Fünf drängelnde Freunde

(Kurzimpuls zu Advent für Radio HBW)

Schön, dass sie heute wieder dabei sind. Hier Lars-Uwe Jung, Prediger in den Landeskirchlichen Gemeinschaften Aschersleben und Hettstedt.

Wir befinden uns mitten in der Adventszeit. Der Nikolaustag war schon letzten Sonntag. Ich weiß nicht, wer von Ihnen einen Stiefel gepackt oder bekommen hat. Manchmal steckt ja auch eine Rute aus Reisig darin. Da muss sich dann Knecht Ruprecht reingeschlichen haben. Aber wenn sich das Christkind anschließt, dürfen wir die Reiser ja gerne in den Kamin werfen, und müssen sie nicht auf dem Hintern spüren. Vor allem, weil ja eine wunderbare Fee schon zum ersten Advent die erste Kerze angezündet hat. Aber mal sehen, was der Weihnachtsmann in gut zwei Wochen noch für uns bereit hat. 

Gegen Ende des Jahres kann es einem in unserer Republik wirklich nicht langweilig werden. Finden Sie das nicht auch? Diese fünf Freunde, und alles, was sie so mitbringen, halten uns ganz schön auf Trab. Sie drängeln sich sozusagen ganz angenehm in unser sonst gleichförmiges Leben. Ein bisschen Abwechslung tut da gegen Ende des Jahres gut. 

Daneben schmückt ja fast jeder von uns die Wohnungen oder Häuser in voller Weihnachtsmanier. Adventskranz, Lichterketten, Herrnhuter Stern, eine passende Tischdecke vielleicht und das eine oder andere Figürchen. Das Räuchermännchen hat sich seine angestammte Stelle auf dem Schrank wieder erobert. Die Krippe kann vielleicht noch warten, oder doch nicht? Schnee wäre natürlich auch ganz schön, wenn er nicht zum Hindernis wird. 

Also, ich finde, wir können es uns schon so richtig schön machen! Da sind die schönen Traditionen und mindestens fünf nette Figuren, die uns, den Kindern und Enkeln, den Eltern und Großeltern, eine schöne Zeit bescheren wollen. Sie drängeln sich sozusagen in unser Leben um es in der dunklen jahreszeit etwas aufzuhellen.

Nur in diesem Jahr drängelt sich da etwas anderes in unser Leben und trübt uns so richtig die Stimmung. Unsere Routine ist die letzten Monate so richtig durcheinandergeraten. Ein rotes, rundes Stachelwesen, Corona-Virus, genannt, hat sich zu uns durchgedrängelt und wie eine Lawine viele Seinesgleichen mitgebracht. Selbst, wenn man das nicht hören will. Man kann sich ihm nicht entziehen. 

Ich muss an die Schäfer auf den Feldern und Wiesen denken, die Hirten aus der Weihnachtsgeschichte. Sie lebten abseits ihre Routine, damals wahrscheinlich als Lohnarbeiter. Gegen Abend hatten sie die Herden zusammengetrieben und sich vielleicht um ein Feuer gesetzt. Ein paar standen als Wachen am Rande. Es gab nichts Besonderes in ihrem Leben. 

Plötzlich drängelt sich jedoch ein gigantischer Engelchor zu ihnen durch, angstmachend wie marschierende Soldaten, keine süßlich weich und weiß gekleidete Flügelwesen mit holden Stimmen. Die Hirten fühlen sich überrannt, sind verängstigt. All ihre Gedanken, die ganze Routine umgestoßen, ihr Mut verflüchtigt. 

Doch was hören sie da mit mächtigen Stimmen singen?

 “Fürchtet euch nicht! Denn euch ist heute der Retter geboren. Geht hin und seht! Friede allen Menschen seines Wohlgefallens.” 

Gott legt ein neues Lied in das Leben der Hirten. Plötzlich von Gott wahrgenommen. Ihre Angst legt sich. Ihr Interesse ist geweckt. Ihre Sehnsucht dabei sich zu erfüllen. Sie gehen auf die Einladung ein. 

Dann finden sie ihren Retter, Jesus. Gott hat sich zu ihnen durchgedrängelt und den Menschen in der Dunkelheit die erste Einladung zu seinem großen Fest gebracht. Er hat den Weg freigemacht. Sie dürfen Gott ganz neu kennenlernen, seinen Sohn, ihren Retter, Jesus. 

Lassen Sie doch dieses ganz andere Advent und Weihnachten eine Gelegenheit sein, in der sich Gott wieder zu Ihnen durchdrängeln darf. Lassen Sie sich Mut machen und ein Licht Hoffnung bringen, nein, das Licht, Jesus. Lassen Sie sich auf Gottes Einladung ein, den Retter kennenzulernen. 

Lassen Sie sich jetzt doch auch auf ein Experiment ein und beten Sie mit mir die folgenden Worte:

 “Gott, lieber Vater, Jesus, mein Retter – komm zu mir in meine Routine. Drängel dich zu mir durch in dieser so komischen Adventszeit. Schaffe dir einen Weg zu mir. Du kennst mich und meine Gedanken. Nimm du wieder Raum in meinem Herzen. Nimm weg, was Dir nicht gefällt und erfülle mich mit deinem Frieden. Du bist Herr, niemand anders. Dir darf ich mich anvertrauen. Vielen Dank und Amen!” 

Ihnen allen eine gesegnete Adventszeit im Wissen, dass Gott sich nicht aufhalten lässt. 

Ihr Lars-Uwe Jung von den Landeskirchlichen Gemeinschaften Aschersleben und Hettstedt