Im Lauf der Zeit wurden die Menschen, die zu Israel gehören Juden genannt. Und die haben sich dann auch, nicht unverständlicherweise, als Lieblingskinder Gottes gefühlt und sich abgegrenzt.

Kommen wir zur zweiten Staffel. Als dann die christliche Gemeinde in Jerusalem entstand, waren zuerst einmal alles Juden oder zum Judentum übergetretene Nichtjuden. Das war die ersten Jahre so. Dann passierte aber etwas Besonderes. Jesus hatte es seinen Leuten immer wieder gesagt. Aber die hatten mal wieder nicht richtig zugehört, wie so oft. 

Dann merken sie aber durch ein paar Schlüsselerlebnisse, wie sehr Gott auch den so ganz anderen lieb hat und in seine Familie aufnehmen möchte. Als Petrus, einer der zwölf Apostel, von Gott zu so ganz anderen Menschen geführt wird, sagt er folgende Worte, durch die Gott plötzlich handelt ohne dass er das erwartet hätte. 

Da begann Petrus zu sprechen: »Jetzt erst habe ich wirklich verstanden, dass Gott niemanden wegen seiner Herkunft bevorzugt oder benachteiligt. 35 Alle Menschen sind ihm willkommen, ganz gleich, aus welchem Volk sie stammen, wenn sie nur Ehrfurcht vor ihm haben und so leben, wie es ihm gefällt. 36 Ihr kennt die rettende Botschaft, die Gott dem Volk Israel verkünden ließ: Er hat durch Jesus Christus Frieden gebracht, und Christus ist ja der Herr über alle! 

37 Ihr wisst auch, was im ganzen jüdischen Land geschehen ist. Angefangen hat alles in Galiläa, nachdem Johannes der Täufer die Menschen dazu aufgerufen hatte, sich taufen zu lassen: 38 Jesus aus Nazareth, der von Gott versprochene Retter, ist von Ort zu Ort gezogen. Er hat überall Gutes getan und alle geheilt, die der Teufel in seiner Gewalt hatte, denn Gott selbst hatte ihm seine Macht und den Heiligen Geist gegeben. Gott stand ihm bei. 39 Wir Apostel sind Augenzeugen für alles, was er in Israel und in Jerusalem getan hat. Diesen Jesus haben sie ans Kreuz genagelt und getötet. 40 Doch am dritten Tag hat Gott ihn wieder zum Leben erweckt. Danach ist er im Auftrag Gottes als Auferstandener erschienen, 41 zwar nicht dem ganzen Volk, aber uns, seinen Jüngern, die Gott schon im Voraus als Zeugen bestimmt hatte. Ja, wir haben nach seiner Auferstehung sogar mit ihm gegessen und getrunken. 42 Jesus gab uns den Auftrag, dem ganzen jüdischen Volk zu sagen und zu bezeugen, dass Gott ihn als Richter über die Lebenden und die Toten eingesetzt hat. 43 Schon die Propheten haben alle über ihn gesprochen. Durch ihn – so haben sie es vorausgesagt – werden jedem Menschen seine Sünden vergeben, der an ihn glaubt.« 

44 Petrus hatte seine Rede noch nicht beendet, da kam der Heilige Geist auf alle, die ihm zuhörten. 45 Die jüdischen Christen, die mit Petrus gekommen waren, konnten es kaum fassen, dass Gott auch Nichtjuden den Heiligen Geist schenkte. 46 Denn sie hörten, wie die Menschen in fremden Sprachen redeten und Gott lobten. Da wandte sich Petrus an seine Begleiter: 47 »Wer könnte ihnen jetzt noch die Taufe verweigern, wo sie genau wie wir den Heiligen Geist empfangen haben?« 48 Und er ließ alle auf den Namen von Jesus Christus taufen. Danach baten sie Petrus, er möge noch einige Tage bei ihnen bleiben. 

(Apostelgeschichte 10,34–48 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)

Vier Dinge können wir da entdecken: 

  1. Da kommen vorbereitete Menschen ...
  2. ... in Kontakt mit der Bibel ...
  3. ... hören darüber mit Jesus, ...
  4. ... und werden auf diese Weise von Gottes Geist so berührt, und merken dass sie zu seinen Lieblingskindern gehören.

Da sind vorbereitete Menschen

Genau zur gleichen Zeit bereitet Gott Petrus und Kornelius vor. Die sind so verschieden, wie man es sich kaum vorstellen kann. Der eine, ein simpler, ehemaliger Fischer. Der andere ein gut ausgebildeter Kommandant mit einem Haufen Hausangestellten. Der erste ein Jude, der zweite ein Römer. Petrus in seiner Heimat, Kornelius im Ausland. Was für den einen bekannt ist, ist für den anderen fremd. Das sind zwei Menschen, die sich normalerweise nie kennengelernt hätten. Sie hätten es wahrscheinlich auch nicht gewollt.  

Trotzdem, und gerade deswegen, beginnt Gott beide aufeinander und besonders auf sein Wirken vorzubereiten. Wie macht er das?

Dabei benutzt Gott etwas außergewöhnliche Mittel. Petrus schickt er eine außergewöhnliche Vision gleich mehrmals hintereinander, damit Petrus merkt, dass es keine dumme Idee ist. Zu Kornelius schickt er einen Engel. Wörtlich steht hier Bote. Aber der Zusammenhang mach deutlich, dass es ein außergewöhnlicher Bote von Gott war. Ganz davon abgesehen war da bei Kornelius nach und nach schon eine gewisse Neugierde und Sympathie gewachsen. Es waren nicht nur die Juden an sich, sondern besonders ihre Religion, und nicht nur für ihre Religion, sondern ihr Gott, den er kennen lernen wollte. 

Irgendwie merkte Kornelius, dass er es bei diesem konfusen, etwas rebellischen Volk mit Lieblingskindern Gottes zu tun hatte. Aber irgendwie wollten sie ihn nicht so richtig reinlassen in ihren Kreis der Lieblingskinder.  

Was aber auffällt ist: Gott bereitet beide Gruppen aufeinander vor.

Ein paar Fragen dazu:

  • Macht er das heute noch? Wie macht er das?
  • Wie erlebst Du das? Hast Du das schon erlebt?
  • Wärst Du bereit über Deinen Schatten zu springen, wie Petrus und Kornelius?

Bei all den Fragen bleibt die eine: Was sind die letztendlich gleichbleibenden Faktoren, mit denen Gott uns Menschen ohne Unterschied in seine Familie aufnimmt?

Da ist die Bibel, die alles beschreibt.

Ohne die Bibel wüssten wir heute nicht mehr, wie und was alles passiert ist. Da geht es nicht nur um dieses eine Ereignis. Da geht es um die Zusammenhänge, warum Gott uns Menschen lieb hat, egal aus welchem Hintergrund wir kommen. Da geht es auch darum, wer Gott ist, wie er sich selbst beschreibt und beschreiben lässt. Wie sehr er sogar ganz verschrobene Menschen lieb hat.

Sich darauf einzulassen, macht wirklich ein bisschen Arbeit. Aber ohne Bibel und ohne, dass wir uns auf sie einlassen, würde es nicht gehen. 

Wir selbst müssen uns mit ihr auseinandersetzen und anderen auch die Gelegenheit dazu geben. 

Das ist gar keine Frage für Petrus. Dabei geht er zuerst auf das ein, was seine Zuhörer schon wissen. Und das ist bei Kornelius und seinen Leuten schon eine ganze Menge. Sie haben von Jesus schon gehört: irgendwas von Frieden, den er gebracht haben soll. Da sind auch viele Gerüchte herumgegangen. Viele wussten etwas vom Hörensagen. Das war aber alles sehr diffus. Jeder machte daraus, was er wollte. 

Aber immerhin. Auf dieses lose Vorwissen baut Petrus auf und gibt es seinen Zuhörern schriftlich und mündlich. 

Hier steht es geschrieben. Nehmt Euch Zeit. Ich erklär’s euch. Wir sind übrigens auch Augenzeugen. Das ist alles so passiert und keine Erfindung. Wir gehören zu den ersten. Aber Gott will nicht nur uns, sondern noch viel mehr - euch. 

Das alles steht in der Bibel geschrieben. Damals nur in den alten jüdischen Schriften. Dann aber auch in den christlichen Berichten und Briefe über die Ereignisse um Jesus und seine Kirche. Das ist die Gemeinschaft seiner manchmal so seltsamen Lieblingskinder. Das waren sie immer schon, und das wird wohl auch so bleiben.

Mittendrin ist Jesus, der alles durchdringt

In der Bibel stehen viele Interessante Dinge. Aber wenn wir sie lesen ohne Jesus im Kopf zu haben, macht sie uns nur schlau oder sie verwirrt uns. 

Deswegen geht es gar nicht zuerst um die Frage: “Was soll ich tun?”, sondern um diese: “Wer ist Gott? Was hat er getan? Und wer bin ich in seinen Augen? 

Das alles ist ohne Jesus nicht zu verstehen. Wenn ich meinem Mitmenschen Jesus vorenthalte, wird er nie verstehen, worum es im Glauben geht. Es geht nicht darum, dass wir uns selbst als Kirche beschreiben, sondern Jesus. 

Wenn ich weiß, dass ich Lieblingskind Gottes bin, weil mich Jesus angeschlossen habe, warum sollte ich das anderen vorenthalten? Das ist die Antwort auf die Frage nach dem: “Was soll ich tun? 

Genau dann kommt der Heilige Geist ins Spiel.

Genau in dieser Kombination von Vorbereitung durch Gott, das Schauen in die Bibel und Jesus kommt der Geist Gottes. Kommt Gott selbst. 

Was ist das Zeichen, dass Gottes Geist da ist? 

Menschen fangen an Gott zu loben. Sie schauen nicht mehr auf ihre Defizite, sondern auf den, der sie füllt. Sie schauen nicht mehr auf trennende Unterschiede. Sie erkennen Gott als Schöpfer einer großen Vielfalt von Menschen. Sie sind fasziniert von ihm und seinem Handeln. Sie wollen ihn immer mehr kennen lernen. Sie lernen auf diese Weise eine neue Sprache, die Sprache der Lieblingskinder Gottes. 

Wenn Du das siehst, erlebst oder Dich danach sehnst, siehst Du Gott handeln, erlebst Du Gottes Geist. 

Du kannst viele gute und schöne Sachen machen und erleben. Aber wenn das fehlt, kannst Du sicher sein, dass Gottes Geist da nicht drin ist. Das bedeutet nicht, dass gute und schöne Sachen nicht gut und schön sind. es ist aber auch so, dass ihnen eine Qualität fehlt, die es nur in Verbindung mit Jesus uns der Bibel gibt. 

Jesus lädt Dich ein, diese Qualität zu genießen. Er will Dich durch seinen heiligen, seinen Besonderen, einzigartigen Geist beschenken und gleichzeitig herausfordern. Nimm Gottes Liebe für Dich an und Deinen so ganz anderen Mitmenschen. 

Sei ganz Lieblingskind Gottes und gönne es auch den so ganz anderen. 

Petrus und Kornelius haben das erlebt und wurden vor Freude ganz umgehauen. Warum auch nicht?!